Zwei neue ESA-Satelliten gestartet
Redaktion
/ Pressemitteilungen der ESA astronews.com
2. November 2009
Gleich zwei neue Satelliten der europäischen Weltraumagentur ESA wurden in
der Nacht erfolgreich in eine Erdumlaufbahn gebracht: Mit der Sonde SMOS
soll die Bodenfeuchtigkeit und der Salzgehalt der Ozeane überwacht und so
wichtige Daten für Klimamodelle gewonnen werden. PROBA-2 wird eine ganze
Reihe von neuen Technologien testen.
Der Satellit PROBA-2.
Bild: ESA |
Der zweite Erdforschungssatellit der ESA - die Mission zur
Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit und des Salzgehalts der Ozeane (SMOS)
- und der zweite Demonstrationssatellit des ESA-Projekts für
Bordautonomie (PROBA-2) wurden vergangene Nacht in Nordrussland
gestartet. SMOS wird bei der weltweiten Überwachung des Klimawandels
eine entscheidende Rolle übernehmen und ist der erste Satellit, der
sowohl für die Kartierung des Salzgehalts an der Oberfläche der Ozeane
als auch für die weltweite Überwachung der Bodenfeuchtigkeit entwickelt
wurde. Er verfügt über ein einzigartiges interferometrisches Radiometer,
das die passive Überwachung des Wasserkreislaufs zwischen Ozeanen,
Atmosphäre und Festland ermöglicht.
Der beim Start von SMOS als "Huckepacknutzlast" auf den Weg gebrachte
Satellit PROBA-2 ist der Nachfolger des 2001 gestarteten äußerst erfolgreichen
Satelliten PROBA-1. Er wird die orbitale Demonstration von 17 fortschrittlichen
Satellitentechnologien wie Miniatursensoren für künftige ESA-Raumsonden und eine
hochmoderne CCD-Kamera mit einem Betrachtungswinkel von ca. 120 Grad durchführen
und verfügt zudem über vier Forschungsinstrumente zur Beobachtung der Sonne und
Untersuchung der Plasmaumgebung in der Umlaufbahn.
Die Satelliten wurden am Montag, den 2. November um 2.50 Uhr MEZ an Bord
eines von der Eurockot GmbH bereitgestellten Rockot-Trägers vom
Kosmodrom Plessezk in Nordrussland gestartet. Etwa 70 Minuten nach dem Start
wurde SMOS erfolgreich von der Breeze-KM-Oberstufe des Trägers
abgetrennt. Kurz darauf empfing die südafrikanische Bodenstation Hartebeesthoek
in der Nähe von Johannesburg die ersten Signale des Satelliten. Im Anschluss
absolvierte die Oberstufe weitere Manöver zur Erreichung einer etwas niedrigeren
Umlaufbahn, woraufhin PROBA-2 nach einer Flugzeit von etwa drei Stunden
ebenfalls abgekoppelt wurde.
erzeit umkreisen beide Satelliten die Erde auf ihrer jeweiligen
sonnensynchronen Umlaufbahn in einer Höhe von 760 km (SMOS) bzw. 725 km
(PROBA-2). Das vom Centre National d’Etudes Spatiales (CNES) im
französischen Toulouse betriebene PROTEUS-Missionskontrollzentrum übernimmt im
Auftrag der ESA die Flugkontrolle von SMOS, während das PROBA-Kontrollzentrum in
der Bahnverfolgungsstation der ESA im belgischen Redu für die Flugkontrolle von
PROBA-2 zuständig ist. Der Anfangsbetrieb in der Umlaufbahn wurde bereits
eingeleitet, um die Satelliten zu überprüfen, bevor sie für den eigentlichen
Betrieb freigegeben werden. PROBA-2 soll in zwei Monaten betriebsbereit sein,
während die äußerst innovative Nutzlast an Bord von SMOS länger geprüft und
kalibriert werden muss und der Satellit deshalb erst in sechs Monaten voll
betriebsbereit sein wird.
"Auf diesen erfolgreichen Doppelstart, durch den Europa über neue Werkzeuge
für ein besseres Verständnis unseres Planeten und des Klimawandels verfügt, sind
wir besonders stolz. Die zu erwartenden technologischen Durchbrüche werden zudem
die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie verbessern
und somit zur Weltwirtschaft beitragen", so ESA-Generaldirektor Jean-Jacques
Dordain beim Start in Plessezk.
