Wie Galaxien altern
von Stefan Deiters astronews.com
20. November 2007
Seit seinem Start 2003 hat der Galaxy Evolution Explorer
der NASA zehntausende Galaxien im Ultravioletten beobachtet. Durch die
Auswertung der Daten konnten die Astronomen inzwischen einen alten Verdacht
bestätigen: Aus den eleganten Spiralgalaxien werden im Laufe von Milliarden
Jahren riesige elliptische Galaxien. Entscheidend war die Entdeckung von
Galaxien, die nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt sind.
Die Entwicklung von Galaxien: Von den jungen,
blauen Spiralgalaxien (oben links) zu den alten,
rötlichen elliptischen Galaxien (oben rechts).
Unten zwei Beispiele für die mit Hilfe von GALEX
entdeckten Galaxien in der Übergangsphase.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Las Campanas
Observatory (NGC 300), NASA / JPL-Caltech
/ Palomar 1.5m (NGC 4569), NASA / JPL / CTIO
(NGC 1291 & NGC 1316)
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Nach der von den meisten favorisierten Theorie über die
Entwicklung von Galaxien, beginnt eine typische junge Galaxie ihre Existenz als
Spiralgalaxie, die zunächst einmal recht heftig neue Sterne produziert. Im
Laufe der Zeit wird die Spiralgalaxie vielleicht mit einer anderen Spiralgalaxie
kollidieren und zu einer irregulären Galaxie verschmelzen. Noch immer
entstehen Sterne, doch irgendwann stellt die Galaxie die Sternproduktion
allmählich ein und entwickelt sich zu einer elliptischen Galaxie.
"Unsere Daten bestätigen, dass alle Galaxien zu Beginn ihres Lebens Sternen
produzieren", erläutert Chris Martin, Prinicipal Investigator für den NASA
Galaxy Evolution Explorer (GALEX) am California Institute of Technolgy. "Dann,
durch eine Kombination aus Verschmelzungen, dem Ausgehen des Materials und
eventuell noch durch den Einfluss des Schwarzen Lochs im Zentrum, hört die
Galaxie irgendwann mit der Sternenproduktion auf."
Astronomen beschreiben Galaxien gerne anhand ihrer Farbe: Die meisten blauen
Galaxien sind junge Spiralgalaxien oder irreguläre Galaxien, rote Galaxien
hingegen sind meist große elliptische Galaxien. Die Farben verraten den
Wissenschaftlern, wie hoch die Sternentstehungsrate der jeweiligen Galaxie ist:
Junge Stern leuchten im ultravioletten oder blauen Licht, ältere Sterne scheinen
hauptsächlich im rötlichen Licht. Rund die Hälfte aller Galaxien sind rot, die
andere Hälfte blau.
Schon seit längerem haben die Forscher den Verdacht, dass aus blauen Galaxien
irgendwann einmal rote Galaxien werden. Irgendwie muss also den blauen Galaxien
das Material für neue Sterne ausgehen, so dass keine neuen Sterne mehr
nachkommen und die Galaxien so langsam immer röter werden. Wenn diese These
stimmt, sollte es aber auch Galaxien geben, die nicht mehr jung, aber auch noch
nicht alt sind, die sich also gerade in einem Zwischenstadium zwischen roten und
blauen Galaxien befinden.
Die Entwicklung einer Galaxien dauert viele Milliarden Jahre. Um also
innerhalb eines Forscherlebens etwa über Galaxienentwicklung zu erfahren, muss
man möglichst viele Galaxien beobachten. Und genau dazu wurde der Satellit GALEX
entwickelt (astronews.com berichtete). Durch seine intensive Durchmusterung des Himmels, gelang es den
Astronomen inzwischen, eine beachtliche Anzahl von Galaxien zu entdecken, die sich gerade in
dem gesuchten Zwischenstadium zwischen jung und alt befinden. Damit war der
ersehnte Beweis
gefunden.
"Die Theorie hat vorhergesagt, dass es Galaxien in einer Übergangsphase geben
muss", erläutert Martin. "Aber diese Galaxien konnte man nur im Ultravioletten
finden, da sie hier besonders deutlich erkennbar sind. Da sie aber relativ
selten sind, mussten wir uns möglichst viele Galaxien anschauen, und das wurde
durch den Galaxy Evolution Explorer möglich."
Ergänzende Daten des Sloan Digital Sky Survey deuten außerdem darauf hin, dass einige
dieser Übergangsgalaxien sich recht schnell zu alten Galaxien entwickeln,
während andere deutlich langsamer altern. Die Beweise für die
Bestätigung der Entwicklungstheorie für Galaxien hat Martin zusammen mit Kollegen in einem
Artikel in der Fachzeitschrift Astrophysical Journal beschrieben.
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