Satellitenbau und Missionssimulationen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Würzburg astronews.com
10. September 2012
Die Universität Würzburg kann seit einigen Jahren mit einem
bundesweit einmaligen Studiengang aufwarten, in dessen Rahmen die Studierenden
den Alltag von Weltraumtechnikern kennenlernen und sogar einen technisch
anspruchsvollen Kleinstsatelliten entwickeln. Noch bis Oktober läuft die
Einschreibefrist für dieses Studium der Luft- und Raumfahrtinformatik.
Im Reinraumlabor
der Universität Würzburg montieren Studierende
einen Kleinstsatelliten aus der UWE-Reihe.
Foto: idw / Uni Würzburg / Robert
Emmerich |
Geschafft: Der Satellit umkreist den Merkur! Im
Bodenkontrollzentrum brandet Jubel auf. Ein Team wartet neugierig auf die
Ergebnisse der Magnetfeldmessungen, ein anderes auf die Fotos, die der Satellit
von dem fernen Planeten liefern soll. Dann aber gibt es Schwierigkeiten: Die
Daten lassen sich nicht gleichzeitig übertragen. Jetzt müssen die Teams
gemeinsam eine Lösung finden. Diese Aufgabe hatten die Studierenden der Luft-
und Raumfahrtinformatik an der Universität Würzburg zu lösen - bei einer
realitätsnahen Simulation mit einem Dozenten von der Europäischen
Raumfahrtagentur ESA.
"Wir haben häufig Gastdozenten, auch aus der Industrie. Das gefällt mir
besonders gut", wird die Studentin Maria Siegmund in einer Pressemitteilung der
Universität Würzburg zitiert. Die Praxisnähe ist den Verantwortlichen bei den
Lehrveranstaltungen sehr wichtig. So lief zum Beispiel die simulierte
Merkur-Annäherung komplett in Englisch ab - also in der Arbeitssprache, die bei
internationalen Raumfahrtprojekten üblich ist.
Den Bachelor-Studiengang Luft- und Raumfahrtinformatik gibt es in Deutschland
bislang nur an der Universität Würzburg. Die Studierenden sollen lernen, Inhalte
aus Physik, Elektronik, Mathematik, Sensorik, Regelungstechnik und Informatik in
den Weltraumwissenschaften sowie in der Luft- und Raumfahrttechnik anzuwenden.
Am Anfang des Studiums sind viele Mathematik- und Physik-Grundlagen zu
bewältigen. Doch schon bald kommen zahlreiche anwendungsbezogene Themen ins
Spiel, etwa ein Hardware-Praktikum oder Unterricht in Elektronik, Sensorik und
Regelungstechnik.
Ein besonderes Highlight des Studiengangs aber ist UWE: Die Würzburger
Raumfahrtstudierenden haben schon zwei selbst gebaute Satelliten dieses Namens
in den Orbit gebracht. UWE steht für "Universität Würzburg
Experimentalsatellit". Der Dritte seiner Art wird zurzeit fertiggestellt; auf
die künftigen Studierenden wartet bereits UWE-4 mit neuen, spannenden Aufgaben.
"Wir wollen die Studierenden dazu befähigen, komplexe Hard- und
Softwaresysteme für Raumsonden, Flugzeugsysteme und Beobachtungsinstrumente zu
konzipieren, zu entwickeln und zu betreiben", sagt Professor Klaus Schilling,
der den Studiengang initiiert hat. Er selbst hat - ebenso wie die beiden anderen
Würzburger Raumfahrt-Professoren, Hakan Kayal und Sergio Montenegro - an
verantwortlicher Stelle Erfahrungen bei internationalen Raumfahrtmissionen
gesammelt. Diese Erfahrungen vermitteln die Professoren an der Universität in
dem von der Industrie stark nachgefragten Bereich der Raumfahrt-Informatik nun
weiter.
Interessenten für den Bachelor-Studiengang Luft- und Raumfahrt-Informatik
können sich online bei der Universität Würzburg einschreiben. Die
Einschreibefrist endet Mitte Oktober. Zulassungsbeschränkungen gibt es nicht.
Wer nach dem Bachelor weitermachen will, kann sich für die Aufnahme in dem
internationalen Master-Studiengang "Space Science and Technology" (Space Master)
bewerben. Dieser ist in Würzburg seit 2005 als Kooperationsprojekt von sechs
europäischen Universitäten etabliert und wird im europäischen
Elite-Studienprogramm "Erasmus Mundus" gefördert.
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