Bizarre Galaxienbilder in Abell 68
von Stefan Deiters astronews.com
8. März 2013
Die ESA hat in dieser Woche eine faszinierende Aufnahme
veröffentlicht, die auf Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble basiert. Sie
zeigt den rund zwei Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen Abell 68 und
zahlreiche bizarre Galaxien, bei
denen es sich um die verformten Bilder noch weiter entfernter Systeme handelt.
Hubbles Blick auf Abell 68.
Bild: NASA & ESA
/ N. Rose [Großansicht] |
Auf der jetzt von der europäischen Weltraumagentur ESA veröffentlichten
Aufnahme ist der gewaltige Galaxienhaufen Abell 68 zu sehen, der durch seine
enorme Masse die Raumzeit so verformt, dass das Licht einiger hinter ihm
liegender, noch entfernterer Galaxien
ablenkt und dadurch verstärkt und verzerrt wird. Abell 68 selbst ist bereits
rund zwei Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt.
Dieses als Gravitationslinseneffekt bekannte Phänomen lässt sich mithilfe von
Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie beschreiben und sorgt dafür,
dass Galaxien erkennbar werden, die ohne dieses kosmische
"Vergrößerungsglas" nicht zu beobachten gewesen wären.
Abell 68 ist die Ansammlung von hellen Galaxien in der Mitte und im oberen linken
Bereich des Bildes. Galaxienhaufen enthalten nicht nur sichtbare Materie in
Form von unzähligen Galaxien mit wiederum unzähligen Sternen, sondern zudem noch jede
Menge an Dunkler Materie, so dass man es hier mit einer gewaltigen Gesamtmasse zu tun
hat.
Licht von Galaxien, die sich aus unserer Perspektive direkt hinter Abell 68
befinden, muss diese Konzentration an Masse passieren und wird dadurch
abgelenkt. Auf diese Weise entstehen verstärkte und in der Regel stark verzerrte
Bilder der entfernten Galaxien rund um den und im Galaxienhaufen. Oft lassen sich sogar mehrere Bilder einer
bestimmten entfernten Galaxie
identifizieren.
Obwohl die Systeme stark verzerrt sind, können Astronomen doch auf diese
Weise Galaxien in Entfernungen untersuchen, die heute selbst mit den
leistungsfähigsten Instrumenten nicht studiert werden könnten. Auf der Aufnahme
finden sich einige faszinierende Beispiele für solche verformten Galaxien: In
der Bildmitte etwa gleichen viele Galaxien langgezogenen Strichen.
Oberhalb der großen elliptischen Galaxie in der oberen linken Bildhälfte ist
zudem ein bizarr verformtes Bild einer Spiralgalaxie zu sehen, das an einen Alien aus dem Computerspiel
Space Invaders erinnert,
das Ende der 1970er Jahre populär war. Links von der elliptischen Galaxie ist
noch ein zweites, allerdings weniger verformtes Bild der gleichen Spiralgalaxie zu
sehen.
Ein ganz anderes Phänomen sorgt für das eigentümliche Aussehen der Galaxie am
rechten oberen Bildrand: Hier erscheint es fast so, als würde irgendetwas aus diesem
System heraustropfen. In Wirklichkeit bewegt sich die Galaxie gerade durch einen
Bereich mit einer hohen Dichte von intergalaktischem Gas, wodurch galaktisches Gas
aus der
Galaxie herausgerissen und aufgeheizt wird. Astronomen nennen dieses Phänomen
Ram Pressure Stripping.
Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Infrarotansicht, die aus
Beobachtungen mit dem Infrarotkanal der Wide Field Camera 3 und aus
Beobachtungen im nahen Infrarot mit der Advanced Camera for Surveys
erstellt wurde. Beides sind Instrumente des Weltraumteleskops Hubble.
Das Bild vermittelt einen kleinen Vorgeschmack darauf, was einmal mit dem
Hubble-Nachfolger, dem James Webb Space Telescope, möglich sein wird,
das im Infraroten beobachten soll.
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