Astronomen entdecken Leben auf der Erde
von Stefan Deiters astronews.com
29. Februar 2012
Astronomen haben mit dem Very Large Telescope der
europäischen Südsternwarte ESO zum Mond geblickt und dabei Leben entdeckt - auf
der Erde. Sie testeten so ein Verfahren, mit dem sich in Zukunft auch Leben auf
anderen, extrasolaren Planeten nachweisen lassen könnte.
Blick über einige Teleskope des Paranal-Observatoriums
der ESO zum Mond. Direkt von der Sonne beleuchtet
wird nur eine schmale Sichel des Erdtrabanten,
der Rest ist dank des Erdscheins zu sehen.
Foto: H. H. Heyer / ESO [Großansicht] |
"Wir haben mit einem Trick, sogenannten Erdschein-Beobachtungen, die Erde so
untersucht als sei es ein extrasolarer Planet", erzählt Michael Sterzik von
der europäischen Südsternwarte ESO. Sterzik ist auch Erstautor eines
Fachartikels, der morgen im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht
wird. "Die Sonne scheint auf die Erde und dieses Licht wird zur Oberfläche des
Mondes reflektiert. Dessen Oberfläche dient dann als gigantischer Spiegel und
reflektiert das Licht zurück zur Erde - und dies haben wir mit dem Very
Large Telescope beobachtet."
In diesem Erdschein haben die Astronomen nun nach Indizien dafür gesucht,
dass es sich bei der Erde um einen bewohnten Planeten handelt. So fahndeten sie
unter anderem nach einer bestimmten Kombination von Gasen in der Erdatmosphäre.
Die Erde dient so als Referenzobjekt für ähnliche Beobachtungen, mit denen man
nach Leben auf Planeten außerhalb unseres Sonnensystems suchen könnte.
Solche Biosignaturen mit konventionellen Methoden zu finden, ist keine
leichte Aufgabe. Das Astronomenteam hat daher ein neues, empfindlicheres
Verfahren entwickelt, bei dem nicht nur das Spektrum des Lichts analysiert wird,
sondern auch dessen Polarisation. Durch diese sogenannte Spektropolarimetrie
waren die Biosignaturen im vom Mond reflektierten Licht der Erde eindeutig zu
erkennen.
"Das Licht eines entfernten Exoplaneten wird von dem seines Zentralsterns
überstrahlt, so dass es nur sehr schwer zu analysieren ist", erklärt Stefano
Bagnulo vom Armagh Observatory in Nordirland, der auch zum Team
gehörte. "Das ist in etwa so, als wollte man ein Staubkorn direkt neben einer
hellen Glühbirne untersuchen. Allerdings ist das Licht, das von einem Planeten
kommt polarisiert, das von dem Stern aber nicht. Deswegen hilft uns diese
polarimetrische Technik dabei, das schwache, von dem Exoplaneten reflektierte
Licht im hellen Schein des Sterns zu erkennen."
Aus entsprechenden Beobachtungen des Erdscheins konnten die Astronomen
ablesen, dass es in der Erdatmosphäre Wolken gibt, dass Teile ihrer Oberfläche
mit Ozeanen bedeckt sind und dass es auf dem Planeten Vegetation geben muss. Als
unterschiedliche Bereiche der Erde Licht zum Mond reflektierten, ließen sich
sogar Unterschiede in der Wolkenbedeckung und bei der Vegetation nachweisen.
"Die Entdeckung von Leben außerhalb unseres Sonnensystems hängt von zwei
entscheidenden Faktoren ab", so Teammitglied Enric Palle von Instituto de
Astrofisica de Canarias auf Teneriffa. "Es muss zunächst einmal Leben geben
und dann müssen wir noch über Techniken verfügen, um es auch nachweisen zu
können. Diese Arbeit ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung." Und Sterzik
ergänzt: "Spektropolarimetrie könnte uns einmal verraten, ob es auf einem
Planeten einfaches pflanzliches Leben gibt, das auf Photosynthese basiert. Wir
schauen hier also sicher nicht nach kleinen grünen Männchen oder Spuren von
intelligentem Leben."
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