Blick ins Labyrinth der Nacht
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
3. Dezember 2007
Noctis Labyrinthus, das Labyrinth der Nacht, ist eine Region
auf dem Mars mit labyrinthartig verzweigten Gräben, die teilweise mehrere
Tausend Meter tief sind. Bei seiner 3155. Umrundung des roten Planeten hat die
europäische Sonde Mars Express einen Teil dieser Region fotografiert.
DLR und ESA haben diese eindrucksvollen Aufnahmen nun veröffentlicht.
Das Bild zeigt
eine etwa 85 mal 80 Kilometer große Draufsicht
eines Teils des Gebiets Noctis Labyrinthus,
einem durch Dehnungsspannungen in der Kruste
zerrütteten Teils des Marshochlandes nahe des
Äquators. Das Bild wurde aus dem senkrecht auf
die Oberfläche gerichteten Nadirkanal und den
Farbkanälen der High Resoluton Stereo Camera auf
Mars Express erzeugt.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht]
Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus der Region
Noctis Labyritnhus, einem stark zerklüfteten
Gebiet nahe des Marsäquators. Durch die
Stereofähigkeit der High Resolution Stereo
Camera auf Mars Express können aus den Bilddaten
der Stereo- und Farbkanäle perspektivische
Ansichten erzeugt werden, die einen
realistischen Eindruck der Marsoberfläche
ermöglichen. Der ovale Talkessel im Vordergrund
hat eine Breite von etwa 20 Kilometern. Der
Blick richtet sich von Westen nach Osten.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum)
[Großansicht] |
Die jetzt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
veröffentlichten Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde
Mars Express zeigen einen Ausschnitt der Region Noctis Labyrinthus -
dem Labyrinth der Nacht. An den tiefsten Stellen liegt der Talgrund bis zu
fünftausend Meter unter der Hochlandebene. Die Bilder wurden von Mars Express am 25. Juni 2006 während des 3155.
Orbits um den Mars aus einer Höhe von etwa vierhundert Kilometern nahe des Marsäquators aufgenommen und haben eine Auflösung von zirka 16 Metern pro Bildpunkt.
Die Region Noctis Labyrinthus schließt sich direkt westlich an das berühmte Talsystem der Valles Marineris an, dem
"Grand Canyon" des Mars. Die Valles Marineris markieren einen bis zu elf Kilometer tiefen Einschnitt in das Marshochland, der sich viertausend Kilometer lang von Westen nach Osten entlang des Marsäquators erstreckt. Die
jetzt von DLR und ESA veröffentlichten Bilder zeigen einen Ausschnitt bei 6,5
Grad südlicher Breite und 260 Grad östlicher Länge.
Die Region Noctis Labyrinthus gehört zu einem komplexen Grabenbruchsystem, das in Zusammenhang mit der Aufwölbung der Region Tharsis gebracht wird: Dieser so genannte Tharsis-Schild hat einen Durchmesser von fast fünftausend Kilometer. Das Marshochland bildet hier eine mehrere Kilometer hohe Erhebung über die Umgebung. Auffallend an vielen Stellen von Tharsis sind tief eingeschnittene, labyrinthartig verzweigte Gräben.
Auf den Mars Express-Aufnahmen sind Ausschnitte solcher Strukturen zu
sehen, die unterschiedlich breit und mehrere tausend Meter tief sind. Die Gräben wurden durch Verwitterungsprozesse stark erodiert, das von den steilen Hängen abgerutschte Material ist am Boden der Grabenbrüche erkennbar. An den oberen Geländekanten sind noch relativ frische Anschnitte der jüngeren Gesteinseinheiten erkennbar.
Bei den Gräben handelt es sich nach Angaben der Wissenschaftler des DLR um Zeugnisse so genannter Dehnungstektonik. In der Tharsis-Region ereignete sich über große Zeiträume ein intensiver Vulkanismus, der für eine Aufwölbung großer Teile des Gebiets sorgte. Infolge der Anhebung der ganzen Region kam es zu Spannungen in der Kruste, die zur Ausdünnung und Rissbildung an der Oberfläche führten: Es bildeten sich tiefe Gräben entlang dieser Störungslinien, deren Fortsetzung auch auf den Hochlandebenen zwischen den Gräben als geradlinig-winkelige Linien sichtbar ist.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen hatte, geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Institutionen und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter
Neukums Leitung
entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Die systematische Prozessierung der Daten erfolgt am DLR. Die Darstellungen wurden vom Institut für Geologische Wissenschaften der FU Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten
Mars Express, Missionswebseite bei astronews.com
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