Sonnennächster Planet am Abendhimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
15. Juni 2012
Unseren Nachbarplaneten Venus kennt man als prominentes
Objekt am Morgen- oder Abendhimmel. Der sonnennächste Planet Merkur hingegen,
ist deutlich schwieriger aufzuspüren - insbesondere mit bloßem Auge. Ab dem
Wochenende allerdings könnte dies wieder für einige Tage gelingen. Der kleine
Planet steht tief im Westen am abendlichen Himmel.
Merkur am 20. Juni direkt über dem Horizont in westlicher
Richtung. Oberhalb des Planeten sind die Sterne Pollux (links)
und Castor (rechts) zu sehen.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Merkur ist der kleinste und sonnennächste Planet im Sonnensystem. Das macht
eine Beobachtung relativ schwierig, insbesondere wenn man den Planeten nur mit
bloßem Auge am Himmel aufspüren möchte. Da Merkur in einem Abstand von nur
rund 58 Millionen Kilometern um die Sonne kreist, entfernt er sich nie richtig
weit von unserem Zentralgestirn. Das führt dazu, dass der Planet jeweils schon kurze
Zeit nach der Sonne untergeht oder aber nur kurz vor der Sonne aufgeht. Er ist
damit ausschließlich - wie derzeit - in den Abendstunden oder am frühen Morgen
zu sehen.
Die besten Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich daher zu den Zeiten, in
denen der Merkur - von der Erde aus gesehen - einen möglichst großen Abstand von
der Sonne aufweist. Den größten Abstand, Astronomen sprechen von der
"Elongation" erreicht er in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 2012.
Allerdings wird sich bis dahin auch die Helligkeit des Planeten deutlich
verringert haben. Die kommende Woche stellt damit den besten "Kompromiss" aus
Merkurs Höhe über dem Horizont und seiner Helligkeit dar. In dieser Zeit könnte
es sogar möglich sein, den Planeten - bei günstigen Bedingungen - mit
bloßem Auge zu beobachten.
Selbst die Beobachtung mit einem Fernglas oder Teleskope ist allerdings schwierig und viel
zu sehen ist dabei auch nicht: Da Merkur immer
nur knapp über dem Horizont zu finden ist, muss sein Licht dichte und oft
turbulente Schichten der Erdatmosphäre durchdringen. Er erscheint daher nur als
verschwommenes Objekt, auf dem keinerlei Strukturen zu erkennen sind. Allerdings
lässt sich mit einem kleinen Teleskop oder einem guten Spektiv ein anderes Phänomen
beobachten, das nur bei den inneren Planeten zu verfolgen ist: Wie die Venus
zeigt auch der Merkur Phasen. Am 25. Juni ist die "Halbmerkur-Phase" erreicht,
anschließend wird der Planet mehr und mehr zu einer schmalen Sichel.
Bei der Merkurbeobachtung haben Planetenfreunde in südlicher gelegenen
Regionen einen deutlichen Vorteil: Da es rund um die Sommersonnenwende im Norden
Deutschlands relativ spät dunkel wird, dürfte man hier große Schwierigkeiten
haben, den kleinen Planeten mit bloßem Auge in der Abenddämmerung zu erkennen.
Er geht nämlich auch in der kommenden Woche etwa gegen 23 Uhr MESZ unter. Am
besten nimmt man also ein Fernglas zur Hilfe. Wer sein Glück versuchen will,
muss dicht über dem West-Nord-West-Horizont nach Merkur Ausschau halten - am 20. Juni kann
dabei der Stern Pollux in den Zwillingen helfen (siehe unser Bild).
|