Als der Komet Encke seinen Schweif verlor
von Stefan Deiters astronews.com
2. Oktober 2007
Mithilfe der NASA-Sonde STEREO konnten Astronomen jetzt
verfolgen, wie dem Kometen Encke durch einen heftigen solaren Teilchensturm der
Schweif abgerissen wurde. Eine Serie von Bildern zeigt, wie sich der Schweif
durch einen gewaltigen koronalen Massenauswurf (CME) vom Kometen löst und kurze Zeit
später wieder erscheint. Es ist das erste Mal, dass die Forscher ein solches
Schauspiel verfolgen konnten.
Ein Bild aus einer Serie von vier Aufnahmen, die
veranschaulichen, wie die CME den Schweif des
Kometen Encke abreißt.
Bild:
NASA [Alle vier
Bilder der Serie] |
Kometen sind eisige Überreste von der Entstehung des
Sonnensystems. Normallerweise halten sie sich in den kalten und sonnenfernen
Regionen des Sonnensystems auf, werden aber hin und wieder durch einen Planeten,
einen Kometen oder andere Störungen ins innere Sonnensystem abgelenkt. Hier
heizt die Sonne diese schmutzigen Schneebälle auf. Teile des Kometen verdampfen und
bilden einen Schweif. Normalerweise verfügen Kometen sogar über zwei
verschiedene Schweife: Einen hellen, der aus Staubteilchen besteht und einen
lichtschwächeren aus elektrisch leitendem Gas, sogenanntem Plasma.
Koronale Massenauswürfe, im englischen Coronal Mass Ejections (CME)
genannt, sind große Wolken aus magnetisiertem Gas, die von der Sonne ins All
geschleudert werden. Ihre Masse kann einige Milliarden Tonnen betragen und sie
können Geschwindigkeiten von 100 bis zu 3.000 Kilometern pro Sekunde erreichen.
Trifft eine solche CME die Erde, können die daraus resultierenden Störungen für
erhebliche Schäden bei Satelliten, Radioverbindungen und elektrischen Systemen
sorgen.
Doch auch bei Kometen sorgen die CMEs offenbar für erhebliche Störungen: Als
sich beispielsweise der Komet Encke im Frühjahr dieses Jahres innerhalb der Merkurbahn aufhielt, wurde er
von einer CME getroffen, die den Schweif des Kometen zunächst verformte und dann
ganz vom Kometen trennte. Wissenschaftler des Naval Research Laboratory konnten
die Geschehnisse mit Hilfe eines Teleskops an Bord der NASA-Sonde Solar
Terrestrial Relations Observatory (STEREO)-A verfolgen.
Die Forscher wussten schon länger, dass es zu diesem spektakulären
Phänomen, der kompletten Abtrennung des Plasmaschweif vom Kometenkern, kommen
kann, waren sich aber nicht klar, unter welchen Bedingungen diese Ereignisse
stattfinden. CMEs galten hier schon länger als ein möglicher Verursacher, nur
wurde bislang nie ein Zusammenstoß zwischen einem Kometen und einer CME beobachtet.
Das verwendete Instrument an Bord von STEREO-A ermöglichte es aber, innerhalb
kurzer Zeit viele detaillierte Aufnahmen des Kometen zu machen und so das
Abreißen des Schweifs zu verfolgen. Die Forscher haben aus den Bilddaten sogar
einen kleinen Film zusammengestellt, der eindrucksvoll zeigt,
was am 20. April 2007 passierte, als die CME den Kometen Encke traf.
Eine erste Analyse der Daten spricht dafür, dass der Schweif durch den
Zusammenstoß zweier gegensätzlich ausgerichteter Magnetfelder abgerissen wurde.
Dabei stieß das Magnetfeld der CME auf das anders ausgerichtete Magnetfeld des
Kometen. Plötzlich verbanden sich beide Magnetfelder, wodurch Energie frei
wurde, die zum Abreißen des Kometenschweifs führte. Ähnliche Vorgänge kennt man
auch aus der Magnetosphäre der Erde während eines Sonnensturms. Sie führen dann
beispielsweise zu eindrucksvollen Polarlichtern.
"Der Komet hatte hier sein eigenes Weltraumwetter-Ereignis", erläutert
Angelos Vourlidas vom Naval Research Laboratory, Hauptautor eines Artikels
über die Beobachtungen, der
in der Fachzeitschrift Astrophysical Journal Letters erschienen ist.
"Wir glauben, dass der Komet in etwas das gleiche durchgemacht hat, was auch die
Erde durchmacht, wenn eine CME auf die uns schützende Magnetosphäre trifft."
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