Blick in ein frostiges Einschlagbecken
von Stefan Deiters astronews.com
11. Oktober 2012
Ein in diesem Monat veröffentlichtes Bild der ESA-Marssonde
Mars Express gewährt einen Blick auf eine Region im 1.800 Kilometer
durchmessenden Einschlagbecken Argyre. Der italienische Astronom Schiaparelli
benannte diesen vergleichsweise hellen Bereich auf dem roten Planeten nach einer
Silberinsel aus der griechischen Mythologie.
Der Blick von
Mars Express in das Einschlagbecken Argyre.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Die zu Beginn des Monats von der europäischen Weltraumagentur ESA
veröffentlichte Aufnahme entstand am 8. Juni dieses Jahres mit der
High-resolution Stereo Camera (HRSC) an Bord der ESA-Sonde Mars Express
und zeigt eine Region im 1.800 Kilometer durchmessenden Einschlagbecken Argyre.
Es ist bis zu fünf Kilometer tief und entstand durch einen gewaltigen Einschlag
in der Frühgeschichte des Mars. Argyre ist - nach dem Hellasbecken - das zweitgrößte
Einschlagbecken auf dem roten Planeten.
Der Name Argyre leitet sich vom griechischen Wort für Silber ab und bezieht sich
auf eine "Silberinsel" dieses Namens aus der griechischen Mythologie. Der
italienische Astronom Giovanni Schiaparelli benannte diese vergleichsweise helle
Region auf seiner detaillierten Marskarte, die 1877 entstand, als der Mars der
Erde gerade besonders nahe war. Schiaparelli wurde insbesondere bekannt, weil er
damals auf dem Mars auch "Canali" entdeckte, die von vielen als künstlich
angelegte Marskanäle gedeutet wurden.
Im Zentrum des großen Einschlagbeckens befindet sich die Ebene Argyre Planitia.
Das neue Mars-Express-Bild zeigt einen Teil des nördlichen Bereichs
dieser Ebene mit dem 138 Kilometer durchmessenden Hooke-Krater, der nach dem
britischen Physiker und Astronomen Robert Hooke benannt wurde.
Die Landschaftsstruktur in Argyre Planitia wurde überwiegend durch Wind,
Wasser und Eis geformt. Im Inneren des Hooke-Kraters sorgte anhaltender Wind für
die Entstehung von Dünen. Besonders auffällig ist aber eine Region im linken
oberen Bildteil, die wie mit Puderzucker bestreut aussieht. Es handelt sich um
Frost, der allerdings nicht aus Wasser, sondern aus Kohlendioxid besteht.
Kohlendioxideis ist auf dem Mars nicht selten und kommt insbesondere in den
Polarregionen vor. In Argyre Planitia dürfte sich das Eis als Frost direkt auf der
Oberfläche gebildet haben. Wissenschaftler haben aber erst kürzlich mit Hilfe
der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter auch Hinweise auf das
Vorkommen von Kohlendioxidschnee entdeckt (astronews.com berichtete).
Südlich des Hooke-Kraters (links im Bild) und an einigen Stellen innerhalb des
Kraters ist die Oberfläche zudem von einer dünnen Eisschicht überzogen. Diese
fehlt auf der nach Norden gerichteten, rechten Kraterwand. Vermutlich hat dies
mit der Sonne zu tun, die um 16.30 Uhr Ortszeit diesen optimal ausgerichteten
Hangbereich so aufgeheizt hat, dass das Eis geschmolzen ist. Die Wärme der Sonne
reicht jedoch während des Marswinters in dieser Region nicht aus, um das Eis
überall zum Schmelzen zu bringen.
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