Wenn E.T. zur Erde blicken würde
von Stefan Deiters astronews.com
28. Dezember 2007
Mit immer raffinierteren Methoden versuchen Astronomen
hinter die Geheimnisse entfernter Planetensysteme zu kommen. Zukünftige
Teleskope könnten es gar erlauben, die Atmosphären der fernen Welten zu
studieren. Da drängt sich natürlich die Frage auf, was der Blick eines
außerirdischen Astronomen auf die Erde alles verraten würde. Eine ganze Menge,
glauben Wissenschaftler.
Die Erde: Wolkenstrukturen verraten einiges über unseren
Planeten. Bild:
NSSDC / NASA
|
"Vielleicht schaut gerade in diesem Moment irgendjemand auf die
Erde und ermittelt ihre Rotationsperiode, also die Länge unserer Tage", meint
Sara Seager vom Massachusetts Institute of Technology. Mit der
richtigen Technik könnte der außerirdische Wissenschaftler außerdem noch herausfinden, dass es auf der Erde Ozeane und
Kontinente gibt sowie einiges über unser Wetter.
Seager hat sich zusammen mit amerikanischen und spanischen Kollegen die Frage
gestellt, was man eigentlich durch die detaillierte Beobachtung eines weit
entfernten Planeten über diesen erfahren kann, wenn man etwas leistungsfähigere
Teleskope zur Verfügung hätte als es die Astronomen zur Zeit auf der Erde haben.
Die Frage ist aus zwei Gründen interessant: Zum einen möchten die Forscher
natürlich wissen, was sie von einer neuen Teleskopgeneration an zusätzlichen
Erkenntnissen über andere Planeten erwarten können. Zum anderen ist es spannend, sich vorzustellen, dass irgendwo anders vielleicht gerade ein
außerirdischer Wissenschaftler dabei ist, die Erde zu studieren. Was würde
dieser in Erfahrung bringen können? Die Untersuchung der irdischen Forscher zu
diesem Thema ist online im Astrophysical Journal erschienen und wird im April
auch gedruckt herauskommen.
Über die meisten der bislang entdeckten extrasolaren Planeten weiß man im
Grunde genommen kaum etwas - sie wurden noch nicht einmal direkt gesehen. Doch
selbst mit Teleskopen der nächsten Generation ist es unwahrscheinlich, dass man
von einem extrasolaren Planeten mehr als ein einzigen Pixel sieht. Keine Details
also, nur Helligkeit und Farbe. Moderne Digitalkameras haben mehrere Millionen
Pixel, um damit Bilder zu machen.
"Das Ziel unseres Projektes war es, zu untersuchen, wie viel Informationen
man trotzdem aus diesen Daten herausziehen kann", so Seager. Die
Schlussfolgerung der Forscher: Aus dem einzelnen Pixel und dessen periodischen
Veränderungen lässt sich eine ganze Menge über die ferne Welt aussagen. Die
Methode von Seager und ihren Kollegen funktioniert dabei für jeden Planeten, der
über Kontinente und Ozeane verfügt sowie Wolken in seiner Atmosphäre hat. Dabei
ist es egal, ob es sich um einen Ozean wie auf der Erde handelt oder um einen aus
Methan wie man ihn auf dem Saturnmond Titan vermutet. Sogar noch exotischere Ozeane
wären denkbar. Allerdings darf der Planet nur teilweise von Wolken bedeckt und nicht
etwa in
eine dicke Wolkenschicht eingehüllt sein. Unser Nachbar Venus würde
somit ihre Geheimnisse nicht verraten.
Was man über fremde Planeten erfahren kann, haben die Forscher aus der Analyse
der Daten von Wettersatelliten gefolgert. Ihre Entdeckung: Zwar ändern sich Wolken jeden Tag, doch die
globale Verteilung bleibt dabei relativ konstant - abhängig von den trockenen
oder feuchten Landmassen darunter. Entdeckt man also solche Muster könnte man
aus weiter Entfernung die Rotationsperiode des Planeten bestimmen, da die Wolken
für eine regelmäßige Aufhellung sorgen würden. Kennt man aber erst die
Tageslänge des Planeten, könnte man aus den sich ändernden Helligkeiten auch
etwas über das Wetter auf der fernen Welt ableiten.
Zur Zeit kann noch kein Teleskop die Beobachtungen machen, die für die
Anwendung der Methode von Seager und ihren Kollegen geeignet wären. Doch das
könnte sich bald ändern: Entsprechende Messungen könnten etwa mit dem
Weltraumteleskop Kepler möglich werden, das 2009 starten soll. Andere Missionen,
wie der Terrestrial Planet Finder, könnten sogar weitere Details über die
Zusammensetzung der Atmosphäre herausfinden.
|
Ferne Welten - die astronews.com-Berichterstattung über die Suche nach
fernen Planeten
|
|