Erneut ein Exoplanet fotografiert?
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Jena astronews.com
24. September 2008
Erst vor einer Woche sorgte ein Foto für Schlagzeilen, das
eventuell einen extrasolaren Planeten um einen sonnenähnlichen Stern zeigt. Ein
Forscherteam um Astronomen der Universität in Jena hat nun nachgezogen, und ein
Bild präsentiert, auf dem ein Objekt zu sehen ist, das um den 550 Lichtjahre
entfernten Stern CT Cha kreist. Unklar ist noch, ob es ein Brauner Zwerg oder
tatsächlich ein Planet ist.
Der Stern CT Cha
mit seinem vermuteten planetaren Begleiter.
Bild: Universität Jena / Tobias Schmidt |
Die Entstehung der Erde - bis jetzt können Astronomen darüber nur mutmaßen.
"Die Planeten in unserem Sonnensystem sind einige Milliarden Jahre alt, da sind
Rückschlüsse auf die Entstehung schwierig", erläutert Ralph Neuhäuser, Professor
an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Um trotzdem Licht ins Dunkel zu
bringen, suchen er und seine Mitarbeiter vom Astrophysikalischen Institut und
der Universitäts-Sternwarte den nahen Weltraum nach jungen Sternen ab.
"Genau genommen suchen wir nach ihren Begleitern", sagt Neuhäuser. "Wenn wir
so einen finden und es ein Planet ist, können wir mehr über deren Entstehung
erfahren." Wichtige Erkenntnisse erhoffen sich die Jenaer Wissenschaftler jetzt
von ihrer neuesten Entdeckung: "Es ist uns gelungen, den Begleiter eines Sterns
zu fotografieren, der von seiner Masse her durchaus ein Planet sein könnte",
erklärt Mitarbeiter Tobias Schmidt. Die Ergebnisse des internationalen Teams
werden jetzt in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics
veröffentlicht.
Mit mehreren Aufnahmen konnten die Wissenschaftler bestätigen, dass sich die
beiden Objekte gemeinsam am Himmel bewegen und damit zusammengehören. "Der
Mutterstern CT Cha im Sternbild Chamäleon ist mit ein paar Millionen Jahren noch
sehr jung", erklärt der Jenaer Physiker. Mit dem bloßen Auge ist der von der
Erde etwa 550 Lichtjahre entfernte Stern jedoch nicht sichtbar. Die Bilder des
Sterns hat Tobias Schmidt am Very Large Telescope (VLT) der
Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile aufgenommen.
"Exoplaneten, also Planeten, die außerhalb unseres Sonnensystems
liegen, sind leuchtschwache Objekte und werden meist von ihrem Stern
überstrahlt", erläutert Neuhäuser. Deshalb sei eine direkte Beobachtung bisher
sehr schwierig gewesen. Die seit einigen Jahren verfügbare neue Technik der
sogenannten adaptiven Optik an einem der riesigen Spiegelteleskope des VLT,
deren vier Hauptspiegel einen Durchmesser von über acht Metern haben, ermögliche
mittlerweile jedoch ausreichend scharfe Bilder.
Genauso wichtig ist aber auch die Auswahl der zu beobachtenden Sterne;
Neuhäuser beschäftigt sich damit seit 1993. Neben dem Begleiter von CT Cha
wurden bis jetzt nur zwei ähnliche Objekte direkt aufgenommen, bei denen es sich
um Planeten handeln könnte, die um Sterne kreisen. 2005 entdeckte Neuhäuser auch
den ersten Kandidaten GQ Lupi b. Damals wie heute ist noch nicht genau geklärt,
ob es sich tatsächlich um einen Planeten oder etwa um einen Braunen Zwerg
handelt, also einen Stern, der über nicht genügend Masse verfügt, um sein
nukleares Feuer zu zünden.
"Ein Problem ist, dass es bisher keinen Konsens über das obere Massenlimit
eines Planeten gibt", erklärt Neuhäuser. Die Vorschläge schwanken zwischen 13
und 30 Jupitermassen, eine Jupitermasse entspricht etwa der 318-fachen Masse der
Erde. "Unter 13 Jupitermassen findet keine Kernfusion statt, was für Planeten
sprechen würde. Jedoch wurden im Bereich bis 30 Jupitermassen kaum Braune Zwerge
gefunden, was bedeuten könnte, dass Objekte unterhalb dieser Massegrenze
planetar entstehen". Für den neu entdeckten Begleiter haben die Wissenschaftler
eine Masse zwischen 11 und 23 Jupitermassen errechnet. Die Jenaer Astrophysiker
halten es für durchaus möglich, dass es sich um einen Planeten handelt. Deshalb
hat man ihm die Bezeichnung CT Cha b gegeben, in der das kleine b den Status als
Planetenkandidat anzeigt.
Das elektromagnetische Spektrum von CT Cha b haben die Wissenschaftler
bereits bestimmt. Damit wollen sie unter anderem herausfinden, wie sich die
umgebende Atmosphäre chemisch zusammensetzt und welche Temperatur dort herrscht.
"Wir wissen, dass ständig neues Material auf CT Cha b auftrifft - es also noch
wächst", so Neuhäuser. Wenn sich bestätigt, dass es sich dabei um einen Planeten
handelt, könnten die Jenaer Wissenschaftler hier verfolgen, wie sich ein Planet
entwickelt und damit ein Sonnensystem entsteht.
|