Experimente für Satellitenwartung im All
von Stefan Deiters astronews.com
13. März 2012
Auf der Internationalen Raumstation ISS haben in der
vergangenen Woche erste Experimente begonnen, mit denen neue Technologien und
Verfahren zur Wartung von Satelliten durch Robotersonden getestet werden sollen.
Eine wichtige Rolle dabei spielt der kanadische Roboterarm Dextre, der dabei
erstmals für Forschungsaufgaben eingesetzt wurde.
Das Robotic Refueling Mission Modul kurz nach
der Ankunft auf der ISS im Juli 2011.
Foto:
NASA [Großansicht] |
Die Robotic Refueling Mission (RRM) ist ein gemeinsames
Projekt der Canadian Space Agency (CSA) und der amerikanischen
Weltraumbehörde NASA. Ziel der Mission ist die Entwicklung und der Test neuer
Technologien, Werkzeuge und Verfahrensweisen, die für die Wartung und das
Auftanken von Satelliten durch Robotersonden benötigt werden. Dabei soll es
insbesondere auch um die Wartung von Satelliten gehen, die ursprünglich gar nicht
dafür ausgelegt waren.
Eine wichtige Rolle bei den in der vergangenen Woche begonnen Experimenten
auf der Internationalen Raumstation ISS spielt der Special Purpose Dexterous
Manipulator (kurz Dextre), ein komplexer Roboterarm, der einer der Beiträge der
kanadischen Raumfahrtagentur zur ISS ist. Im Rahmen der RRM wurde Dextre
jetzt
erstmals auch für die Forschung und Entwicklung eingesetzt, zuvor war das System lediglich
für Wartungsaufgaben auf der ISS benutzt worden.
Die erste Aufgabe im Rahmen des RRM-Projektes war die Entfernung von
speziellen Verschlussklappen, mit denen die Tanköffnungen von Raumsonden vor dem
Start verschlossen werden. Dazu musste ein Team am Johnson Space Flight Center
der NASA Dextre fernsteuern und mit dem Greifer die entsprechenden Werkzeuge
auswählen, um damit anschließend die erforderlichen Arbeitsgänge durchführen zu
können. Als
Testeinrichtung steht den Ingenieuren dabei ein spezielles Modul zur
Verfügung, das außen an der ISS angebracht ist.
"RRM zeigt, welche wichtige Rolle die Internationale Raumstation als
Testeinrichtung für die Entwicklung neuer Raumfahrttechnologien spielen kann",
meint Frank Cepollina, der in leitender Funktion an den fünf Wartungsmissionen
zum Weltraumteleskop Hubble beteiligt war. "Bei den Hubble-Wartungsmissionen
haben wir gelernt, wie wichtig es ist, innovative und fortschrittliche
Technologien möglichst schnell in den Orbit zu bekommen, um ein gutes Ergebnis
erzielen zu können." Die Rolle der ISS könne dabei gar nicht unterschätzt werden:
"Neue Technologie zur Fernwartung von Satelliten kann hier in echter
Weltraumumgebung innerhalb von Monaten und nicht erst nach Jahren getestet werden. Das ist
ein wichtiger Unterschied und stellt einen enormen Fortschritt dar."
Das RRM-Modul war im Juli 2011 im Rahmen der letzten Shuttle-Mission STS-135
an Bord der ISS gebracht worden. Mit dem Modul sollen in den kommenden zwei
Jahre noch eine ganze Reihe weiterer Tests und Experimente, wie etwas das
Auftanken eines Satelliten, durchgeführt werden. Die dabei erprobten Verfahren
könnten letztlich zu neuen Wartungsmissionen mit Robotersonden führen, in deren
Rahmen Satelliten
repariert, aufgetankt oder auf einen anderen Orbit gebracht werden.
Satelliten sind von der NASA schon mehrfach eingefangen und dann von
Astronauten repariert wurden. Das prominenteste Beispiel dafür ist das
Weltraumteleskop Hubble, das mehrfach im All gewartet worden ist. Robotersonden
könnten auch eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Weltraummüll spielen,
indem sie beispielsweise antriebslose, nicht mehr funktionierende Satelliten auf
eine Umlaufbahn bringen, von der aus ein kontrollierter Absturz oder ein gefahrloses
Umrunden der Erde möglich ist.
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