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GEMINI
Junger Brauner Zwerg um sonnenähnlichen Stern
von Stefan Deiters
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30. Juli 2010

Mithilfe des Gemini South-Teleskops haben Astronomen einen sehr jungen Braunen Zwerg beobachtet, der einen sonnenähnlichen Stern in bemerkenswert geringem Abstand umkreist. Beide Objekte sind gerade einmal so weit voneinander entfernt wie der Planet Uranus von der Sonne. Die Forscher entdeckten außerdem Hinweise darauf, dass der Braune Zwerg einen äußerst elliptischen Orbit um den Stern hat.

PZ Tel

Der sonnenähnliche Sterne PZ Tel A (Mitte) und der Braune Zwerg PZ Tel B, der ihn umrundet. Der größte Teil des Lichtes von PZ Tel A wurde durch den Koronographen ausgeblendet, damit der Braune Zwerg überhaupt sichtbar wird. Bild:  Beth Biller und die Gemini NICI Planet-Finding Campaign [Großansicht]

Ein internationales Astronomenteam hat mit Hilfe des Near-Infrared Coronographic Imager (NICI) am Gemini South-Teleskop in Chile eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht. Die Wissenschaftler spürten einen jungen Braunen Zwerg auf, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist. Braune Zwerge sind stellare Objekte, die nicht ausreichend Masse besitzen, um die nuklearen Fusionsprozesse in ihrem Inneren zu zünden 

Bemerkenswert ist, dass der Braune Zwerg, der etwa die 36-fache Masse des Gasriesen Jupiter hat, "seinen" Stern in einem Abstand von nur 18 Astronomischen Einheiten umkreist. Dies entspricht in unserem Sonnensystem etwa der Entfernung von Uranus zur Sonne. Die meisten bislang entdeckten Braunen Zwerge oder planetaren Objekte, die direkt beobachtet wurden, haben einen Abstand von 50 Astronomischen Einheiten oder mehr von der entsprechenden Sonne.

Doch das ist noch nicht alles: Die Astronomen konnten zudem verfolgen, wie sich der Braune Zwerg, seine Bezeichnung ist PZ Tel B, sehr schnell von dem sonnenähnlichen Stern PZ Tel A entfernt. Auf einem älteren Bild aus dem Jahr 2003 hatte der grelle Schein von PZ Tel A die Identifizierung von PZ Tel B noch unmöglich gemacht. Für die Astronomen ist dies ein Hinweis darauf, dass der Braune Zwerg auf einem sehr elliptischen Orbit umläuft.

"Weil PZ Tel A sehr jung und uns auch relativ nahe ist, wurde er in der Vergangenheit mehrfach beobachtet", erläutert Laird Close vom Steward Observatory und Institut für Astronomie der University of Arizona. "Wir waren also sehr überrascht, als wir plötzlich einen neuen Begleiter dieses Sterns sahen, den wir eigentlich für einen Einzelstern hielten."

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 "PZ Tel B hat einen äußerst exzentrischen Orbit", ergänzt Beth Biller von der University of Hawaii. "In den letzten zehn Jahren konnten wir verfolgen, wie er sich langsam durch sein inneres Sonnensystem bewegt hat. Das lässt sich am besten mit einem sehr elliptischen Orbit erklären."

PZ Tel A ist ein Stern mit ähnlicher Masse wie unsere Sonne. Mit einem Alter von nur 12 Millionen Jahren ist er allerdings rund 400-mal jünger als unser Zentralgestirn. In dem PZ Tel-System könnten sich daher sogar noch größere Mengen an kaltem zirkumstellarem Staub befinden. Das macht das System zu einem interessanten Studienobjekt, um mehr über die frühe Phase in der Entwicklung von Planetensystemen zu erfahren. Durch seine Masse von etwa 36 Jupitermassen dürfte die Bahn von PZ Tel B einen erheblichen Einfluss darauf haben, ob überhaupt und welche Planeten in diesem System entstehen können.

Die Beobachtungen gelangen nur durch die Kombination einer adaptiven Optik, die die Luftunruhe der Atmosphäre aus den Bildern herausfiltert, mit einem Koronographen, der das helle Licht des Zentralsterns ausblendet. "Wir fangen gerade erst an, einen Eindruck von den vielen möglichen Konfigurationen von Sonnensystemen um sonnenähnliche Sterne zu bekommen", so Michael Liu von der University of Hawaii, der Leiter der NICI-Beobachtungskampagne. "Mit den einmaligen Möglichkeiten von NICI können wir die einzelnen Objekte der Systeme nun durch direkte Beobachtung untersuchen."

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