Die Bedeutung des Erdmagnetfelds
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
12. März 2012
Wissenschaftler konnten erstmals den Verlust von Ionen aus der
Atmosphäre von Erde und Mars durch den gleichen Sonnenwindstrom
beobachten. Die Messungen der Cluster-Sonden und der Sonde
Mars Express zeigen, wie wichtig das Erdmagnetfeld für den Schutz
unserer Atmosphäre ist. Nun wollen die Forscher auch mit Venus
Express entsprechende Beobachtungen machen.
Illustration der
Ausbreitung einer korotierenden
Wechselwirkungsregion von der Erde zum Mars.
Bild: ESA |
Erde, Mars und Venus sind alle zur gleichen Zeit entstanden, haben sich
jedoch sehr unterschiedlich entwickelt. Während die Erde eine dichte
Atmosphäre gebildet hat und ein eigenes Magnetfeld besitzt, gibt es auf
dem Mars nur eine kaum wahrnehmbare Gashülle. Die Venus wiederum hat
eine sehr dichte, aber lebensfeindliche Atmosphäre, in der der auch bei
der Erde bekannte Treibhauseffekt verstärkt wirkt. Im Gegensatz zur Erde
verfügen Venus und Mars über kein globales Magnetfeld.
Das starke Magnetfeld der Erde, so die gängige Theorie der
Wissenschaftler, wirkt wie ein Schutzschild gegenüber Sonnenstürmen.
Beim Mars ist nur noch ein sogenanntes Krustenmagnetfeld vorhanden, die
Venus scheint gar kein Magnetfeld zu besitzen. Energiereiche, geladene
Teilchen aus den Sonnenstürmen werden von der Erdmagnetosphäre in großer
Entfernung "abgelenkt", treffen bei Venus und Mars hingegen viel
direkter auf die Atmosphäre. Deswegen setzt dort ein Erosionsprozess
ein, der zu einem messbaren Verlust von Sauerstoff- und Wasserstoffionen
führt. Diese entweichen hierbei leichter als andere Ionen, da sie durch
die ultraviolette Strahlung der Sonne höhere Energien aufnehmen.
In den letzten Jahren wurde dieses einfache Modell über die Bedeutung
des Magnetfelds für unsere Atmosphäre allerdings von einigen
Wissenschaftlern infrage gestellt. Messungen hatten nämlich ergeben,
dass die Entweichraten von Sauerstoffionen bei Erde, Mars und Venus in
etwa in der selben Größenordnung liegen. Allerdings ist die Abschätzung
der Verlustrate der Sauerstoffionen recht schwierig, da sie von
zahlreichen Faktoren, wie etwa dem Druck des Sonnenwinds oder der
Intensität der ultravioletten Strahlung abhängt.
In einer neuen Untersuchung haben Wissenschaftler um Dr. Yong Wei vom
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) den Verlust von
Sauerstoffionen aus den Atmosphären von Mars und Erde daher nun unter
den praktisch gleichen Bedingungen studiert. Sie nutzten dazu die
ESA-Sonden Cluster und Mars Express zu einem
Zeitpunkt, als Erde und Mars sich auf der gleichen Seite der Sonne
befanden und in etwa auf einer Linie lagen.
Um auch die Rolle der unterschiedlichen Entfernung von der Sonne
abschätzen zu können, betrachteten sie zudem die Auswirkungen des
gleichen Bereichs eines Sonnenwindstromes. Als eine Art Marker im
Sonnenwind diente dabei eine bestimmte Region zwischen einem sich
schnell und einem sich langsamer bewegenden Sonnenwindstrom, eine
sogenannte korotierende Wechselwirkungsregion.
Die Messungen unterstrichen die besondere Rolle, die das Erdmagnetfeld
für den Schutz unserer Atmosphäre spielt: "Die Verlustraten von
Sauerstoffionen variierten während der vorbeiziehenden
Wechselwirkungsregion um bis zu einen Faktor 100, abhängig von
verschiedenen Faktoren wie Sonnenwinddichte und der Stärke der
ultravioletten Strahlung der Sonne", erläutert Wei.
"Hätte die Erde kein Magnetfeld, dann wäre der Verlust deutlich stärker
und verheerender für das Leben auf der Erde. Über Jahrmillionen würde
die Erde ohne Magnetfeld sehr wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal wie
den Mars ereilen", ergänzt MPS-Kollege Dr. Markus Fränz, der auch an der
Studie beteiligt war.
Nun plant das Team ihre Studie auf die Venus auszudehnen, denn auch an
Bord der Venus-Sonde Venus Express befindet sich ein
Instrument, das entsprechende Messungen zulässt. Venus ist für die
Wissenschaftler besonders interessant, da der Planet fast die gleiche
Größe wie die Erde hat, jedoch über kein Magnetfeld verfügt. Über ihre
aktuellen Resultate berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Journal
of Geophysical Research.
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