Mondgestein im Handgepäck
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Chemie astronews.com
15. September 2009
Vor 40 Jahren, am 18. September 1969, trafen die ersten
Proben von Mondgestein in Deutschland ein - weniger als zwei Monate nachdem Neil
Armstrong und Edward Aldrin sie auf dem Mond gesammelt hatten. Ins Land kamen sie im Handgepäck eines Wissenschaftlers, der das wertvolle Gestein
für das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz abgeholt hatte. Noch am selben
Abend begann man mit der Untersuchung der Proben.
A10049: Die Probe mit der Nummer 10049 wiegt ca. 193 Gramm und
besteht aus Ilmenit Basalt und hat einen hohen
Anteil an Kalium. Sie ist etwa 3,5 Milliarden
Jahre alt und war für etwa 20 Millionen Jahre der
kosmischen Strahlung ausgesetzt. Das MPI
untersuchte Teile der Probe auf Zusammensetzung,
Strahlungsalter, seltene Gase und deren
Isotopenverteilung.
Foto: idw / Max-Planck-Institut für Chemie
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Der Mann mit dem Mondgestein, Dr. Hans Voshage, stieg müde aber glücklich in
Frankfurt aus dem Flieger. Im Handgepäck hatte er 105,9 Gramm Mondgestein für
das Max-Planck-Institut für Chemie. In weniger als 48 Stunden war er von Mainz
nach Houston und zurück gejettet, vor 40 Jahren fast ein Rekord. Die Eile war
geboten, da die instabilen Radioisotope mit jedem Tag weiter zerfielen und somit
schwieriger zu messen wurden.
So gelangten die Proben aus dem "Mare tranquillitatis" - dem Meer der Ruhe
direkt in die Betriebsamkeit der Labore in Mainz. Die ersten Untersuchungen
fanden noch am Abend des 18. September statt. "Wir stehen am Anfang einer völlig
neuen Phase der Mondforschung", meinte damals Prof. Heinrich Wänke, Leiter der
Abteilung Kosmochemie. Etwas länger gedulden musste sich das Team der Abteilung
Massenspektrometrie um Prof. Heinrich Hintenberger: Es erhielt seine 140 Gramm
Proben erst am 10. Oktober.
Begonnen hatte die Mondforschung am Institut schon lange vor den Apollo-Missionen.
Die guten Ergebnisse, die das Institut mit Meteoriten erreichte, überzeugten die
NASA, dem MPI für Chemie die größte Menge an Proben außerhalb der USA zu
überlassen. Sieben von insgesamt zwölf Anträgen für Gestein der Apollo 11-Proben
wurden genehmigt. Die Ergebnisse der Mondproben warfen viele der bis dahin
führenden Theorien über den Mond, sein Alter und seine Entstehung über den
Haufen.
"Wie sich herausstellte, war der Mond kein primitiver Körper, sondern durch
Schmelzprozesse verändert", so Prof. Wänke damals über die zunächst große
Enttäuschung. Denn man hatte gehofft, vom Mond Material zu erhalten, das sich
seit der Entstehung des Sonnensystems nicht verändert hatte - dies hätte sehr
direkte Schlüsse über die Bildung unseres Sonnensystems ermöglicht. Durch die
Chance, Mondgestein direkt zu untersuchen, entwickelten Forscher die bis heute
gültige Theorie, dass der Mond durch einen Einschlag eines etwa marsgroßen
Körpers sozusagen aus der Erde herausgesprengt wurde.
An diesen Arbeiten war das MPI maßgeblich beteiligt. Das Max-Planck-Institut
für Chemie erhielt nicht nur Material der Apollo 11-Mission, sondern
wurde mit Proben weiterer Apollo-Missionen großzügig versorgt. Als
eines der ganz wenigen Institute erhielt es neben amerikanischen Proben später
auch Material der russischen Mondmissionen. "Die Proben beider Missionen stimmen
so gut überein, dass dies der Theorie, die Amerikaner wären nur in
Hollywood-Studios auf dem Mond gewesen, den Todesstoß versetzt - es sei denn man
geht davon aus, dass die Russen mitgespielt haben", schmunzelt Prof. Dr.
Friedrich Begemann, ehemaliger Direktor der Abteilung Isotopenkosmologie noch
heute.
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