Mainzer Forscher nehmen Mond ins Visier
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Mainz astronews.com
1. Juli 2011
Mit einem an der Universität Mainz entwickelten Spektrometer
untersuchten die beiden Marsrover Spirit und Opportunity
die Zusammensetzung des Gesteins auf dem Roten Planeten. Jetzt soll ein
Nachfolgemodell auch auf dem Erdmond zum Einsatz kommen. Die Mainzer
Forscher sind dazu an der japanischen Mondmission Selene-2
beteiligt.
Den Mond im Visier: Mainzer Wissenschaftler
wollen auch den Erdtrabanten erforschen.
Bild: NASA/JPL/USGS |
Die Mössbauer-Gruppe an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
hat in der langjährigen Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde NASA
wichtige Beiträge zur Erkundung des Mars geliefert. Nun knüpfen die
Wissenschaftler um Dr. Göstar Klingelhöfer neue Kontakte, um in Zukunft
auch mit der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA zu kooperieren.
Vorgesehen ist der Einsatz eines neu entwickelten Spektrometers zur
Bestimmung der chemischen Zusammensetzung von Mondmaterial bei der
nächsten japanischen Mondmission Selene-2.
Vor diesem Hintergrund ist Prof. Nobuyuki Hasebe von der Waseda
University, Tokio, seit fünf Wochen als Gastprofessor zu Besuch bei der
Mössbauer-Gruppe. "Professor Hasebe bleibt bis Anfang August, um mit mir
und meinem Arbeitskreis an aktuellen und an geplanten
Forschungsprojekten zu unserem Sonnensystem, insbesondere Mars und Mond,
aber auch zu Asteroiden, zu arbeiten",so Klingelhöfer, der Leiter der
Mössbauer-Gruppe. Hasebe ist einer der führenden Wissenschaftler bei der
japanischen Weltraumagentur und an verschiedenen Weltraummissionen
beteiligt.
Selene-2 ist eine unbemannte Mondmission, die für 2012 geplant
war, wahrscheinlich aber nicht vor 2014 an den Start gehen wird. Die
Mainzer Wissenschaftler werden dazu ein neuentwickeltes
Röntgenfluoreszenz-Spektrometer zur Bestimmung der chemischen
Zusammensetzung des Mondmaterials beisteuern, das mit dem Selene-2-Rover
abgesetzt wird und das Mondgestein untersuchen soll. Bei dem neuen
Röntgenfluoreszenz-Spektrometer wird die radioaktive Quelle, die das
klassische APXS ("Mainzer Schnüffelnase") verwendet, durch einen
Röntgenstrahlengenerator ersetzt.
"Wir sind derzeit in der Entwicklungsphase, um das bewährte
APXS-Spektrometer, bekannt von den letzten Marsmissionen der NASA, mit
einem Röntgengenerator auszustatten", erklärt Klingelhöfer. Das APXS kam
auf den beiden Mars-Rovern Spirit und Opportunity zum
Einsatz und hat mit der chemischen Analyse von Marsgestein wesentlich zu
der Feststellung beigetragen, dass auf unserem Nachbarplaneten vor etwa
vier Milliarden Jahren ein warmes und feuchtes Klima geherrscht hat.
Wie schon bei der NASA-Marsmission ist auch bei Selene-2 Dr.
Johannes Brückner vom Max-Planck-Institut für Chemie beteiligt und wirkt
bei dem Design des Instrumentes und der wissenschaftlichen Fragestellung
und Datenanalyse mit. Noch bevor Selene-2 startklar ist, werden
die Mainzer Wissenschaftler zusammen mit Russland und japanischer
Beteiligung den Marsmond Phobos genauer untersuchen. Die Frage ist hier,
ob Phobos ein vom Mars eingefangener Asteroid ist oder ursprüngliches
Marsgestein.
Diese Mission soll Ende 2011 starten und wird mit einer
weiterentwickelten Version des miniaturisierten Mössbauerspektrometers
MIMOS II ausgestattet. Erste Tests wurden vor rund einem Jahr in Hawaii
durchgeführt, wo sich marsähnliche Materialien an den Hängen des Vulkans
Mauna Kea finden. Hier wurden im Rahmen eines Feldtestes, durchgeführt
von der NASA und der kanadischen Weltraumagentur CSA, Instrumente für
zukünftige Weltraummissionen zum Mars und dem Erdmond erprobt.
Aber auch die Rover-Marsmission, begonnen im Sommer 2003, ist noch nicht
an ihrem Ende. Der Rover Opportunity bewegt sich im achten Jahr
seiner Reise auf dem roten Planeten in Richtung Endeavour-Krater, wo er
voraussichtlich im Spätsommer oder Frühherbst ankommen wird. "Wir werden
dort nach bestimmten eisenhaltigen Tonmineralien suchen, die bisher auf
der Marsoberfläche in situ noch nicht nachgewiesen wurden und von denen
wir uns weiteren Aufschluss über das Marsgestein und seine Entstehung
erhoffen", so Klingelhöfer.
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