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SUPERNOVAE
Sternexplosion in altem Sternsystem
Redaktion / Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astrophysik
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20. Mai 2010

Ein internationales Team von Astronomen hat eine Sternexplosion entdeckt, die sich offenbar in einem alten Sternsystem mit viel Helium ereignet hat. Diese bislang unbekannte Form von Sternexplosionen könnte einige der Rätsel in Bezug auf die Anreicherung mit chemischen Elementen im Universum lösen und sogar relativ häufig vorkommen.

NGC 1032

Die Umgebung der Supernova SN 2005E. Das Bild oben zeigt NGC 1032, die Heimatgalaxie der Supernova vor der Explosion. Die erste Beobachtung der Supernova SN 2005E ist im Bild unten zu sehen. Der große Abstand der Supernova (angezeigt durch den Pfeil) von der Heimatgalaxie ist deutlich zu sehen; sie befindet sich etwa 750.000 Lichtjahre vom Zentrum der Galaxie entfernt.  Bilder: MPA / SDSS / Lick Observatory

NGC 1032

Supernovae, also gewaltige Sternexplosionen, sind für Astronomen nicht nur wichtige Instrumente zur Entfernungsbestimmung, sondern gelten auch als bedeutende Produktionsstätten für die chemischen Elemente in unserem Universum. Bisher kannten die Astrophysiker zwei physikalische Prozesse, die zu diesen Energieausbrüchen führen: den Kernkollaps eines massereichen Sterns am Ende seiner Lebensdauer, und die thermonukleare Detonation eines alten Weißen Zwergsterns.

Ein internationales Astronomenteam, dem auch Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Astrophysik angehören, hat nun eine dritte Art dieser Sternexplosionen identifiziert, die in einem alten Sternsystem mit viel Helium stattfinden. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der heutigen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature.

Je nachdem, welche chemischen Elemente im Licht einer Supernova nachgewiesen werden können, ordnen Astronomen diese Explosionen in verschiedene Typen - Ia, Ib, Ic oder II. Da die Lichtkurven der Typ Ia- Supernovae eindeutige Merkmale aufweisen und sehr einheitlich sind, nutzen Astronomen sie als sogenannte "Standardkerzen", um die Entfernung zu deren jeweiligen Heimatgalaxien zu bestimmen.

Diese Supernovae entstehen, wenn ein Weißer Zwergstern, der ausgebrannte Überrest eines normalen Sterns ähnlich unserer Sonne, die so genannte Chandrasekhar-Grenze erreicht, indem er Material von einem Begleitstern aufsammelt. Das nukleare Brennen im dichten Kern, der größtenteils aus Kohlenstoff und Sauerstoff besteht, zündet erneut und setzt enorme Mengen Energie frei, was dazu führt, dass der Stern als Supernova explodiert.

Der zweite Prozess, der zu einer Supernova-Explosion führt, ist der gravitative Kollaps des Kerns eines sehr massereichen, kurzlebigen Sterns am Ende seiner Lebensdauer. Die Astronomen glauben, dass diese Supernovae als Typ Ib/c oder Typ II beobachtet werden, die insbesondere in Umgebungen mit vielen jungen Sternen stattfinden. Durch die gewaltigen Energien, die bei diesen Explosionen freigesetzt werden, wird der überwiegende Teil der Sternmaterie abgestoßen, es bleibt ein Überrest, der nur einen Bruchteil der Ausgangsmasse des Sterns besitzt.

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Im Januar 2005, leuchtete nun eine schwache Supernova (SN 2005E) im Halo der benachbarten Galaxie NGC 1032 auf, und ein internationales Astronomenteam sammelte Beobachtungsdaten von Teleskopen rund um den Erdball. Erstaunlicherweise passten die Messungen der chemischen Zusammensetzung und der Menge der herausgeschleuderten Sternmaterie zu keinem der beiden bekannten Explosionsmechanismen.

In der Umgebung der Supernova deutet nichts auf kürzlich stattfindende Sternentstehung hin und auch die Masse der abgestoßenen Materie ist zu gering (nur etwa ein Drittel der Masse unserer Sonne) für die Explosion eines Riesensterns; d.h. diese Supernova kann nicht durch das Kernkollaps-Szenario erklärt werden.

