Jubiläum für europäischen Umweltsatelliten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bremen astronews.com
28. Februar 2012
Jubiläum im Erdorbit: Seit zehn Jahren ist der europäische
Umweltsatellit Envisat im All und liefert wichtige Daten über die Erde
und das Klima unseres Planeten. Seit dem Start am 1. März 2002 hat der
Satellit zahlreiche Umweltsünden der Menschheit kartiert, aber auch
zeigen können, dass gezielte Umweltschutzmaßnahmen messbare Erfolge
bringen.
Der europäische Umweltsatellit Envisat.
Bild: ESA |
Runder Geburtstag im All: Seit zehn Jahren ist jetzt der europäische
Umweltsatellit Envisat auf einer Umlaufbahn um die Erde unterwegs. Mit
an Bord ist das Scanning Imaging Absorption Spectrometer for
Atmospheric Chartography, kurz SCIAMACHY. Es kartiert
kontinuierlich die Ozonschicht und die Entwicklung des Ozonlochs und hat
zudem in den letzten zehn Jahren auch zahlreiche wichtige Daten
geliefert, mit denen etwa die Wirksamkeit von Umweltschutzmaßnahmen
überwacht oder die Zunahme von Umweltproblemen durch das
Wirtschaftswachstum gemessen werden konnte. Die wissenschaftliche
Leitung der SCIAMACHY-Mission liegt bei Professor John P. Burrows am
Institut für Umweltphysik der Universität Bremen.
Der europäische Umweltsatellit Envisat ist der größte je gebaute
Erdbeobachtungssatellit. Er wurde am 28. Februar 2002 vom europäischen
Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus mit einer der ersten
Ariane-5-Raketen ins All geschossen. Das
SCIAMACHY-Spektrometer, etwa zur Hälfte mit Mitteln des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) finanziert, konnte seine Arbeit
aufnehmen und die Ozonschicht sowie die Entwicklung des Ozonlochs
überwachen. SCIAMACHY setzte damit die seit 1996 mit dem Sensor GOME auf
dem Satelliten ERS-2 durchgeführten Messungen fort.
Und diese lieferten durchaus überraschende Ergebnisse: So wurde zum
Beispiel in zwei Wintern - 1996/1997 und 2010/2011 - erstmals ein
Ozonloch über dem Nordpol beobachtet. Bis dahin war lediglich das
Ozonloch über dem Südpol bekannt, dessen Entdeckung unter anderem zum
weltweiten Verbot ozonzerstörender chemischer Stoffe geführt hatte.
SCIAMACHY beobachtet aber nicht nur Veränderungen in der Ozonschicht.
Das Spektrometer ist auch in der Lage, Luftschadstoffe wie
Stickstoffdioxid - er entsteht bei Verbrennungsprozessen, vor allem in
Kraftwerken und im Straßenverkehr - festzustellen. Mit den Daten aus dem
Weltall wurde so für weite Teile Europas eine Verbesserung der
Luftqualität durch Umweltschutzmaßnahmen in den vergangenen 15 Jahren
nachgewiesen. Eine starke Zunahme von Stickstoffdioxid wurde hingegen in
Ländern und Gebieten mit stark wachsender Wirtschaft - insbesondere in
China - gemessen.
Die weltweite Verteilung der wichtigen Treibhausgase Kohlendioxid (CO2)
und Methan kann SCIAMACHY vom Weltraum aus erstmalig kartieren und damit
Informationen über die natürlichen und die "vom Menschen gemachten"
Quellen und Senken dieser Treibhausgase gewinnen. Die systematischen
Beobachtungen mit SCIAMACHY haben zur Verbesserung der Bestimmung von
Methan aus Feuchtgebieten und zum besseren Verständnis des
Kohlenstoffbudgets nördlicher Wälder beigetragen. SCIAMACHY lieferte
damit wichtige Daten zur Erforschung des Klimawandels und für die
Entwicklung möglicher Gegenmaßnahmen.
Ein Betrieb von SCIAMACHY und Envisat ist bis mindestens 2014
angestrebt. Allerdings geht der Treibstoffvorrat des Satelliten
unaufhaltsam zur Neige. Für die Zeit nach SCIAMACHY plant die
europäische Raumfahrtagentur ESA in Zusammenarbeit mit der Europäischen
Union und dem Wettersatellitenbetreiber EUMETSAT die sogenannten
Sentinel-Missionen. Mit ihnen sollen fast alle Messreihen
fortgesetzt werden können - nur Kohlendioxid, das wichtigste vom
Menschen freigesetzte Treibhausgas, kann dann nicht mehr hochauflösend
kartiert werden. Deshalb hat ein internationales Wissenschaftlerteam
unter der Leitung des Bremer Instituts für Umweltphysik schon 2010 der
ESA CarbonSat als spezialisierte CO2-
und Methan-Mission vorgeschlagen. Im Falle einer positiven Entscheidung
könnte CarbonSat 2019 starten. Nun muss SCIAMACHY auf
Envisat nur noch bis dahin durchhalten.
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