Grundbausteine
des Lebens reichlich vorhanden
von Stefan Deiters astronews.com
17. März 2008
Wissenschaftler haben in Meteoriten, die im vergangenen
Jahrzehnt in der Antarktis gefunden wurden, eine Konzentration von Aminosäuren
nachgewiesen, die die in anderen bislang untersuchten Meteoriten um mehr als das
Zehnfache übersteigt. Diese Grundbausteine des Lebens waren somit im jungen
Sonnensystem deutlich häufiger anzutreffen als angenommen. Kam das Leben also
aus dem All?
Brachten Meteoriten die Bausteine des Lebens auf
die Erde?
Foto:
NSSDC / NASA |
Aminosäuren sind organische Moleküle und Grundbausteine der
Proteine, die für eine Vielzahl der Reaktionen innerhalb lebender Zellen
verantwortlich sind. Die Produktion von Proteinen ist nach Ansicht der
Wissenschaftler der erste Schritt bei der Entstehung von Leben. Zwar können
Aminosäuren auch unter gewissen Umweltbedingungen entstehen, die auf der jungen Erde
geherrscht haben müssen, doch hat die Entdeckung von Aminosäuren in bestimmten
Meteoriten dazu geführt, dass man inzwischen auch das All als Quelle für
Aminosäuren in Betracht zieht.
Die jetzt in der Zeitschrift Meteoritics and Planetary Science
veröffentlichte Untersuchung befasst sich mit Meteoriten, die 1992 und 1995 in
der Antarktis gefunden wurden und zur Meteoritensammlung des Johnson Space
Centers der NASA in Houston gehören. In der Antarktis wurden schon zahlreiche
Meteoriten entdeckt, da die Bedingungen dort für das Aufspüren dieser Botschafter
aus dem All besonders günstig sind (astronews.com berichtete).
Für die Studie haben die Wissenschaftler kleine Proben eines recht selten
Meteoritentyps, von sogenannten CR-Chondriten, untersucht. Von diesen nimmt man
an, dass sie die ältesten und einfachsten organischen Materialien
enthalten, die in Meteoriten gefunden werden können. Die CR-Chondriten stammen
aus einer Zeit, in der sich unser Sonnensystem gerade bildete. Ursprünglich
waren sie Teil von größeren Brocken, beispielsweise von Asteroiden, die dann durch
Einschläge zerstört wurden und auseinandergebrochen sind.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchung hat die Forscher überrascht: Während sich in
einem der drei untersuchten Meteoriten nur sehr wenige Aminosäuren fanden,
konnten sie in den beiden anderen die höchste bislang in primitiven Meteoriten
gemessene Konzentration nachweisen - 180 bzw. 249 ppm (Teile pro Million).
Andere primitive Meteoriten haben Konzentration von 15 ppm oder weniger. Da
organische Moleküle, die nicht von der Erde stammen, ein anderes Verhältnis von
Kohlenstoffisotopen haben, konnten die Wissenschaftler eine Verschmutzung der
Proben ausschließen.
"Die Aminosäuren entstanden vermutlich in dem größeren Ursprungskörper bevor dieser
auseinandergebrochen ist", spekuliert Conel Alexander von der Carnegie
Institution in Washington und einer der beteiligten Forscher. "Zum Beispiel
könnten aus Ammoniak und anderen Elemente aus dem Urnebel der Sonne oder sogar
aus dem interstellaren Medium unter Anwesenheit von Wasser die Aminosäuren
entstanden sein."
Von dort erreichten diese Grundbausteine des Lebens dann auch auf die
Erde: "Nach dem Auseinanderbrechen gelangten einige Fragmente auf die Erde und
auch auf die weiteren terrestrischen Planeten. Ähnliche Stoffe dürften auch in
anderen primitiven Objekten des Sonnensystems - etwa in Kometen - vorhanden gewesen
sein, von denen auch Material auf die Erde gelangt ist."
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