Bild eines Planeten um sonnenähnlichen Stern?
von Stefan Deiters astronews.com
16. September 2008
Astronomen haben vielleicht das erste Bild eines
extrasolaren Planeten um einen sonnenähnlichen Stern gemacht. Die Beobachtung
gelang am Gemini North-Teleskop auf Hawaii. Der vermutetet Planet ist
330-mal weiter von seiner Sonne entfernt als die Erde und hat etwa die achtfache
Masse des Gasriesen Jupiter. Das System liegt in 500 Lichtjahren Entfernung.
Bild von 1RSX
J160929.1-210524 und des vermuteten Planeten.
Bild: Gemini Observatory |
"Dies ist das erste Mal, dass ein Objekt von Planetenmasse direkt
im Orbit um einen sonnenähnlichen Stern beobachtet wurde", erläutert David
Lafrenière von der University of Toronto die Bedeutung der Entdeckung.
Lafrenière ist auch Erstautor eines Fachartikels, der in der Zeitschrift
Astrophysical Journal Letters erscheinen soll. "Wenn wir bestätigen können,
dass dieses Objekt gravitativ an den Stern gebunden ist, wäre das ein gewaltiger
Schritt nach vorn."
Bisherige direkte Beobachtungen von planetenähnlichen Objekten außerhalb
unseres Sonnensystems beschränkten sich entweder auf Planeten, die um gar keine
Sonne kreisen oder um Objekte, die sich im Orbit um einen Braunen Zwerg
befinden. Braune Zwerge sind relativ leuchtschwach und machen deswegen die
Entdeckung von Planeten etwas einfacher.
Sollte sich der Fund bestätigen, würde er auch eine Herausforderung für
bisherige Modelle der Planetenentstehung sein: Das Objekt ist nämlich äußerst
weit von seinem potentiellen Stern entfernt. Zum Vergleich: Der Neptun, der
sonnenfernste Planet unseres Sonnensystems hat nur etwa die 30-fache Entfernung
der Erde von der Sonne, das neu entdeckte Objekt aber die 330-fache. "Dies ist
nur eine weitere Erinnerung daran, wie vielfältig die Welten da draußen sind und
ein starker Hinweis darauf, dass die Natur vielleicht über mehr als eine
Möglichkeit verfügt, planetenähnliche Objekte um normale Sterne zu erzeugen,"
meint Teammitglied Ray Jayawardhana.
Für ihre Beobachtungen nutzten die Astronomen die adaptive Optik des
Gemini North-Teleskops auf Hawaii, durch die Unruhe der Erdatmosphäre aus
den Bilder herausgefiltert werden kann. Aufnahmen im nahen Infrarot und Spektren
deuteten darauf hin, dass das Objekt zu kalt ist, um ein Stern zu sein oder auch
nur ein Brauner Zwerg. Außerdem scheint es sehr jung zu sein. Es handelt sich
also offenbar um ein junges, sehr massearmes Objekt, das etwa die gleiche
Entfernung von der Erde hatte wie der junge und sonnenähnliche Stern 1RXS
J160929.1-210424. Dieser ist etwa 500 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die Wissenschaftler glauben, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die
beiden Objekte nur zufällig in einer Sichtlinie liegen äußerst gering ist. Ein
Bestätigung dafür aber, dass der vermutete Planet und der Stern sich tatsächlich
zusammen durchs All bewegen, kann noch bis zu zwei Jahre auf sich warten lassen.
"Natürlich ist es verfrüht zu sagen, dass dieses Objekt definitiv diesen Stern
umrundet", so Lafrenière, "doch die Beweislage ist recht gut. Dieses Objekt wird
sicherlich in den kommenden Jahren sehr häufig beobachtet werden."
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