Zwei Blicke auf eine Galaxie
von Stefan Deiters astronews.com
4. Mai 2011
Die Galaxie NGC 2442 erinnert mit ihren asymmetrischen
Spiralarmen ein wenig an einen Fleischerhaken. In dem weniger ausgeprägten Arm
war erst kürzlich eine Supernova-Explosion zu sehen, im anderen Arm sind
zahlreiche helle Sternentstehungsgebiete zu erkennen. Jetzt wurden gleich zwei
neue Ansichten der Galaxie veröffentlicht.
Die Galaxie NGC 2442, die wegen ihres eigentümlichen Aussehens im
englischen Sprachraum auch als Meathook Galaxy (also Fleischerhaken-Galaxie)
bezeichnet wird, ist rund 55 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und
liegt im südlichen Sternbild Fliegender Fisch. Das asymmetrische
Erscheinungsbild der Galaxie erklären sich die Astronomen durch die gravitative
Wechselwirkung mit einer anderen Galaxie in der Vergangenheit. Die europäische
Südsternwarte ESO und das bei der ESO in Garching angesiedelte europäische
Hubble-Informationszentrum haben jetzt zwei sehr verschiedene Ansichten
dieses als Balkenspiralgalaxie klassifizierten Systems veröffentlicht.
Vom Wide Field Imager am 2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop in La Silla
stammt eine Gesamtansicht der Galaxie, auf der ihr eigentümliches
Erscheinungsbild gut zu erkennen ist. Auf der Aufnahme sind zudem zahlreiche
weiter entfernte Galaxien auszumachen. Zwar liefert der Wide Field Imager
nicht die Details einer Hubble-Aufnahme, erlaubt aber dafür, einen
weitaus größeren Himmelsabschnitt mit einer Beobachtung zu erfassen. So stellt
das Instrument den Astronomen Bilder zur Verfügung, die eine Einordnung der
detailreicheren Hubble-Beobachtungen erleichtern.
Das Hubble-Bild von NGC 2442 konzentriert sich auf den
Zentralbereich der Galaxie und den kompakteren der beiden Spiralarme. Im Jahr
1999 konnte man hier eine Supernova-Explosion beobachten, in der ein
massereicher Stern sein nukleares Leben beendete. Der Vergleich von früheren von
der Erde aus gewonnenen Aufnahmen der Region mit Hubble-Bildern aus dem
Jahr 2001 und den jetzt veröffentlichten, Ende 2006 entstandenen Beobachtungen
erlaubt den Astronomen Rückschlüsse auf die letzte Phase im Leben dieses Sterns.
Die Reste der Explosion waren Ende 2006 schon so schwach, dass sie auf dem Bild
nicht mehr auszumachen sind.
In NGC 2442 lassen sich zudem auch die Anfänge eines Sternenlebens erkennen:
Überall in der Galaxie und insbesondere in dem längeren der beiden Spiralarme
finden sich auffällige lilafarbene und rötliche Flecken. Ursache dafür ist das
Wasserstoffgas in den Sternentstehungsregionen. Durch die intensive Strahlung
junger Sterne wird das Gas der Wolken, aus denen die Sterne einmal entstanden
sind, zu einem rötlichen Leuchten angeregt.
Auslöser für die Sternentstehung in NGC 2442 war vermutlich die
Wechselwirkung mit einer anderen Galaxie. Die Turbulenzen, die dadurch
verursacht wurden, sorgten in einigen Bereichen für eine Kompression des Gases
und lösten so den Kollaps der Wolke und damit die Entstehung neuer Sterne aus.
Die Wechselwirkung mit der anderen Galaxie dürfte auch für das Aussehen von NGC
2442 verantwortlich sein.
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