Der 658 kg schwere Satellit SMOS wurde von der ESA in Zusammenarbeit mit dem
französischen CNES und dem spanischen Centro para el Desarrollo Tecnológico
Industrial (CDTI) entwickelt. Er basiert auf der von Thales Alenia Space
entworfenen und gebauten PROTEUS-Plattform für einen kleinen Satelliten und
seine Nutzlast besteht aus einem einzigen Instrument, dem von EADS CASA Espacio
entwickelten abbildenden Mikrowellenradiometer mit Apertursynthese (MIRAS).
MIRAS ist ein Interferometer, das 69 auf drei Schwenkarmen montierte Empfänger
zur Messung der Temperatur der Reflexionen der Erdoberfläche im
Mikrowellenbereich miteinander verbindet. Diese Temperatur hängt mit der
Temperatur der Erdoberfläche und ihren leitenden Eigenschaften zusammen, die
wiederum mit der Bodenfeuchtigkeit der Landoberfläche oder dem Salzgehalt der
Meeresoberfläche verknüpft sind.
"Die von SMOS gesammelten Daten werden bereits am Boden und im Meer
durchgeführte Messungen ergänzen und somit eine weltweite Überwachung des
Wasseraustauschs ermöglichen. Da dieser Austausch, der zu einem Großteil in
abgelegenen Gebieten vonstatten geht, sich direkt auf das Wetter auswirkt, ist
er für Meteorologen von höchster Bedeutung", erklärt der ESA-Direktor für
Erdbeobachtungsprogramme, Volker Liebig. "Zudem ist der Salzgehalt einer der
Motoren der thermohalinen Zirkulation, dem großen Netz aus Meeresströmungen, das
für den Wärmeaustausch zwischen den Weltmeeren verantwortlich ist. Auf die
Möglichkeit der Überwachung dieses Phänomens warten Klimatologen, die versuchen,
die langfristigen Auswirkungen des derzeitigen Klimawandels vorherzusagen, schon
lange."
SMOS ist nach der Mission zur Bestimmung des Schwerefelds und der stationären
Ozeanzirkulation (GOCE), die im März 2009 ebenfalls an Bord eines Rockot-Trägers
auf den Weg gebracht worden war, der zweite Satellit, der im Rahmen des von der
ESA durchgeführten Erdforschungsprogramms zur Sammlung neuer Umweltdaten für die
Wissenschaft gestartet wurde. Weitere Erdforschungssatelliten befinden sich
derzeit in der Vorbereitung. Cryosat-2, der die Dicke des schwimmenden
Meereises erfassen wird, soll im Februar 2010 gestartet werden. 2011 werden die
Missionen ADM-Aeolus zur Untersuchung der Atmosphärendynamik und SWARM
zur Überwachung der Schwächung des Magnetfelds der Erde folgen; für 2013 ist die
Mission EarthCARE zur Erforschung von Wolken und Aerosolen geplant. Z
Mit einer Startmasse von 135 kg ist PROBA-2 ein sehr kleiner Satellit, "aber
wie sein Vorgänger PROBA-1 soll er die Demonstration einer großen Bandbreite an
Technologien für künftige Satelliten und weltraumwissenschaftliche Instrumente
durchführen. Dazu gehört unter anderem das Demonstrationsmodell eines für die
ESA-Mission BepiColombo zum Merkur entwickelten miniaturisierten
Startrackers und der künftige Sonnenorbiter", erklärte Michel Courtois,
ESA-Direktor für Technisches und Qualitätsmanagement, in Plessezk.
Weitere zu demonstrierende Technologien umfassen einen digitalen
Sonnensensor, eine miniaturisierte Weitwinkelkamera, Fasersensoren, einen
Hochpräzisionsmagnetometer, einen Doppelfrequenz-GPS-Weltraumempfänger, einen
xenonbetriebenen Resistojetantrieb, einen Kaltgasgenerator und viele mehr. Des
Weiteren hat PROBA-2 zwei belgische Solarphysikinstrumente und zwei tschechische
Plasmaphysikexperimente an Bord. Zwei weitere PROBA-Missionen befinden sich
bereits in der Entwurfs- und Entwicklungsphase. PROBA V wird einen
Multispektralsensor zur Überwachung der Pflanzendecke mit sich führen und
PROBA-3 soll der Demonstration von Formationsflügen dienen.
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