Die Alternative, ein explodierender, alter Weißer Zwergstern, der eine lange Zeit vom Ort seiner Entstehung bis in die Außenbereiche unterwegs war, passt aber auch nicht zu den Beobachtungen, da das Lichtspektrum auf eine andere chemische Zusammensetzung hinweist. Die bei der Supernova SN 2005E herausgeschleuderte Materie enthält einen größeren Anteil an Kalzium und Titan, als je bei einer Supernova beobachtet wurde. Diese Elemente entstehen in Kernreaktionen, die auf Helium basieren — nicht auf Kohlenstoff und Sauerstoff, woraus das Innere von Weißen Zwergen besteht.

Neue Computermodelle zeigen nun, dass die Supernova wahrscheinlich in einem System aus zwei sich eng umkreisenden Weißen Zwergen entstand, wobei die Heliumhülle des einen Sterns vom anderen angesaugt wird. "Sobald sich eine gewisse Menge angesammelt hat, beginnt das Helium auf dem Empfängerstern explosionsartig zu brennen", sagt Paolo Mazzali vom Max-Planck-Insitut für Astrophysik, der die Berechnungen zusammen mit David Arnett von der University of Arizona durchführte. "Die einzigartigen Prozesse, die in diesen Explosionen gewisse chemische Elemente erzeugen, könnten einige der Rätsel in Bezug auf die Anreicherung mit chemischen Elementen in unserem Universum lösen. Zum Beispiel könnte dies die Hauptquelle von Titan sein."

Die Supernova SN 2005E ist wahrscheinlich nicht die einzige schwache Supernova, die durch diese neue Art von Explosionen erklärt werden kann. Mehrere ähnliche Supernovae wurden in elliptischen Galaxien gefunden und auch deren Lichtkurven, Umgebung und Materie-Auswurf werden am besten durch eine Helium-Detonation beschrieben.

"Als wir SN 2005 E beobachteten, wurde uns schnell klar, dass wir eine neue Art von Supernova sehen", sagt Hagai Perets vom Weizmann Institut, der derzeit am Center for Astrophysics der Harvard University arbeitet und die Beobachtungen leitete. "Da diese Supernovae relativ lichtschwach sind, können wir sie nur schwer nachweisen. Aber wenn sie in Wirklichkeit gar nicht so selten sind, dann könnten sie uns Antworten auf einige der fundamentalen Rätsel über die Erzeugung der chemischen Elemente im Universum liefern."

Außergewöhnliche Supernovae sind eine Spezialität dieses Astronomenteams. Vor wenigen Monaten berichteten sie über die erste bestätigte Beobachtung einer anderen, sehr auffälligen Supernova (astronews.com berichtete). Diese Art von Explosionen hinterlässt gar keinen Überrest. Je nach Masse beenden Sterne ihr Leben entweder als Weiße Zwerge, als Neutronensterne oder Schwarze Löcher. Extrem massereiche Sterne allerdings können vollständig in der Supernova-Explosion am Ende ihrer Lebendauer zerstört werden.

In diesen so-genannten Paar-Instabilitäts-Supernovae werden energiereiche Lichtteilchen in Elektron-Positron-Paare umgewandelt, die den gravitativen Kollaps nicht aufhalten können. Die gewaltige Kontraktion bewirkt eine Explosion des Kerns, die den gesamten Stern vollständig auseinander reißt. Die Astronomen identifizierten erstmals eine derartige Supernova, SN 2007bi, in einer benachbarten Zwerggalaxie.

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siehe auch
Supernovae: Warum Weiße Zwerge explodieren - 18. Februar 2010
Supernovae: Wenn sich Weiße Zwerge zu nahe kommen - 8. Januar 2010
Supernovae: Die erste Supernova ihrer Art - 4. Dezember 2009
Supernovae: Neue Art von Sternenexplosion? - 10. November 2009
Supernovae: Kollision von zwei Weißen Zwergen - 1. November 2007
Supernovae: Wenn Weiße Zwerge zu gierig sind - 16. Juli 2007
Links im WWW
Max-Planck-Institut für Astrophysik
Preprint des Fachartikels bei arXiv.org
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