Ein
Asteroid mit zwei Monden
von Stefan Deiters astronews.com
15. Februar 2008
Seit seiner Entdeckung im Jahr 2001 galt der Asteroid 2001
SN263 als ein recht gewöhnlicher Brocken, der der Erde alle 2,8 Jahre nahe
kommt. Beobachtungen mit dem Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico haben
aber jetzt gezeigt, dass 2001 SN263 alles andere als gewöhnlich ist: es handelt
sich um ein Dreifachsystem - das erste, das in Erdnähe gefunden wurde.
Die Entdeckung gelang mit dem weltgrößten Radioteleskop in Arecibo.
Bild:
NAIC - Arecibo Observatory, eine Einrichtung der NSF / David Parker /
Science Photo Library |
Die Entdeckung gelang Michael C. Nolan von der amerikanischen
Cornell University und seinen Kollegen mit Hilfe des Arecibo-Radioteleskops
am Montag. Die Wissenschaftler machten mehrere Aufnahmen des mehr als 10
Millionen Kilometer von der Erde entfernten Brockens und entdeckten dabei, dass
es sich in Wirklichkeit um drei Objekte handelt, die einander umkreisen.
Der Hauptkörper hat einen Durchmesser von rund zwei Kilometern, während die
beiden "Monde" einen Durchmesser von einem Kilometer bzw. rund 300 Metern haben.
Von der Existenz solcher Dreifach-Asteroiden im Asteroidengürtel zwischen Mars
und Jupiter wissen Astronomen schon länger, allerdings ist 2001 SN263 das erste
erdnahe System, bei dem man das Aussehen der Objekte deutlich erkennen kann.
"Diese Entdeckung hat wichtige Implikationen für unsere Theorien über die
Herkunft der erdnahen Asteroiden und die Vorgänge, die für ihre physikalischen
Eigenschaften verantwortlich sind", erläutert Nolan. "Doppelasteroiden-Systeme
sind relativ häufig - etwa jeder sechste erdnahe Asteroid ist ein Doppelasteroid
- aber dieses ist das erste erdnahe Dreifachsystem, das entdeckt wurde."
2001 SN263 wurde erstmals am 19. September 2001 vom Lincoln Near Earth
Asteroid Research (LINEAR)-Projekt entdeckt. Durch die Analyse der
Umlaufbahnen von Doppel- oder Dreifachsystemen können die Astronomen die Masse
der Asteroiden bestimmen und auch ermitteln, ob die Systeme relativ stabil sind
oder erst vor kurzem entstanden sind.
Für Nolan und seine Kollegen steht die Entdeckung, dass es sich nicht um
einzelnen Asteroiden handelt, aber nur am Anfang der Untersuchung: Die Forscher
interessieren sich nun für die Umlaufbahnen der Objekte. Liegen sie in einer
Ebene, ändern sie sich sehr schnell? Und wie sind die "Monde" entstanden?
Bereits im Asteroidengürtel zusammen mit dem Asteroiden oder erst später im
erdnahen Bereich?
"Durch die Beobachtung der Umlaufbahnen der Monde in den nächsten Wochen
werden wir hoffentlich mehr über die Dichte des Asteroiden und seine
Zusammensetzung erfahren", so Nolan. "Außerdem werden wir genau das Aussehen und
die
Oberflächenstrukturen von 2001 SN263 studieren."
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