Keine verdampfende Atmosphäre um HD 209458b?
von Stefan Deiters astronews.com
21. Februar 2008
Verdampft um den extrasolaren Planeten HD 209458b eine
Wasserstoffatmosphäre? Seit Hubble im Jahr 2003 eine Wasserstoffwolke
um den heißen Jupiter entdeckte, galt diese Theorie als wahrscheinlichste
Erklärung der Beobachtung. Doch nun mahnt ein Wissenschaftlerteam zur Vorsicht:
Der Wasserstoff könnte auch aus neutralisiertem Sternenwind stammen.
Verdampfende Atmosphäre oder nicht? Eine neue
Untersuchung zweifelt an der Theorie aus dem
Jahr 2003, die dieses Bild illustrieren sollte.
Bild:
ESA, Alfred Vidal-Madjar, NASA |
Im Jahr 2003 sorgte eine Beobachtung des Weltraumteleskops Hubble für
Aufregung: Um den Exoplaneten HD 209458b hatte man eine Wasserstoffwolke
entdeckt, so dass die Wissenschaftler von einer durch die Hitze der Sonne
entweichenden Wasserstoffatmosphäre ausgingen. Bei dem extrasolaren Planeten
handelt es sich um einen sogenannten "heißen Jupiter", der seinen
sonnenähnlichen Zentralstern in einem Abstand von etwa sieben Millionen
Kilometern umkreist. Jupiter, der sonnennächste Gasriese in unserem Sonnensystem,
ist 780 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
In einer neue Studien schlagen Wissenschaftler nun eine alternative Erklärung
für die damaligen
Hubble-Beobachtungen vor: In der heute erscheinenden Ausgabe des
Wissenschaftsmagazins Nature erklären die Forscher den entdeckten
Wasserstoff als Folge des Sonnenwindes und wollen aus den Daten auf die
Eigenschaften der Magnetosphäre und der hohen Atmosphäre des Jupiter-ähnlichen
Planeten schließen.
Die Interpretation aus dem Jahr 2003 halten die Forscher somit für falsch:
Die den Planeten umgebende Wasserstoffwolke würde nicht - wie damals angenommen
- aus der Atmosphäre des Planeten stammen, sondern zum Großteil aus neutralisiertem Sternenwind bestehen.
"Diese so genannten Energetic Neutral Atoms (ENAs) werden um jeden Planeten im Sonnensystem beobachtet und entstehen durch Ladungsaustausch zwischen Sternenwind-Protonen und Neutralgasteilchen der oberen Planetenatmosphäre", erklärt
Dr. Helmut Lammer vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der an der Untersuchung beteiligt
war.
Beobachtungen solcher ENA-Wolken um Exoplaneten, die um sonnenähnliche Sterne mit unterschiedlichem Alter kreisen, könnten
auch Aufschluss über die
Entwicklung der verschiedenen Eigenschaften des Sonnenwindes - wie etwas Dichte,
Geschwindigkeit und Temperatur - in der Geschichte unserer Sonne und auch anderer Sterne geben.
"Diese Parameter sind wiederum sehr wichtig, wenn man den Einfluss des Weltraumwetters auf die Evolution von Planetenatmosphären untersuchen möchte",
so Lammer.
Die Wissenschaftler zeigen in dem Nature-Artikel außerdem, dass man aus der Analyse von ENA-Wolken um Exoplaneten feststellen kann, ob die Magnetosphäre eines Exoplaneten
seine obere Atmosphäre vor Verlustprozessen schützt. Eine detaillierte
Untersuchung solcher ENA-Wolken könnte somit erstmals Erkenntnisse über Magnetfelder von Exoplaneten, die Struktur
ihrer oberen Atmosphären sowie die Parameter von stellaren Winden liefern.
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