Kartierung des Mondschwerefeldes hat begonnen
von Stefan Deiters astronews.com
8. März 2012
Die beiden Sonden der Mission Gravity Recovery and
Interior Laboratory (GRAIL) haben am Mittwoch mit ihrer wissenschaftlichen
Mission begonnen. Bis Ende Mai sollen Ebb und Flow präzise
Daten über das Gravitationsfeld des Mondes sammeln. Diese dürften den
Wissenschaftlern einiges über das Innere des Erdtrabanten verraten.
Die beiden GRAIL-Sonden haben mit ihrer
wissenschaftlichen Mission begonnen.
Bild:
NASA / JPL-Caltech |
"Der Beginn der Datensammelphase ist der Zeitpunkt, zu dem das
gesamte Team erleichtert aufatmet, weil wir nun endlich das machen können, was wir
vorhatten", so Maria Zuber, die verantwortliche Wissenschaftlerin der
GRAIL-Mission am Massechusetts Institute of Technology im amerikanischen
Cambridge. "Es ist allerdings auch die Zeit, zu der wir den Kaffee aufsetzen und
die Ärmel hochkrempeln müssen, um mit der Arbeit zu beginnen."
Die beiden Ebb und Flow genannten Sonden der Mission Gravity Recovery and
Interior Laboratory (GRAIL) befinden sich seit Jahresbeginn in einem Orbit
um den Mond. Um 2.15 Uhr MEZ am Mittwoch hat nun die wissenschaftliche Phase der
Mission begonnen. Im Verlaufe der kommenden 84 Tage sollen von den Sonden Daten
gesammelt werden, aus denen die Wissenschaftler eine detaillierte Karte des
Gravitationsfeldes des Mondes erstellen wollen, die ihnen einiges über die
innere Struktur und Zusammensetzung des Erdtrabanten verraten sollte. Die Daten
dürften den Forschern zudem auch Hinweise über die Entstehung und Entwicklung der
Gesteinsplaneten des Sonnensystems liefern.
Während der vermutlich bis zum 29. Mai dauernden wissenschaftlichen
Missionsphase wird sich der Mond insgesamt drei Mal unter den beiden Sonden
hinwegdrehen. Mit Hilfe von Radiosignalen werden Ebb und Flow ihren Abstand
voneinander dabei ständig auf wenige Mikrometern genau bestimmen. Dieser kann
sich beispielsweise ändern, wenn eine der Sonden durch eine Massenkonzentration
stärker angezogen
wird als die andere Sonde. Bei solchen Massenkonzentrationen kann es sich
um sichtbare Strukturen wie Gebirge oder aber um verborgene
Massenansammlungen unter der Oberfläche handeln.
"Wir befinden uns in einem nahezu polaren und fast kreisförmigen Orbit mit
einer mittleren Höhe von derzeit 55 Kilometern", so David Lehman, der
GRAIL-Projektmanager am NASA Jet Propulsion Laboratory. "Während der
Wissenschaftsphase werden die Sonden den Mond in Höhen zwischen 51 Kilometern
und nur 16 Kilometern umkreisen. Ihr Abstand voneinander wird dabei zwischen 65 und 225
Kilometern betragen."
Die Mission GRAIL besteht aus zwei identischen Sonden, die einige Wochen nach
Erreichen der Mondumlaufbahn auf die Namen Ebb und Flow, also Ebbe und Flut, getauft
wurden. An Bord jeder Sonde befindet sich mit dem Kamerasystem MoonKAM
erstmals auch ein Instrument, das ausschließlich für Bildungszwecke eingesetzt
werden soll. Amerikanische Schüler werden mit Hilfe der Kameras bestimmte
Regionen auf dem Mond aufnehmen und mit diesen Bildern dann den Erdtrabanten erforschen. Erste
Aufnahmen soll die MoonKAM noch im März machen. Im vergangenen Monat hatte die
NASA bereits einen kurzen Film veröffentlicht, der einen Flug vom Nordpol des
Mondes über die erdabgewandte Seite bis fast zum Mondsüdpol zeigt (astronews.com
berichtete).
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