Heller Sternhaufen, dunkle Wolke
von Stefan Deiters astronews.com
13. Februar 2013
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
Aufnahme einer sehr sternreichen Himmelsregion im Sternbild Schütze
veröffentlicht. Sie wurde mit dem MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop in La Silla gemacht
und zeigt den hellen Sternhaufen NGC 6520 und die eigentümlich geformte
Dunkelwolke Barnard 86 vor dem Hintergrund unzähliger Sterne.
Die Dunkelwolke Barnard 86 und der
Sternhaufen NGC 6520 im Sternbild Schütze.
Bild: ESO [Großansicht] |
Das heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Bild des
MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskops im chilenischen La Silla zeigt eine der
sternreichsten Regionen am Himmel - einen Teil der Großen Sagittarius-Wolke im
Sternbild Schütze. Dass sich in dieser Region so viele Sterne befinden, hat
einen einfachen Grund: Von der Erde aus blickt man hier nämlich genau in den
Zentralbereich unserer Galaxie.
Die unzähligen Sterne bieten einen eindrucksvollen Kontrast zu der
Dunkelwolke Barnard 86, die im Zentrum des mit dem Wide Field Imager
aufgenommenen Bilds zu erkennen ist. Diese isolierten dunklen Nebel werden auch
als Bok-Globule bezeichnet und der Entdecker von Barnard 86, der Astronom Edward
Emerson Barnard, beschrieb die Dunkelwolke als "Tintenfleck auf einem hellen
Himmel". Barnard war der erste Astronom, der mithilfe langbelichteter
fotografischer Beobachtungen diese dunklen Nebel genauer untersuchte.
Auf den ersten Blick erscheint Barnard 86 wie eine Art Loch in einem Meer aus
Sternen. In Wirklichkeit ist uns die Dunkelwolke allerdings deutlich näher als
die unzähligen Sterne im Hintergrund. Sie besteht aus kaltem, dunklem und sehr
dichtem Gas und Staub und verschluckt somit sämtliches Licht der hinter ihr
liegenden Objekte. Man vermutet, dass die Dunkelwolke aus Überresten der großen
Molekülwolke entstanden ist, aus der sich einst der nahegelegene Sternhaufen NGC
6520 gebildet hat, der auf der Aufnahme links neben Barnard 86 zu erkennen ist.
NGC 6520 ist ein offener Sternhaufen, in dem sich viele junge, heiße Sterne
befinden, die sich durch ihre bläulich-weiße Farbe verraten. Sternhaufen wie NGC
6520 bestehen in der Regel aus einigen Tausend Sternen, die alle zur selben Zeit
geboren wurden. Im Gegensatz zu den deutlich massereicheren Kugelsternhaufen
haben offene Sternhaufen meist nur eine recht kurze Lebenserwartung: Nach
einigen hundert Millionen Jahren lösen sie sich langsam auf und ihre Sterne
verteilen sich im All.
Eine genauere Untersuchung von NGC 6520 wird durch die große Zahl von Sternen
in diesem Himmelsbereich deutlich erschwert. Es ist nämlich nicht immer leicht
zu erkennen, welche Sterne nun zum Sternhaufen gehören und welche sich im
Hintergrund befinden. Die Astronomen vermuten aber, dass NGC 6520 ungefähr 150
Millionen Jahre alt und - genau wie die benachbarte Dunkelwolke - rund 6.000
Lichtjahre von der Erde entfernt ist.
Einige Sterne sind auch in Barnard 86 zu erkennen. Sie befinden sich
allerdings nicht etwa in der Dunkelwolke, sondern liegen zwischen uns und dem
Objekt. Es ist aber durchaus möglich, dass auch innerhalb von Barnard 86
irgendwann einmal ein oder mehrere Sterne aufleuchten: Im Zentrum vieler
Dunkelwolken entstehen nämlich neue Sterne, deren Licht allerdings zunächst vom
Staub der Wolke verschluckt wird. Ob dies jedoch auch in Barnard 86 der Fall
ist, wissen die Astronomen nicht.
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