Jahreszeiten auf dem siebten Planeten
von
Rainer Kayser
17. Oktober 2008
Uranus ist 19-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde - doch selbst in dieser großen Entfernung gibt es noch jahreszeitliche Veränderungen. Das zeigen neue Aufnahmen des siebten Planeten, die amerikanische Astronomen jetzt auf einer Fachtagung präsentierten.
Allerdings gehen die Veränderungen dort extrem langsam vor sich: Eine Jahreszeit dauert rund 20 Jahre.
Uranus im nahen Infraroten am 9. August 2007
aufgenommen mit dem Keck II-Teleskop auf Hawaii.
Bild:
Imke de Pater (University of California,
Berkeley) / Heidi Hammel (Space Science
Institute) / Lawrence Sromovsky und Patrick Fry
(University of Wisconsin-Madison) [Weitere
Bilder] |
Im Jahr 2007 durchlief Uranus seine Tag- und Nachtgleiche, das sogenannte Äquinoktium. Die Sonne stand also genau über dem Äquator des Planeten, was dem Wechsel vom Sommer- zum Winterhalbjahr auf den beiden Hemisphären entspricht.
"Als dies das letzte Mal passierte, gab es noch keine Instrumente, mit denen wir Einzelheiten auf Uranus erkennen konnten", sagt Lawrence Sromovsky von der
University of Wisconsin-Madison, der die Beobachtungen geleitet hat und die Ergebnisse nun auf der Herbsttagung der Abteilung für Planetenforschung des amerikanischen Astronomen-Verbands in Ithaca im US-Bundesstaat New York präsentierte.
"Erst jetzt können wir sehen, was dort vor sich geht."
Im Gegensatz zur Erde ist die Rotationsachse des Planeten Uranus mit einem Winkel von 98 Grad extrem stark geneigt. "Diese Neigung führt natürlich zu einer Verstärkung der jahreszeitlichen Schwankungen", so Sromovsky. Die Beobachtungen seines Teams mit dem
Keck-Teleskop auf Hawaii zeigen, dass die Jahreszeiten auf Uranus mit Verzögerung eintreten.
"Obwohl derzeit beide Hemisphären des Planeten gleich viel Sonnenlicht erhalten, ist die Atmosphäre noch nicht symmetrisch", erläutert der Forscher. Die Temperatur in der Lufthülle von Uranus liegt bei etwa minus 200 Grad Celsius - da braucht die geringe Sonnenstrahlung lange, um Veränderungen herbeizuführen.
Der Wandel der Jahreszeiten scheint auch die Sturmsysteme in der Uranus-Atmosphäre zu beeinflussen. Seit Jahren beobachten die Astronomen einen großen Wirbelsturm, der sich konstant zwischen 32 und 36 Grad südlicher Breite bewegt. Jetzt jedoch wandert der Sturm nach Norden und löst sich dabei langsam auf.
"Der Wirbelsturm hat sich jahrzehntelang vorhersagbar verhalten", sagt Sromovsky,
"nun scheint er durch die jahreszeitlichen Veränderungen in einen neuen
dynamischen Zustand getrieben worden zu sein."
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