Merkursonde geht in die Verlängerung
von Stefan Deiters astronews.com
20. März 2012
Für die amerikanische Merkursonde MESSENGER hat am
Wochenende die erweiterte Missionsphase begonnen. Die Sonde war am 18. März 2011
in einen Orbit um den sonnennächsten Planeten eingeschwenkt, um diesen ein Jahr
lang zu erforschen. Im Verlauf der erweiterten Mission sollen nun vor allem
Fragen geklärt werden, die sich erst in jüngster Zeit ergeben haben.
Das erste Bild der Merkuroberfläche, das im
Rahmen der erweiterten Mission von MESSENGER
gemacht wurde. Bild: NASA /
Johns Hopkins University Applied Physics
Laboratory / Carnegie Institution of Washington [Großansicht] |
Die Entscheidung für die Verlängerung der Mission MErcury
Surface, Space ENvironment, GEochemistry, and Ranging (MESSENGER) war
bereits im November 2011 gefallen. MESSENGER sollte ursprünglich ein Jahr lang
den Merkur erforschen und dabei unter anderem auch Regionen des Planeten
kartieren, die zuvor noch nie fotografiert worden waren. MESSENGER ist die erste
Sonde, die den sonnennächsten Planeten umrundet. In den vergangenen zwölf
Monaten hatte sich daher das Bild der Wissenschaftler über den Merkur deutlich
gewandelt. Die Daten, die MESSENGER zur Erde funkte, warfen viele neue Fragen
auf, die die Forscher nun in den kommenden zwölf Monaten beantworten wollen.
"Während der erweiterten Mission werden wir uns öfter in größerer Nähe zum
Planeten aufhalten als während der Hauptmission", so Sean Solomon von der
Carnegie Institution of Washington, der verantwortliche Wissenschaftler für
MESSENGER. "Wir können dabei mehr gezielte Beobachtungen mit dem Kamerasystem
und anderen Instrumenten machen. MESSENGER wird den Planeten außerdem während
der zunehmenden solaren Aktivität vor dem nächsten solaren Maximum beobachten.
Wie der Planet dann auf diese Änderungen der Umweltbedingungen reagiert, dürfte
uns sicher weitere Überraschungen bereiten."
Mit ihren gezielten Untersuchungen während der erweiterten Mission hoffen die
Astronomen einige der Fragen beantworten zu können, die sich erst in jüngster
Zeit auf Grundlage der MESSENGER-Beobachtungen ergeben hatten: So wollen sie
beispielsweise versuchen herauszufinden, wie lange es noch aktive Vulkane auf
Merkur gab, welchen Ursprung die auf der Oberfläche nachweisbaren flüchtigen
Stoffe haben und wie die dünne Atmosphäre des Planeten, die sogenannte
Exosphäre, genau entsteht und sich entwickelt.
"Der wissenschaftliche Fortschritt entsteht im Prinzip durch das Überprüfen
von Hypothesen im Lichte neuer Fakten", so MESSENGER-Projektwissenschaftler
Ralph McNutt vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins
University. "Manchmal führt dies zu kleinen Änderungen, manchmal auch zu
einem Paradigmenwechsel, der ein ganz neues Licht auf etwas wirft. Mit den
ersten Beobachtungen aus dem Orbit von Merkur haben wir bereits solche
Fortschritte sehen können. Die erweiterte Mission stellt nun sicher, dass das
Beste im wahrsten Sinne das Wortes noch vor uns liegt und diese alte Welt Merkur
weiter seine Geheimnisse preisgibt."
MESSENGER hatte die Reise zum Merkur Anfang August 2004 angetreten. Den
sonnennächsten Planeten erreicht die Sonde vor rund einem Jahr erst nach
zahlreichen Runden durch das innere Sonnensystem, bei denen MESSENGER an der
Erde, zwei Mal an der Venus und drei Mal am Merkur selbst vorübergeflogen ist.
Die MESSENGER-Mission hat den Wissenschaftlern erstmals einen vollständigen
Blick auf Merkur ermöglicht. Bei den Besuchen von Mariner 10 vor über
30 Jahren war nämlich nur knapp die Hälfte der Planetenoberfläche fotografisch
erfasst worden.
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