VISTA blickt auf die Sculptor-Galaxie
von Stefan Deiters astronews.com
16. Juni 2010
Die europäische Südsternwarte ESO hat jetzt ein neues Bild
der Sculptor-Galaxie (NGC 253) veröffentlicht. Es entstand im Rahmen der ersten
größeren Beobachtungskampagne des neuen VISTA-Teleskops auf dem Gipfel des
Paranal in Chile. Von den Beobachtungen erhoffen sich die Astronomen neue
Hinweise auf Entstehung und Entwicklung der Galaxie.
Das neue VISTA-Bild der Sculptor-Galaxie.
Bild: ESO / J. Emerson/ VISTA /
Cambridge Astronomical Survey Unit [Großansicht] |
Die Sculptor-Galaxie (NGC 253) liegt, wie der Name schon verrät,
im Sternbild Bildhauer (Sculptor) und gehört mit zu den hellsten Galaxien am
Nachthimmel. Sie ist bereits mit einem guten Fernglas zu erkennen und wurde 1783
von Caroline Herschel entdeckt. NGC 253 ist rund 13 Millionen Lichtjahre von der
Erde entfernt und gehört zu einer kleinen, Sculptor-Gruppe genannten Ansammlung
von Galaxien.
Die Helligkeit von NGC 253 erklärt sich auch durch den Umstand, dass in der
Galaxie gerade mit einer sehr hohen Rate Sterne entstehen. Sie wird daher von
den Astronomen als "Starburst"-Galaxie klassifiziert. Durch dichte Staubschwaden
sind weite Teile der Galaxie allerdings vor einem direkten Blick im sichtbaren
Bereich des Lichts verborgen.
Das Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy
(VISTA) ist das neuste Teleskop des Paranal Observatory der
europäischen Südsternwarte und gleichzeitig auch das größte Teleskop für
Himmelsdurchmusterungen. Vor Beginn der jetzt laufenden umfangreicheren
Beobachtungsprogramme haben die Astronomen mit VISTA zwei kleinere
Himmelsregionen detaillierter unter die Lupe genommen. Eine dieser kleineren
Durchmusterungen hatte die Galaxie NGC 253 und ihre Umgebung als Ziel.
VISTA arbeitet im Infraroten und kann daher durch einen großen Teil des
Staubs blicken, der ansonsten die Beobachtungen behindert. Auf diese Weise
wurden zahlreiche sonst nur schwer erkennbare kühlere Sterne sichtbar. Auch das
Zentrum der Galaxie mit dem eindrucksvollen balkenförmigen Bereich aus Sternen
ist auf dem VISTA-Bild deutlich zu erkennen. Diese Struktur ist im Optischen
nicht zu sehen. Zudem sind die Spiralarme in voller Schönheit auszumachen.
Von den VISTA-Beobachtungen erhoffen sich die Astronomen neue Informationen
über Struktur und Entwicklung der Sculptor-Galaxie. Dazu untersuchen sie
beispielsweise die zahlreichen kühlen roten Riesensterne in ihrem Halo sowie die
Zusammensetzung der Zwerggalaxien, die um NGC 253 kreisen. Auch nach bislang
unentdeckt gebliebenen Objekten, wie Kugelsternhaufen oder ultrakompakten
Zwerggalaxien, halten die Wissenschaftler Ausschau.
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