NASA plant Besuch bei der Sonne
von Stefan Deiters astronews.com
7. Mai 2008
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA plant eine
ambitionierte Mission zur Sonne: Mitte des kommenden Jahrzehnts soll Solar
Probe unserem Zentralgestirn näher kommen als jede andere Sonde zuvor und
auf diese Weise neue Details über den Sonnenwind und andere Phänomene liefern,
die das sogenannte Weltraumwetter beeinflussen können. Die Sonde wird am
Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University
entwickelt.
Solar Probe soll 2015 zur Sonne starten.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory |
Sonnenforscher in den USA und in anderen Ländern träumen schon
seit Jahrzehnten von einer Sonnenmission, die unser Zentralgestirn aus
vergleichsweise geringer Distanz unter die Lupe nimmt. Doch alle bisherigen
Konzepte waren entweder an den technischen Schwierigkeiten oder den Kosten eines
solchen Projektes gescheitert. Doch jetzt soll eine entsprechende Mission im
NASA-Auftrag an der amerikanischen Johns Hopkins University entwickelt
werden. Das Konzept beruht auf einer Studie, die das Applied Physics
Laboratory der Universität schon 2005 erstellte und nun den Anforderungen
der NASA angepasst hat.
"Wir wussten, dass wir auf dem richtigen Weg waren", meint Andrew Dantzler,
Projektmanager für Solar Probe am Applied Physics Laboratory.
"Jetzt haben wir alles in ein innovatives Paket zusammengefügt: Die
technologischen Voraussetzungen sind vorhanden, das Konzept steht und alles kann
für weniger als 750 Millionen Dollar realisiert werden, also zu den Kosten einer
mittleren Planetenmission. Und die NASA hat nun entschieden, dass die Zeit reif
für eine solche Mission ist."
Die Sonde, die nach den derzeitigen Planungen im Jahr 2015 starten soll, muss
bei ihrer Mission mit härteren Bedingungen zurecht kommen als jede andere
Mission zuvor: Sie wird bei ihren Annäherungen an unseren Zentralstern durch ein
dickes Hitzeschutzschild geschützt werden und über zwei aus- und wieder
einklappbare Solarzellen-Arrays verfügen. Die Sonde wird 500-mal mehr
Sonnenstrahlung aushalten müssen als jede andere Sonde zuvor und Temperaturen
von über 1.400 Grad Celsius ausgesetzt sein.
Solar Probe wird sieben enge Vorüberflüge an der Venus nutzen, um
über sieben Jahre ihren Abstand von der Sonne mehr und mehr zu verkleinern und
sich unserem Zentralgestirn bis auf 6,6 Millionen Kilometern anzunähern. Damit
wird die Sonde deutlich näher an der Sonne sein als Merkur und rund acht Mal
näher als jede andere Sonde zuvor.
Ziel von Solar Probe wird es sein, vor Ort Daten über die Struktur
und Dynamik der Magnetfelder an den Quellen des solaren Windes zu gewinnen und
mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wie die Sonne Teilchen beschleunigt und
die Sonnenkorona aufheizt. Zudem sind die Untersuchung weiterer Vorgänge auf und
rund um die Sonne geplant. In einem speziellen Aufruf an die
Wissenschaftsgemeinde wird die NASA noch in diesem Jahr um Vorschläge für
wissenschaftliche Geräte an Bord von Solar Probe bitten.
"Solar Probe ist eine wirkliche Erkundungsmission", meint Dr. Robert
Decker, der am Solar Probe-Projekt am Applied Physics Laboratory
arbeitet. "Zum Beispiel wird die Sonde so nahe an der Sonne sein, dass sie
verfolgen kann, wie der Sonnenwind beschleunigt wird und durch die
Geburtsstätten der hochenergetischsten Partikel der Sonne fliegen. Wie bei allen
Mission wird Solar Probe aber vermutlich mehr neue Fragen aufwerfen als
Antworten liefern."
Solar Probe wird die NASA im Rahmen des Programms "Living with a
Star" verwirklichen. Das Applied Physics Laboratory verfügt bereits
über einiges an Erfahrung beim Bau von Sonden. So wurde in dem Labor unter
anderem die Merkur-Sonde Messenger entwickelt, die im Januar erstmals
am Merkur vorüberflog (astronews.com berichtete). Die Technologie zum
Hitzeschutz, die für Messenger entwickelt wurde, soll nun auch bei
Solar Probe zum Einsatz kommen.
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