95 Prozent des Merkur sind fotografiert
von Stefan Deiters astronews.com
31. Oktober 2008
Die NASA-Sonde Messenger hat bei ihrem zweiten
Vorüberflug am Merkur Anfang Oktober zahlreiche neue Bilder von bislang
unbekannten Regionen des sonnennächsten Planeten gemacht. Damit sind nun mehr
als 95 Prozent des Merkur fotografiert. Zugleich machte die Sonde Messungen über
Oberfläche, Atmosphäre und Magnetfeld des Planeten.
Die Karte fasst
die von Mariner 10 und Messenger bislang
fotografierten Bereiche des Merkur zusammen.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Carnegie Institution
of Washington / Mark
S. Robinson, Arizona State University [Gesamtansicht] |
Die Sonde Messenger flog - wie berichtet - am 6. Oktober
2008 bei eine Vorbeischwung-Manöver am Merkur vorüber. So gelangte die Sonde auf
einen Kurs, der es ihr schließlich erlauben wird, 2011 in einen Orbit um den
sonnennächsten Planeten einzuschwenken. "Die Gebiete auf der Merkur-Oberfläche,
die wir jetzt erstmals aus der Nähe gesehen haben, sind größer als die Fläche
Südamerikas", vergleicht Sean Solomon, der verantwortliche Wissenschaftler, der
am Department of Terrestrial Magnetism der Carnegie Institution
of Washington arbeitet. "Wenn wir diese Daten mit den Bildern des ersten
Vorüberflugs und denen von Mariner 10 kombinieren, bedeutet das, dass
wir rund 95 Prozent des Planeten gesehen haben."
Doch Messenger machte während des Vorüberflugs nicht
nur 1.200 Bilder der Oberfläche. Auch andere Instrumente waren auf den
Planeten gerichtet. So wurde mit einem Laser-Altimeter die Topographie
des Planeten erfasst und zudem die Magnetosphäre des Planeten vermessen,
also jener Bereich um Merkur, der von dessen Magnetfeld beeinflusst
wird.
"Der erste Vorüberflug von Messenger und die von
Mariner 10 haben nur Daten von der östlichen Hemisphäre des Merkur
geliefert", erläutert Brian Anderson vom Applied Physics Laboratory
der Johns Hopkins University. "Der jüngste Vorüberflug erlaubte
uns erste Messungen der westlichen Hemisphäre und so konnten wir
erkennen, dass das Magnetfeld des Planeten äußerst symmetrisch ist."
Durch die Daten des Laser-Altimeters, können nun erstmals
hochaufgelöste topographische Daten mit hochaufgelösten Bildern in
Verbindung gebracht werden. "Wir haben Daten aus Regionen gewinnen
können, die zuvor von Mariner 10 oder von Messenger
fotografiert worden sind", so Maria Zuber vom Massachusetts
Institute of Technology. "Zudem haben wir diesmal Bilder von
Bereichen gemacht, die wir im Januar mit dem Altimeter untersucht haben.
Dadurch ist es für uns nun viel leichter die Geologie der
Planetenoberfläche zu interpretieren."
Aktiv war auch das Spektrometer von Messenger, mit dem die
dünne Atmosphäre des Planeten untersucht wurde. Die Forscher stellten so
beispielsweise Unterschiede in der Verteilung von Natrium, Kalzium und
Magnesium fest. Auch auf der Oberfläche des Planeten enthüllten
Aufnahmen erstmals deutliche geologische Unterschiede. "Jetzt da die
Messenger-Kameras mehr als 80 Prozent des Merkur fotografiert
haben, wird deutlich, dass die Oberfläche des Merkur - anders als bei
Mond oder Mars - gleichmäßig sehr alt und von vielen Kratern übersät
ist. Es gibt aber auch weite, jüngere vulkanische Ebenen, die in und
zwischen den riesigen Einschlagbecken liegen", so Mark Robinson von der
Arizona State University.
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