Neues Verfahren macht Begleiter sichtbar
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juni 2007
Die Beobachtung von leuchtschwachen Objekten in der Nähe
eines hellen Sterns ist eine äußerst kniffelige Angelegenheit: Durch das helle
Licht des Sterns wird der dunklere Begleiter in der Regel überstrahlt, wodurch
es kaum möglich ist, mehr über das Objekt zu erfahren. Dabei wäre dies gerade
interessant, kann es sich doch hier um extrasolare Planeten oder Braune Zwerge
handeln. Ein Team von ESO-Astronomen hat nun aber eine Lösung parat.
Das System AB Doradus A und C vor Anwendung der
neuen Methode (oben) und danach. Bilder:
ESO [Großansicht]
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Die Möglichkeit, leuchtschwache Objekte in unmittelbarer Nähe eines
deutlich helleren Sterns zu beobachten, ist von besonderem Interesse, wenn man
sich für die direkte Abbildung von extrasolaren Planeten interessiert: Von der Erde aus gesehen sind die fernen
Planeten nämlich in der Regel so dunkel, dass sie von ihrer Sonne vollkommen
überstrahlt werden. Ähnliches gilt für sogenannte Braune Zwerge, also Sterne,
die nicht genügend Masse haben, um das nukleare Feuer in ihrem Inneren zu
zünden. Und um etwas mehr über die Objekte zu erfahren, muss man den Planeten oder
Braunen Zwerg nicht nur abbilden, sondern auch ein Spektrum aufnehmen - was noch
schwieriger ist.
Doch Abhilfe ist in Sicht: Der Astronom Niranjan Thatte hat mit Kollegen ein
Verfahren entwickelt, das genau bei solchen Fällen helfen kann: Die Grundlage
der neuen Methode ist die Tatsache, dass sich die Position der beobachteten
Strukturen, die mit dem Stern selbst oder mit Abbildungsfehlern des Teleskops in
Zusammenhang stehen, mit der Wellenlänge ändert - jedoch nicht die Position des
leuchtschwachen Begleiters. Ein Phantomplanet, der nur durch einen
Darstellungsfehler bei der Beobachtung entsteht, erscheint beispielsweise im
roten Licht betrachtet an einer anderen Stelle als wenn man das System im
blauen Licht beobachtet. Ein reales Objekt ist immer an derselben Stelle - egal
in welchem Wellenlängenbereich man es beobachtet.
Durch eine Beobachtung in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen und
Bestimmung von Spektren und Position kann man somit feststellen, welche Objekte sich ändern
und was immer an der gleichen Stelle bleibt. Letzteres muss dann das gesuchte
leuchtschwache
Zielobjekt sein. Möglich ist dies beispielsweise mit dem Spektrographen SINFONI
am Very Large Telescope der ESO. Obwohl die Methode schon vor fünf Jahren erstmals
vorgeschlagen wurde, hatte bislang noch keiner versucht, auf diese Weise das
Spektrum eines lichtschwachen Objektes aufzunehmen.
"Wir haben die neue Methode verwendet, um mehr über ein sehr kleines
stellares Objekt herauszufinden, das etwa die doppelte Größe des Jupiter hat: AB Doradus C. Was wir herausgefunden haben, war sehr überraschend", erzählt Thatte. Mit SINFONI und dem neuen Verfahren konnten die Astronomen erstmals ein
reines Spektrum von AB Doradus C aufnehmen, das frei war von Licht des helleren
Begleiters und alle Informationen für eine komplette Klassifizierung enthielt.
Die Beobachtungen führten zu einer neu bestimmten Temperatur des Objektes
- eine die sich deutlich von der unterschied, die Teile des Teams vor zwei
Jahren bestimmt hatten.
AB Doradus ist ein Vierfachsystem und besteht also aus zwei Paaren. Es liegt
48 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schwertfisch. AB Doradus A ist
der junge Hauptstern der Gruppe. Er hat einen leuchtschwachen Begleiter AB
Doradus C in nur drei Astronomischen Einheiten Entfernung, also in der
dreifachen Entfernung der Erde von der Sonne. In unserem Sonnensystem würde AB
Doradus C im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter liegen.
AB Doradus C wurde erstmals 2005 aufgenommen. Im gleichen Jahr wurde auch das
zweite Paar des Systems AB Doradus Ba und Bb entdeckt, das 133 Astronomische
Einheiten von AB Doradus A entfernt ist. AB Doradus A hat ungefähr 85 Prozent
der Masse unserer Sonne, der Begleiter C hat nur etwa zehn Prozent der Masse von
A und ist damit ein kühler Roter Zwerg.
Rote Zwerge sind für Astronomen deswegen interessant, weil sie mit ihrer
Masse im Grenzbereich zu den Braunen Zwergen liegen. AB Doradus C hat eine Masse
von 93 Jupitermassen. Wäre er nur ein wenig masseärmer, wäre er ein
Brauner Zwerg. So aber wird sich AB Doradus C im Inneren langsam weiter
aufheizen und in etwa einer Milliarde Jahren heiß genug sein, um die nuklearen
Fusionsprozesse zu zünden.
Frühere Beobachtungen hatten ergeben, dass AB Doradus C kälter ist, als er
eigentlich für ein Objekt dieser Masse und mit diesem Alter sein sollte
(astronews.com berichtete). Das
hatte unter Astronomen für Unruhe gesorgt, weil die Messwerte einer als recht
gesichert geltenden Theorie über massearme Sterne so deutlich widersprachen.
Doch dank der neuen Beobachtungen sind die Sorgenfalten der Astronomen wieder
verschwunden: Mit einer Temperatur von rund 3.000 Grad und einer Leuchtkraft von
etwa einem Tausendstel unserer Sonne, hat der Stern exakt die Werte, die die
aktuellen Modelle für einen 75 Millionen Jahre alten Stern mit neun Prozent der
Sonnenmasse vorhersagen.
Da AB Doradus C der einzige Stern seiner Art ist, für den eine exakte Masse
bekannt ist, war die genaue Bestimmung der Temperatur extrem wichtig, um damit die Modelle
zu überprüfen. Zukünftig kann man nun nämlich die Modelle verwenden, um die Masse
eines Sterns vorherzusagen, sobald seine Temperatur und Helligkeit bekannt
sind.
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