Drei Antennen, ein gemeinsames Ziel
von Stefan Deiters astronews.com
6. Januar 2010
Zum Jahresende wurde beim Aufbau des Atacama Large Millimeter/submillimeter
Array (ALMA) ein weiterer Meilenstein erreicht: Erstmals haben Astronomen
drei der in 5.000 Meter Höhe aufgestellten Antennen zusammengeschaltet und damit
Beobachtungen gemacht. Erste wissenschaftliche Beobachtungen sind ab dem
kommenden Jahr geplant.
Die ersten ALMA-Antennen in 5.000 Metern Höhe.
Foto: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO) [Gesamtansicht] |
Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA)
soll, wie berichtet, auf der 5.000 Meter hohen Chajnantor-Ebene in der
chilenischen Atacama-Wüste entstehen. In dieser Höhe sind die Bedingungen für
die vorgesehenen Radiobeobachtungen optimal. Am 20. November 2009 wurde nun die
dritte ALMA-Antenne auf das Plateau transportiert. Sie wurde, wie alle Antennen,
zuvor in der niedriger gelegenen ALMA Operations
Support Facility in 2.900 Metern Höhe zusammengebaut und getestet. Der
Transport erfolgte mit einem Spezialtransporter.
Nach einer Reihe von Tests wurden dann erstmals alle drei 12 Meter-Antennen,
die sich bislang in dieser Höhe befinden, zusammengeschaltet. "Das erste Signal
von zwei ALMA-Antennen im Oktober kann man mit dem Gebrabbel eines Babys
vergleichen", so Leonardo Testi, der europäische Projektwissenschaftler für ALMA
bei der europäischen Südsternwarte ESO. "Eine Beobachtung mit drei Antennen
entspricht dem Moment, wo das Baby dann das erste verständliche Wort spricht -
das ist zwar noch kein ganzer Satz, aber es ist schon begeisternd. Das
Zusammenschalten von drei Antennen stellt in der Tat den ersten wichtigen
Schritt hin zu aussagekräftigen und detaillierten Bildern im
Submillimeter-Bereich dar."
Das Zusammenschalten der drei Antennen war auch ein wichtiger Test für die
Elektronik und die Software. In seiner finalen Ausbaustufe soll ALMA nämlich
einmal aus 66 Antennen bestehen, die alle als sogenanntes "Interferometer"
zusammengeschaltet werden können und sich dadurch wie ein großes Teleskop
benutzen lassen. Von ALMA erwarten sich die Wissenschaftler einmalige Einblicke
in das Universum im Millimeter- und Submillimeter-Bereich.
"Das Zusammenschalten von drei (oder mehr) Antennen in einem Interferometer
bedeutet gegenüber dem Betrieb mit nur zwei Antennen eine gewaltige
Leistungssteigerung", erläutert Wolfgang Wild, der europäische Projektmanager
von ALMA. "Damit können die Astronomen Störungen, wie sie sich etwa durch
instrumentelles Rauschen oder atmosphärische Turbulenzen ergeben, in den Griff
bekommen. Der Vergleich der gleichzeitig mit drei Antennen empfangenen Signale
ermöglicht es, solche unerwünschten Nebeneffekte auszugleichen - etwas, das beim
Zwei-Antennen-Betrieb unmöglich ist."
Bei ihren ersten Beobachtungen mit drei Teleskopen haben die Astronomen den
Quasar QSO B1921-293 anvisiert, der bekannt für seine starken Emissionen in sehr
langen Wellenlängen ist. Die Stabilität des mit den Antennen empfangenen Signals
zeigte dann, dass die Konfiguration ausgezeichnet arbeitet. In den kommenden
Monaten werden weitere Antennen auf 5.000 Meter Höhe gebracht werden. Erste
wissenschaftliche Beobachtungen sollen im kommenden Jahr beginnen.
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