Die Geschichte des 30. Februar 1712
von Stefan Deiters astronews.com
29. Februar 2012
Den 29. Februar findet man im Schnitt nur alle vier Jahr im
Kalender. Auf diese Weise wird versucht, das kalendarische Jahr an den Umlauf
der Erde um die Sonne anzupassen. Doch diese Schaltregel allein reicht dazu
nicht aus. Deswegen kam es im 16. Jahrhundert zu einer erneuten Kalenderreform,
die in Schweden vor genau 300 Jahren zu einer Kuriosität führte: den 30. Februar
1712.
Schaltjahre gibt es, um unseren Kalender an den
Umlauf der Erde um die Sonne anzupassen. Vor 300
Jahren konnte man sich in Schweden sogar über
einen 30. Februar freuen.
Bild: NASA / JPL |
Unser heutiger Kalender mit den bekannten "Schaltregeln" zum
Einfügen eines 29. Februar beruht im Wesentlichen noch immer auf dem
Julianischen Kalender, den Julius Cäsar 45 vor Christus einführte. Damit sollte
verhindert werden, dass sich die Jahreszeiten im Laufe der Zeit im Kalender
verschieben. Die Erde benötigt nämlich nicht genau 365 Tage für einen Umlauf um
die Sonne, sondern 365,24220 Tage. So liegt es auf der Hand, alle vier Jahre
einen Extratag einzufügen.
Das Problem mit dieser Regel dürfte jedem schnell auffallen: Fügt man alle
vier Jahr einen weiteren Tag in unseren Kalender ein, kommt man im Schnitt auf
eine Jahreslänge von 365,25 Tagen. Das kalendarische Jahr wurde mit dem
Julianischen Kalender also ein wenig zu lang. Diese kleine Differenz summierte
sich im Laufe der Jahrhunderte zu mehreren Tagen, so dass sich Papst Gregor
XIII. veranlasst sah, den Kalender und auch die Schaltregeln anzupassen.
Mit diesem Gregorianischen Kalender, den wir bis heute verwenden, wurden
einige zusätzliche Schaltregeln eingeführt, mit denen die durchschnittliche
Jahreslänge weiter der tatsächlichen Umlaufdauer der Erde um die Sonne angepasst
wurde. So sind danach die vollen Jahrhunderte keine Schaltjahre, mit Ausnahme
der durch 400 ohne Rest teilbaren Jahre. Deswegen war das Jahr 2000 zum Beispiel
ein Schaltjahr. Durch diese Regeln wird der Kalender erst 4900 eine Abweichung
von einem Tag von dem Jahr aufweisen, das sich aus dem Umlauf der Erde um die
Sonne ergibt.
Doch was sollte mit den praktisch "überschüssigen" Tagen passieren, die sich
im Kalender seit Einführung des Julianischen Kalenders angesammelt hatten? Papst
Gregor XIII. verordnete eine radikale Lösung: 1582 folgte auf den 4. Oktober der
15. Oktober, man strich die Tage also einfach aus dem Kalender. Doch nur wenige
Länder machten damals diese Umstellung sofort mit. In Schweden beispielsweise
wartete man damit bis 1700. Allerdings hatten einige Menschen dort eine gewisse
Furcht vor der Umstellung, da sie glaubten, dass ihnen durch die Streichung der
Tage aus dem Kalender auch Lebenszeit gestohlen werden würde.
Deswegen entwickelte man dort eine originelle Idee: "Der Kalender sollte
nicht von einem Tag auf den anderen gewechselt werden, sondern schrittweise,
indem man von 1700 bis 1740 alle Schalttage ausfallen lassen wollte. So wurde
auch tatsächlich im Jahre 1700 der 29. Februar einfach übersprungen. Die
Schweden eilten nun also dem alten Julianischen Kalender einen Tag voraus und
hinkten dem neuen Gregorianischen noch zehn Tage hinterher," weiß der
Kalenderkundler Prof. Dr. Heinrich Hemme von der Fachhochschule Aachen.
Doch der Plan scheiterte: Der Nordische Krieg brach aus und führte dazu, dass
die eigentlich geplante allmähliche Reform des Kalenders in Vergessenheit geriet
und doch wieder der 29. Februar in den Kalender eingefügt wurde. 1711 ordnete
König Karl XII. dann sogar die Rückkehr zum Julianischen Kalender an.
"Allerdings hatten die Schweden nun der Zeitrechnung dieses Kalenders immer noch
einen Tag voraus", so Hemme, "was sie durch einen zusätzlichen Tag ausglichen:
Dies war der 30. Februar 1712, ein zweiter Schalttag."
In Schweden blieb man allerdings nur noch wenige Jahrzehnte beim alten
Julianischen Kalender. Beim zweiten Versuch einer Kalenderreform entschied man
sich dann für einen radikaleren Schritt: Auf den 17. Februar 1753 folgte im
skandinavischen Königreich der 1. März 1753 und der Gregorianische Kalender war
eingeführt.
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