Wann sich Asteroiden-Paare trennen
von
Rainer Kayser
30.
August 2010
Asteroiden sind oft alles andere als feste Felsblöcke,
sondern ähneln eher locker gepackten Schutthalden. Durch zu schnelle Rotation
können daher Asteroiden-Paare entstehen, die unter bestimmten Bedingungen später
auch getrennte Wege gehen. Wann genau es dazu kommt, zeigten nun Beobachtungen
von 35 Asteroidenpaaren.
Astronomen haben
nun das Geheimnis um Asteroiden-Paare gelöst.
Bild:
ESO / M.Kornmesser / L. Calçada |
Die Masse macht's: Beobachtungen eines internationalen Forscherteams haben jetzt
gezeigt, dass Asteroiden-Paare getrennte Wege gehen, wenn ihre Masse sich um
mehr als das Fünffache unterscheidet. Damit bestätigen die im Fachblatt
Nature publizierten Messungen eine vor drei Jahren von einem amerikanischen
Wissenschaftler entwickelte Theorie über die Entstehung und Entwicklung von
Asteroiden-Paaren - und zeigen zugleich, dass viele Asteroiden keine festen
Felsblöcke sind, sondern eher locker gepackten Schutthalden ähneln.
"Das ist der bislang beste Beweis dafür, dass Asteroiden nicht einfach
Felsblöcke sind, die unsere Sonne unveränderlich umkreisen", sagt Daniel
Scheeres von der University of Colorado in Boulder, einer der
beteiligten Astronomen. "Vielmehr verändern sie ständig ihre Form und können
sogar kleinere Asteroiden gebären." Auslöser für diesen Prozess ist das
Sonnenlicht: Es beschleunigt die Rotation von Asteroiden, die kleiner sind als
zehn Kilometer.
Im Verlauf von Millionen von Jahren wird die Eigendrehung schließlich so
schnell, dass der Asteroid sich - unter der Voraussetzung, dass er aus locker
gepacktem Material besteht - in zwei Teile aufspaltet. In einer theoretischen
Analyse zeigte Scheeres 2007, dass die so entstehenden Paare instabil sind, wenn
ihre Massen sich um mehr als das Fünffache unterscheiden. "Der kleinere Partner
stielt dem größeren Rotationsenergie", so Scheeres, "dadurch dreht sich der
größere immer langsamer und der Abstand zwischen beiden nimmt zu. Wenn die Masse
des kleineren Asteroiden klein genug ist, kann er schließlich aus der Umlaufbahn
des größeren entkommen."
Gemeinsam mit Kollegen aus den USA, Chile, Frankreich, Israel, der Slowakei,
Spanien, Tschechien und der Ukraine hat Scheeres 35 Paare von Asteroiden
beobachtet, die sich auf verdächtig ähnlichen Bahnen um die Sonne bewegen.
Berechnungen zeigen, dass sich die Bahnen dieser Paare vor Millionen von Jahren
jeweils an einem Punkt getroffen haben - ein erster Hinweis darauf, dass es sich
um aufgespaltene Asteroiden handelt. Die Messungen von Scheeres und seinen Kollegen
zeigen nun, dass bei allen diesen Paaren tatsächlich das kleinere Objekt weniger
als ein Fünftel der Masse des größeren besitzt. Zudem bestätigen die
Beobachtungen eine weitere Vorhersage der Theorie: Die kleineren der beiden
Asteroiden rotieren umso schneller, je geringer ihre Masse ist.
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