Neue Hinweise für Reste eines Planetensystems
von Stefan Deiters astronews.com
21. August 2007
Dass der Weiße Zwergstern GD 362 etwas Besonderes ist,
wissen Astronomen schon länger: Der glühende Sternenrest ist nämlich von einer
Staubscheibe umgeben, die die Wissenschaftler als Trümmer eines früher
vorhandenen Planeten deuten. Für diese These gibt es nun neue Belege:
Astronomen konnten in der Atmosphäre des Weißen Zwerges Elemente nachweisen, die
in ähnlicher Zusammensetzung auch auf Erde und Mond vorkommen.
So stellen sich die Astronomen das System um den
Weißen Zwerg GD 362 vor.
Bild: Gemini Observatory / Jon Lomberg |
Für astronews.com-Leser ist der Weiße Zwerg GD 362 kein
Unbekannter: Schon vor knapp zwei Jahren berichteten wir über den seltsamen
Sternenrest im Sternbild Herkules, der von einer Staubscheibe umgeben ist. Diese
deuteten die Astronomen als die Überreste eines Planeten und sahen somit
in dem rund 150 Lichtjahre von der Erde entfernten System eine Art Vorschau auf
das, was auch unser Sonnensystem einmal erwarten könnte, wenn unsere Sonne erst zum
Roten Riesen und dann zum Weißen Zwerg wird.
Für die Theorie, dass es sich bei dem Staubring um einen Überrest eines
Planetensystems handelt, lieferten Astronomen nun neue Belege: Sie konnten in
der Atmosphäre des Weißen Zwergs eine Reihe von Elementen nachweisen, die
vermutlich auf einen Asteroiden zurückzuführen sind, der dem Stern zu nahe kam,
auseinanderbrach und dann auf den heißen Sternenrest stürzte. Es ist das
erste Mal, dass die Astronomen eine solche Verschmutzung eines fernen Sterns
nachweisen konnten.
"Die relativen Häufigkeiten der von uns gefundenen Elemente in der Atmosphäre
des Weißen Zwergs, die vermutlich von einem auseinandergebrochenen Asteroiden
stammen, scheinen sehr ähnlich der Häufigkeiten dieser Elemente im
Erde-Mond-System zu sein", erläutert Benjamin Zuckerman von der University
of California in Los Angeles (UCLA) die Beobachtungen. Zuckerman ist auch
Erstautor eines Artikels, der in Kürze in der Fachzeitschrift Astrophysical
Journal erscheinen wird.
"Was wir hier als Zusammensetzung des Weißen Zwerges sehen ähnelt sehr
deutlich der Zusammensetzung der inneren Planeten unseres Sonnensystems", meint
auch UCLA-Professor für Physik und Astronomie Michael Jura. "Gibt es also auch
in anderen Systemen Planeten wie die Erde? Die Hinweise in der Atmosphäre dieses
Weißen Zwerges deuten darauf hin, dass es auch um GD 362 so etwas gab wie die
Entstehung von erdähnlichen Planeten und dies könnte auch für andere Sterne
gelten. Schließlich zeigen diese Beobachtungen, dass die Zusammensetzung der Erde nicht
einmalig ist."
Der Asteroid, der um den Weißen Zwerg zerbrochen ist, so Jura, muss sehr
eisenhaltig gewesen sein und zudem über signifikante Mengen an Kalzium und
anderen Elementen verfügt haben. "Er verfügte aber über wenig Kohlenstoff, ganz
so wie ein robuster Felsbrocken." Es könnte allerdings auch sein, ergänzt
Zuckerman, dass hier kein Asteroid auseinandergebrochen, sondern zwei Planeten
kollidiert sind und die Verschmutzung also von einem Teilstück eines der Planeten
stammt. "Etwas Dramatisches könnte in diesem System passiert sein."
Obwohl die Bahnen der Planeten in unserem Sonnensystem zurzeit sehr stabil
sind, könnte sich das in einigen Milliarden Jahren ändern: Bläht sich die Sonne
zum Roten Riesen auf, dürfte sie Merkur und Venus verschlucken. "Andere Planeten
aber, vielleicht auch die Erde und der Asteroidengürtel zwischen Jupiter und
Mars, werden sich von der Sonne entfernen und ihre Bahnen machen unser System
sehr viel instabiler", so Zuckerman. Kollisionen in einem Planetensystem um
eine Sonne im Spätstudium dürften also nichts Ungewöhnliches sein.
In der Atmosphäre von GD 362 haben die Astronomen insgesamt 17 verschiedene
Elemente nachgewiesen, viele davon wurden zum ersten Mal in der Atmosphäre eines
Weißen Zwergs beobachtet. Normalerweise sind Atmosphären von Weißen Zwergen
nahezu unverschmutzt, so dass GD 362 eine wirkliche Besonderheit darstellt.
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