Feuchte und vulkanische Vergangenheit?
von Stefan Deiters astronews.com
14. Juli 2009
Aus Daten der europäischen Venussonde Venus Express
haben Astronomen jetzt die erste Infrarotkarte der Südhalbkugel unseres
Nachbarplaneten erstellt. Auf ihr finden sich Hinweise dafür, dass die
Venus in der Vergangenheit deutlich erdähnlicher war als heute. So könnte es
Plattentektonik und einen Ozean aus Wasser gegeben haben.
Gab und gibt es
noch Vulkane auf der Venus?
Bild: ESA - AOES Medialab |
Die jetzt vorgestellte Karte basiert auf Tausenden von
Einzelbildern, die die Sonde Venus Express zwischen Mai 2006 und Dezember 2007
von unserem Nachbarplaneten gemacht hat. Normale Kameras scheitern bei der
Untersuchung der Venusoberfläche an der dichten Atmosphäre. Venus Express aber verfügt über eine Kamera, die in einem Infrarotbereich arbeitet, in dem
sie durch
die Wolkendecke schauen kann.
Zuvor war die Venus wiederholt mit Radarsystemen abgetastet worden, wodurch
es schon vor Ankunft von Venus Express detaillierte Karten der Oberfläche
gab. Allerdings konnte mit den Daten der europäischen Venus-Sonde erstmals eine
Karte erstellt werden, auf der auch Informationen über die chemische
Zusammensetzung des Gesteins abzulesen sind. Diese unterstützen die Vermutung, dass
es sich bei den Hochländern der Venus um urzeitliche Kontinente handelt, die von
einem Ozean umgeben waren und durch vulkanische Aktivität entstanden sind.
"Das ist zwar noch kein Beweis, aber es passt ins Bild", meint Nils Müller vom
Institut für Planetenforschung des DLR in Berlin, der die Kartierung leitete.
"Alles was wir bislang sagen können ist, dass das Gestein in den Hochländern
anders aussieht als in anderen Regionen."
Die Forscher folgern dies, aus dem Infrarotlicht, das das Gestein der Hochländer ins All zurückstrahlt.
Vergleichbar ist dies mit der Wärme, die beispielsweise eine von der Sonne
beschienene Hauswand über Nacht wieder abgibt. Die Menge der abgestrahlten Wärme
erlaubt Rückschlüsse auf das jeweilige Material. Auf diese Weise untersuchte
Venus Express mit dem Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer (VIRTIS)
die Südhalbkugel der Venus bei Nachtüberflügen.
Die russischen Venuslander waren in den 1970er und 1980er Jahren
abseits der Hochländer gelandet und hatten vor allem basaltartiges Gestein
gefunden. Die Karte zeigt nun, dass in den Ebenen Phoebe und Alpha Regio das
Gestein heller zu sein scheint und auch älter aussieht als im überwiegenden Teil
des Planeten. Auf der Erde handelt es sich bei solchem Gestein in der Regel um
Granit aus dem die Kontinente bestehen. Die Entstehung von Granit wird mit Plattentektonik, Wasser und vulkanischer Aktivität in Verbindung
gebracht. "Wenn es Granit auf der Venus gibt, dann muss es auch einen Ozean und
Plattentektonik gegeben haben", erklärt Müller.
Ob die Hochländer aber tatsächlich Kontinente sind, kann nur eine
Landemission auf die Venus sicher feststellen. Das Wasser, das zur Entstehung
des Granits vorhanden gewesen sein müsste, ist inzwischen längst verdampft.
Vulkanismus könnte es aber immer noch geben, obwohl die äußerst empfindlichen
Instrumente von Venus Express nur Temperaturunterschiede auf der Oberfläche von
drei bis 20 Grad Celsius fanden. Bei noch aktiven Lavaflüssen sollte die
Differenz höher sein.
Trotzdem will Müller nicht ausschließen, dass es noch heute Vulkanismus auf
der Venus gibt: "Die Venus ist ein großer Planet, der im Inneren durch
radioaktive Elemente aufgeheizt wird. Da sollte es genauso viel Vulkanismus
geben wie auf der Erde." Tatsächlich sind auf einigen Bildern der
Venusoberfläche dunklere Regionen zu sehen, die auf relativ junge Lavaströme schließen lassen könnten.
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