Neues Testgelände für Weltraumroboter
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des DFKI astronews.com
23. November 2010
Weltraumroboter können nun in Bremen unter fast realistischen Bedingungen für
ihren Einsatz getestet werden. Gestern wurde am Deutschen Forschungszentrum für
Künstliche Intelligenz eine neue 288 Quadratmeter große Halle eröffnet, deren
Ausstattung weltweit einzigartig ist. Auch der Kletterroboter SpaceClimber
kann hier die Erforschung des Mondsüdpols üben.
Den freikletternden Roboter SpaceClimber testen
DFKI-Forscher in der Weltraum-Explorationshalle.
Das System soll Kratersteigungen von bis zu 80
Prozent sicher beherrschen und in der Lage sein,
auf dem Mond autonom zu navigieren.
Bild: DFKI GmbH |
Weltraumroboter unter realistischen Bedingungen zu testen ermöglicht die
Weltraum-Explorationshalle, die das Robotics Innovation Center (RIC) des
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, (DFKI) am
Montag in Bremen eröffnet hat. In der 288 Quadratmeter großen Halle
führen DFKI-Wissenschaftler Experimente auf einer nachgebildeten
Mondlandschaft durch. Die Ausstattung ist weltweit einzigartig. Nach
18-monatiger Bauzeit ist die vom DFKI-Gesellschafter Astrium GmbH und
dem Land Bremen geförderte Explorationshalle nun vollständig
einsatzbereit. "Damit wurde ein Meilenstein geschaffen, um Deutschland
im Bereich der Technologieentwicklung und -anwendung bei internationalen
Weltraummissionen zu positionieren", freut sich Prof. Dr. Frank
Kirchner, Direktor des DFKI RIC.
Systeme wie der an steilen Hängen kletternde Roboter SpaceClimber
erproben ihre Fähigkeiten in der neun Meter breiten Kraterlandschaft.
Ihre Beschaffenheit wurde der eines Kraters am Südpol des Mondes
nachgebaut. Die Oberfläche ist variabel: Steinsegmente lassen sich
austauschen, damit Testläufe auf verschiedenen Untergründen gemacht
werden können. Eine 18 Quadratmeter große Rampe auf einem vier Meter
hohen Plateau am Kopfe der Kraterlandschaft ist in ihrem Steigungsgrad
verstellbar. So lässt sich die Beweglichkeit der Roboter auf
horizontalem Boden und an Abhängen testen. Die schwarze,
nicht-reflektierende Beschichtung der Halleninnenwände sorgt für
mondähnliche Lichtverhältnisse. Bereits jetzt proben Forscher hier für
eine künftige Mission zum Mond.
Mit einer Höhe von zehn Metern bietet die Halle zudem ausreichend Platz,
um Flugsysteme sowie Interaktionen zwischen Satelliten und Robotern zu
erproben: Im Projekt INVERITAS simulieren DFKI-Forscher das Einfangen
von nicht mehr kontrollierbaren Satelliten durch einen so genannten
Servicing-Satelliten. Dieser besteht aus einem Roboterarm, der an einen
beweglichen Kabelroboter montiert ist. Von insgesamt acht Seilen
gestützt, bewegt sich das System durch die Luft. Währenddessen nimmt es
Kontakt zu einem Industrieroboterarm am Hallenboden auf, der die
Bewegungen des einzufangenden Satelliten nachahmt.
"Heute können wir mit der Weltraumexplorationshalle das Spektrum der
Living Labs am DFKI ergänzen, in denen wir Spitzenergebnisse unserer
Forschung als konkrete Innovationen in realistischen Anwendungsszenarien
für unsere Auftraggeber und Kunden konkret erlebbar machen", so Prof.
Dr. Wolfgang Wahlster, Vorsitzender der Geschäftsführung des DFKI. Auch
die Bremer Politik sieht sich durch die Eröffnung in ihrer Investition
bestätigt. "Ich freue mich sehr, dass sich das DFKI Modell aus Sicht
Bremens bereits jetzt als ein Erfolgsmodell erwiesen hat. Trotz der
schwierigen Haushaltslage wird Bremen deshalb das DFKI weiter in seinem
Ausbau unterstützen", versprach Renate Jürgens-Pieper, Senatorin für
Bildung und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen in ihrem Grußwort.
"Es ist vorgesehen, dass das Wissenschaftsressort gemeinsam mit dem
Wirtschaftsressort in den kommenden Jahren über 4 Mio. Euro für einen
weiteren Neubau des Robotics Innovation Centers bereitstellen
will."
Bau und Ausstattung der Weltraum-Explorationshalle kosteten rund 600.000
Euro, die der DFKI-Gesellschafter Astrium GmbH, die WFB
Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und das DFKI zu gleichen Teilen tragen.
Die Projekte INVERITAS und SpaceClimber werden vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie durch die
Raumfahrt-Agentur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V.
gefördert, SpaceClimber zudem von der Europäischen
Weltraumagentur ESA.
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