Reflektierende Schönheit im Orion
von Stefan Deiters astronews.com
16. Februar 2011
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute ein Bild von
Messier 78 veröffentlicht, einem Reflexionsnebel wie aus dem Bilderbuch.
Der Nebel leuchtet nicht selbst, sondern reflektiert lediglich das Licht von hellen Sternen in
seiner Umgebung. Für das Bild wurde
Archivmaterial verwendet, das im Rahmen eines Astrofotografie-Wettbewerbs
wiederentdeckt wurde.
Das heute von der ESO veröffentlichte Bild
von Messier 78.
Bild: ESO und Igor Chekalin [Großansicht]
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Messier 78 ist ein Reflexionsnebel wie aus dem Bilderbuch: Die
ultraviolette Strahlung der Sterne in seiner Umgebung ist nicht intensiv genug,
um das Gas des Nebels zu ionisieren und damit zum Leuchten anzuregen.
Stattdessen wird das Licht der Sterne lediglich von seinen Staubpartikeln
reflektiert. Dies macht Messier 78 immerhin zum hellsten Reflexionsnebel am
Himmel, so dass er schon mit einem kleinen Teleskop ohne weiteres beobachtet werden
kann. Er liegt in rund 1.350 Lichtjahre Entfernung im Sternbild Orion,
nordöstlich des östlichsten Sterns des Gürtels des Himmelsjäger.
Das heute von der Europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Bild basiert
auf Daten des Wide Field Imager am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskops in
La Silla. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine neue Beobachtung:
Das Datenmaterial fand ein Teilnehmer eines Astrofotografie-Wettbewerbs der ESO
(astronews.com berichtete) in den Archiven der Organisation. Igor Chekalin ging
mit seinem Bild von Messier 78 sogar als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Das
von der ESO jetzt veröffentlichte Bild wurde allerdings von ESO-Experten
erstellt.
Der leicht bläuliche Farbton ist ganz typisch für Reflexionsnebel. Grund
dafür ist, dass die blaue Komponente des Sternenlichts, also Licht mit kürzeren
Wellenlängen, besser von den kleinen Staubpartikeln im Nebel gestreut wird als
die rote Komponente mit längeren Wellenlängen. Auffällig auf diesem Bild von
Messier 78 ist weiterhin ein dickes Band aus Staub, das sich von oben links bis
nach unten rechts erstreckt und das Licht von Sternen im Hintergrund verdeckt.
In der unteren rechten Ecke finden sich viele merkwürdige rosafarbene
Strukturen. Dabei handelt es sich um eng gebündelte Partikelstrahlen, sogenannte
Jets, die von jungen Sternen ausgehen, die noch in den Staubwolken verborgen
sind.
Für das Leuchten des Nebels sind hauptsächlich die beiden Sterne HD 38563A
und HD 38563B verantwortlich. Es gibt in Messier 78 aber noch zahlreiche andere
Sonnen, darunter auch rund 45 massearme Sterne, die weniger als zehn Millionen
Jahre alt sind und bei denen die Fusion von Wasserstoff in ihrem Inneren noch
nicht eingesetzt hat. Sie sind als T Tauri-Sterne bekannt und ihr Studium verrät
den Astronomen einiges über die frühste Phase in der Entwicklung eines Sterns
und von Planetensystemen.
Messier 78 scheint sich sogar innerhalb der letzten zehn Jahre verändert zu
haben. So entdeckte 2004 ein Amateurastronom eine neue fächerförmige Struktur im
Nebel, die auf den meisten früheren Aufnahmen nicht zu sehen war. Dieser Nebel,
nach seinem Entdecker inzwischen "McNeill's Nebula" genannt, ist am unteren
Bildrand zu sehen. Es handelt sich vermutlich um einen variablen Reflexionsnebel
um einen jungen Stern.
Das Bild wurde aus einzelnen Beobachtungen durch Blau-, Gelb/Grün- und
Rot-Filter zusammengesetzt. Zusätzlich wurden Daten verwendet, die aus einer
Beobachtung durch einen H-alpha-Filter stammen, durch die das Licht von
glühendem Wasserstoffgas sichtbar wird.
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