Schnelle Lyriden bei Neumond
von
Stefan Deiters astronews.com
20. April 2012
Der Sternschnuppenschauer der Lyriden ist nicht für seine
hohe Anzahl von Meteoren bekannt, fällt in diesem Jahr aber fast mit dem Neumond
zusammen, so dass zumindest kein Licht des Erdtrabanten die Beobachtung stören
sollte. Am Wochenende rechnen Experten mit maximal zwanzig Sternschnuppen pro
Stunde, obwohl die Lyriden die Astronomen auch schon überrascht haben.
Sternschnuppen entstehen, wenn winzige Staubpartikel in die
Atmosphäre der Erde eindringen.
Bild: ESA |
Die Lyriden gehören, im Gegensatz zu den Leoniden, den Perseiden oder auch
den Geminiden, nicht zu den großen bekannten Sternschnuppenströmen. Ihr Radiant,
also der scheinbare Ausstrahlungspunkt am Himmel, liegt im Sternbild Leier
(lateinischer Name Lyra), etwa sieben Grad südwestlich von Wega, dem Hauptstern
des Sternbilds. Das Sternbild Leier ist ein Sternbild des Sommers und geht
derzeit erst am späten Abend im Nordosten auf. Kurz vor Beginn der
Morgendämmerung ist es dann hoch am Himmel in südlicher Richtung zu sehen.
Sternschuppenströme entstehen, wenn sich die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne
durch eine Region mit besonders vielen winzigen Gesteinsbrocken bewegt, die dann
in die Atmosphäre geraten und verglühen. Die meisten dieser Regionen und der
damit verbundenen Sternschnuppenströme lassen sich einem Kometen zuordnen, der
diese "Staubspur" bei seinem Umlauf im inneren Sonnensystem hinterlassen hat. Im
Falle der Lyriden ist das der Komet C/1861 G1 Thatcher. Dieser benötigt für eine
Umrundung der Sonne 415 Jahre und wurde am 5. April 1861 entdeckt. Benannt ist
er nach seinem Entdecker und nicht etwa nach der früheren britischen
Premierministerin.
Die Lyriden sind der wohl am längsten bekannte Sternschnuppenstrom und werden
schon seit mindestens 2.600 Jahren beobachtet. Die Staubpartikel des Kometen
treffen mit einer Geschwindigkeit von rund 175.000 Kilometern pro Stunde auf die
obere Atmosphäre der Erde und sorgen so für die Entstehung der Sternschnuppen.
Während des Maximums konnten in den vergangenen Jahren im Schnitt 15 bis 20
Lyriden pro Stunde beobachtet werden. Wenn sich die Erde allerdings durch eine
etwas dichtere Region von Staubpartikeln bewegt, können auch deutlich mehr
Meteore zu sehen sein. 1982 beispielsweise wurden bis zu 90 Lyriden pro Stunde
gezählt. Typische Lyriden haben eine Helligkeit, die etwa der der Sterne des
Großen Wagens entspricht.
Mit dem Maximum rechnen die Experten der International Meteor
Organization (IMO) am 22. April um 7.30 Uhr MESZ, wobei es dabei allerdings
eine gewisse Unsicherheit gibt und es auch zwischen 23.30 Uhr MESZ des Vortrages
und 10.30 Uhr MESZ liegen kann. Auf jeden Fall bietet sich insbesondere die
zweite Nachthälfte der Nacht von Samstag auf Sonntag für Beobachtungen an. Von
Vorteil ist in diesem Jahr, dass am 21. April Neumond ist, also das Licht des
Erdtrabanten die Beobachtungen nicht stören wird.
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA plant in diesem Jahr übrigens eine
Beobachtung der Lyriden in drei Dimensionen: Sie will die Sternschnuppen nicht
nur von der Erde aus mit einem Netzwerk aus Kameras verfolgen, sondern hat auch
einen ihrer Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS gebeten,
entsprechende Aufnahmen zu versuchen. Die Bahn der ISS verläuft in diesem Jahr
dafür besonders günstig. Auch von einem Forschungsballon aus sollen Lyriden-Beobachtungen
gemacht werden.
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