Der Juli wird eine Sekunde länger
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Physikalisch-Technische Bundesanstalt astronews.com
25. Juni 2012
Die Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli wird eine Sekunde länger: Die
zuständige internationale Stelle, der IERS, hat - nach präzisen
Messungen der Erddrehung - festgelegt, dass am 1. Juli um 1.59 Uhr und
59 Sekunden MESZ eine Sekunde eingefügt werden muss. Es handelt sich um
die 25. Schaltsekunde, die seit 1972 angeordnet wurde.
Die Erddrehung ist nicht konstant, was durch
Einfügen von Schaltsekunden ausgeglichen wird.
Bild: NASA / JPL |
In der Nacht zum 1. Juli 2012 wird in die koordinierte Weltzeit UTC
und damit auch in die Mitteleuropäische Sommerzeit MESZ wieder eine
Schaltsekunde eingefügt. Auf 1.59.59 MESZ folgt erst 1.59.60 und dann
2.00.00. Der Internationale Erd-Rotations-Service (IERS) in Paris hat
diese Zugabe verordnet. Verglichen mit den hochgenauen Atomuhren, von
denen heute unsere Zeit abgeleitet wird, liefert die Erddrehung zwar
unser althergebrachtes, aber nach heutigen Maßstäben ein nicht
ausreichend stabiles Zeitmaß. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt
(PTB) in Braunschweig wird diese Schaltsekunde auch in die von ihr
verbreiteten Zeitsignale einbauen, die etwa die Funkuhren steuern.
Anders als die Schwingungsperioden
von Atomen ist die Rotationsperiode der Erde nicht konstant. Als 1967
die Dauer der Atomsekunde festgelegt wurde, orientierte sich der damals
definierte und bis heute gültige Zahlenwert - die Sekunde als das 9.192.631.770-fache der Periodendauer einer Schwingung im Cäsiumatom
- an
astronomischen Daten vergangener Jahrzehnte, in denen sich die Erde noch
etwas schneller drehte als heute.
Dies führt somit zu einer Sekunde, die
etwas kürzer ist, als es der irdischen Tageslänge heute, geteilt durch
24 mal 60 mal 60, entspricht. Stimmten Atomzeit und Weltzeit UT1 – so
nennen Astronomen die mittlere Sonnenzeit – im Jahr 1958 per rückwirkender
Definition überein, so war im Jahr 1972 bereits eine Zeitdifferenz von zehn Sekunden aufgelaufen. Bis dahin hatte man Anpassungen in kleinen
Schritten und zudem nicht weltweit auf die gleiche Weise vorgenommen.
Dann entschloss man sich, fortan eine Zeitskala mit Schaltsekunden als
weltweite Referenzzeit zu verwenden. Die Uhrzeit wird so in praktikabler
Weise im Einklang - immer innerhalb von 0,9 Sekunden - mit der Weltzeit
gehalten. Schaltsekunden machen seitdem aus der Atomzeit die
"koordinierte Weltzeit" UTC.
Wie unregelmäßig schnell sich die Erde dreht, sieht man daran, dass zwischen
1999 und 2006 sieben Jahre vergingen, bevor eine Schaltsekunde nötig wurde,
danach waren es drei Jahre und nun 3,5 Jahre. Die aktuelle Tageslänge wird aus
der Winkelstellung der Erde im Raum mit Bezug auf Quasare über Radioteleskope
und auf die Satelliten des GPS-Navigationssystems ermittelt.
Nun hat der IERS, der diese Messungen
sammelt und auswertet, die 25. Schaltsekunde seit dem 1. Januar 1972
angeordnet. Die Einführung erfolgt weltweit zum selben Zeitpunkt: am 30.
Juni 2012 nach 23.59.59 koordinierter Weltzeit, in unserer Zeitzone also
am 1. Juli nach 01.59.59. Uhren, die in Übereinstimmung mit der
gesetzlichen Zeit gehalten werden sollen, müssen dann um eine Sekunde
angehalten werden. Besitzer von Funkuhren brauchen sich um nichts zu
kümmern.
|