Marssonde fotografierte Landeanflug
von Stefan Deiters astronews.com
27. Mai 2008
Eigentlich ist das High Resolution Imaging Science
Experiment, kurz HiRISE, an Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter
für seine eindrucksvollen Aufnahmen der Marsoberfläche bekannt. In der Nacht von
Sonntag auf Montag aber gelang der Kamera ein bislang einmaliger Schnappschuss:
Erstmals fotografierte eine Sonde eine andere bei der Landung.
Blick der HiRISE-Kamera
an Bord des Mars Reconnaissance Orbiters auf den
Lander Phoenix.
Foto: NASA/JPL-Caltech / University of
Arizona |
Das Bild, das die NASA gestern Abend veröffentlichte, zeigt, wie
der Marslander Phoenix an einem Fallschirm seiner Landestelle entgegen
gleitet. Phoenix war, wie berichtet, in der Nacht von Sonntag auf
Montag in der Nordpolarregion des Mars gelandet. Hier soll die Sonde nach Spuren
von Wasser und auch nach organischen Materialien suchen. Das Bild des High
Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE) an Bord der NASA-Marssonde
Mars Reconnaissance Orbiter ist eine Premiere: Erstmals hat hier eine
Sonde eine andere bei der Landung fotografiert.
Inzwischen hat Phoenix eine ganze Reihe weiterer Bilder und Daten
von seiner Landestelle zur Erde gefunkt. Wichtigste Information für das
Phoenix-Team: Der Lander scheint die lange Reise zum Mars und auch die
erste Nacht auf dem Roten Planeten gut überstanden zu haben. Auch die Bilddaten,
die ersten Aufnahmen überhaupt aus der Polarregion des Mars, sorgen bei den
Wissenschaftler schon für Gesprächsstoff: "Wir können Risse in den Mulden sehen,
daher glauben wir, dass Eis hier immer noch die Oberfläche verändert", erläutert
Peter Smith von der University of Arizona in Tuscon, verantwortlicher
Wissenschaftler von Phoenix. "Wir sehen ganz frische Risse und solche
Risse können nicht alt sein, da sie sich ansonsten sehr schnell wieder füllen
würden."
Für das Bild von Phoenix im Landeanflug wurden aktuelle
Informationen über die Bahn von Phoenix an das HiRISE-Team
übermittelt, das anhand dieser Daten die Kamera ausrichtete. Dabei wusste
niemand, ob tatsächlich ein Schnappschuss von Phoenix gelingen wird.
"Wir sahen zunächst nur ein paar andere helle Punkte, aber als wir dann den
Fallschirm, den Lander und die Verbindungsseile sahen, gab es gar keine Zweifel
mehr", so Alfred McEwen von der University of Arizona, der für das
Kameraexperiment an Bord des Reconnaissance Orbiters verantwortlich
ist.
"Das hat mich wirklich umgehauen", meinte auch Phoenix-Projektmanager
Barry Goldstein von Jet Propulsion Laboratory der NASA über das Bild
von Phoenix im Landeanflug. Ein Team, das sich mit der genauen
Auswertung der Landung beschäftigt, wird das Bild zur Rekonstruktion der
Ereignisse verwenden. Für die Aufnahme musste HiRISE Bilder aus einem
äußerst ungewöhnlichen Winkel machen. Normalerweise ist die Kamera nach unten
gerichtet. Um aber die Flugbahn von Phoenix anvisieren zu können, war
zuvor die gesamte Sonde entsprechend gedreht worden.
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