Ein heller Jupiter und die Leoniden
von
Stefan Deiters astronews.com
1. November 2012
Der November ist vor allem für Sternschnuppenfreunde
interessant. In der Monatsmitte erreichen nämlich die Leoniden ihr Maximum und
es könnten bis zu 50 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen sein. Ansonsten
dominiert der Gasriese Jupiter den nächtlichen Himmel. Nur die Venus übertrifft
am Morgen den größten Planeten des Sonnensystems noch an Helligkeit.
Die schmale Mondsichel, Spica, der hellste Stern im Sternbild
Jungfrau, und die Venus am Morgen des 12. November über dem
östlichen Horizont.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Die dunkle Jahreszeit hat auch ihr Gutes: Schon am frühen Abend ist ein Blick
an den Sternenhimmel möglich und mit etwas Glück ist es dabei nicht ganz so
kalt, wie in den Winternächten im Januar oder Februar. Nur das Wetter muss
mitspielen und das kann bekanntlich im grauen Monat November oft ein Problem
sein. Ist es aber einmal klar, könnte sich ein Blick an den Himmel gleich
mehrfach lohnen.
Vor allem ab dem 9. November sollten Sternschnuppenfreunde auf ihre Kosten
kommen: Die Leoniden zeigen sich in Richtung des Sternbilds
Löwe oder Leo, daher auch der Name dieses Sternschnuppenstroms. Die Leoniden
bestehen aus Material des Kometen Tempel-Tuttle, der etwa alle 33 Jahre in die Nähe der
Sonne kommt und in diesen Zeiten für eine erhöhte Sternschnuppendichte sorgt. 1998
und 1999 konnte man deswegen teilweise beachtliche Meteorschauer beobachten.
In diesem Jahr dürfte die Ausbeute nicht so groß sein, allerdings haben die
Leoniden die Astronomen immer wieder überrascht. Das Maximum wird für den Morgen
des 17. und des 20. November erwartet. Dann dürften
bis zu 15 Sternschnuppen pro Stunde zu beobachten sein (siehe
Bericht). In den
folgenden Tagen lässt die Aktivität der Leoniden schnell nach. In der ersten
Monatshälfte erreichen zudem die Tauriden ihr Maximum.
Sie scheinen aus dem Sternbild Stier zu kommen, dürften allerdings nur für eine
einstellige Zahl von Sternschnuppen pro Stunde sorgen. Es handelt sich
vermutlich um zwei Ströme, die ihr Maximum am 4. und am 11. November erreichen.
Doch auch wer nicht auf Sternschnuppenjagd ist,
kann in der Nacht derzeit einiges Interessante entdecken: Beobachtet man etwa
den herbstlichen Sternenhimmel aus relativer Dunkelheit, sollte man einmal
versuchen, zwischen den Sternbildern Andromeda und Kassiopeia (dem "Himmels-W")
einen kleinen verwaschenen Fleck auszumachen. Dieser "Nebel" ist unsere
Nachbargalaxie Andromeda und liegt in einer Entfernung von etwa zweieinhalb
Millionen Lichtjahren [Findkarte].
Durch ein Fernglas betrachtet wird dieser diffuse Fleck zu einem ovalen Objekt,
das im Zentrum deutlich heller ist als am Rand. Könnte man die gesamte
Ausdehnung der Galaxie am Himmel sehen, würde sie mehr als doppelt so groß wie
der Vollmond erscheinen.
Zu den typischen Herbststernbildern gehört auch das markante Viereck des
Pegasus, das am Abend im Südwesten zu sehen ist. Südlich und
östlich davon findet sich das Sternbild Fische, das zwei Fische
darstellen soll, die an ihren Schwänzen mit einer Leine verbunden sind. Der
Körper des einen Fischs ist südlich des Pegasus-Vierecks als kleiner Kreis aus
fünf Sternen zu sehen, der andere als gezackte Linie östlich davon. Das
Sternbild hat die Form eines "V", in dessen Spitze der Stern Alrischa liegt, der
Hauptstern des Sternbilds.
Die Spitze des "V" deutet auf einen ganz besonderen Stern: Mira
im Sternbild Walfisch. Mira ist ein roter Riese und als veränderlicher Stern
bekannt, dessen Helligkeit dramatisch schwankt. Während seiner hellen Phase ist
er mit bloßem Auge leicht auszumachen, zu anderen Zeiten ist er oft ohne
Hilfemittel gar nicht zu beobachten. Sein Sternbild, der Walfisch, scheint dann
in zwei Teile getrennt zu sein. Mira ist etwa 300 Lichtjahre von der Erde
entfernt und hat den rund 400-fachen Durchmesser unserer Sonne.
Mira hat inzwischen einer ganzen Klasse von veränderlichen Sternen den Namen
gegeben - den Mira-Sternen. Mira selbst erhielt von Johannes Hevelius im Jahr
1662 ihren Namen. Den Stern, der manchmal zu sehen war und manchmal nicht,
nannte der Astronom "die Wundersame" oder eben Mira. Die Helligkeit von Mira
schwankt mit einer Periode von rund 331 Tagen. Das letzte Helligkeitsmaximum des
Sterns war Ende August, das nächste wird Ende Juli des kommenden Jahres
erwartet. Den Stern mit bloßem Auge zu sehen, dürfte somit im November schon
schwer werden. Mehr über Mira in dem Artikel
Herschel: Neues von
einem wundersamen Stern aus dem Juli 2011 und den darin verlinkten
Artikeln.
Unter den Planeten ist Jupiter, der Anfang des kommenden Monats seine
Oppositionsstellung erreichen wird, gegenwärtig der "Star" am nächtlichen Himmel.
Er ist im Sternbild Stier zu finden. Seine dominante Stellung am Himmel wird ihm
erst von der Venus streitig gemacht, die allerdings erst am
Morgenhimmel zu sehen ist und zudem immer später aufgeht. Venus befindet sich
zunächst im Sternbild Jungfrau und dann in der Waage.
Unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der rote Planet Mars,
ist im November nur noch kurz nach Sonnenuntergang auszumachen und zwar in den
Sternbildern Schlangenträger und Schütze. Der Ringplanet Saturn taucht gar nicht
am Nachthimmel auf. Dafür lässt sich ab dem 26. November der Merkur
am Morgenhimmel am Südosthorizont beobachten.
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