14 Raumfahrtagenturen, eine Strategie
Redaktion /
DLR astronews.com
1. Juni 2007
Zeitgleich stellten gestern die 14 bedeutendsten Raumfahrtagenturen Grundzüge einer gemeinsamen
Raumfahrtstrategie vor, die - so zumindest das Versprechen - für Wissenschaft, Technologie und für die Raumfahrt
selbst revolutionäre Neuerungen enthält. Austausch von Informationen und
Kooperationen sollen eine konkurrenzlose Globalisierung bei der Erforschung des Sonnensystems
ermöglichen.
Das Programm Aurora ist Teil der europäischen Raumfahrtstrategie.
Geplant ist darin unter anderem eine Erforschung
des Mars. Bild: ESA
/ AOES Medialab |
"Noch nie hat es in der Geschichte der Raumfahrt etwas Vergleichbares
gegeben", sagte Professor Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), bei der Vorstellung der
Global Exploration Strategy - The Framework for Coordination (GES) .
"Ich sehe den Wert dieses Prozesses insbesondere darin, dass nationale
Explorationsstrategien weltweit abgestimmt werden und hierbei das
wissenschaftliche Interesse im Vordergrund steht. Gemeinsam abgestimmtes Handeln
eröffnet dem Menschen herausragende Zukunftsmöglichkeiten auf bedeutenden
Feldern."
Fragen nach dem Woher und Wohin des Menschen, nach der Position des Menschen
im Universum und nach dessen Schicksal können nicht nur Nationen enger
zusammenbringen, sie eröffnen auch den Weg zu neuer Erkenntnis, inspirieren die
Jugend, stimulieren technische und wirtschaftliche Innovationen auf der Erde, so
heißt es in einer Pressemitteilung des DLR. Nach Auffassung der an der GES beteiligten Raumfahrtnationen bildet die neue
Global Exploration Strategy einen Schlüssel dafür, solche Nutzen zu erbringen.
Klar ist: Nachhaltige Exploration des Alls würde eine einzige Nation
überfordern. Deshalb haben sich 2006 bislang 14 Raumfahrtagenturen
zusammengefunden, um für diese Exploration eine gemeinsames, abgestimmtes
Rahmenwerk zu entwickeln, was nun vorliegt. Darin enthalten sind unter anderem
Visionen für Robotik und für bemannte Missionen, ein Aktionsplan, wie die
national eigenen Raumfahrtstrategien bestmöglich untereinander genutzt werden
können und gleichzeitig jede für sich ihre eigenen Ziele effektiver und
Ressourcen schonender verfolgen können kann. "Es ist ein großer Vorteil der
Global Exploration Strategie", sagte Wörner weiter, "dass wir uns durchgehend
informieren und abstimmen, aber einzeln nicht gebunden sind. Diese
Vorgehensweise entspricht wissenschaftlichem Denken, nutzt hier aber dem viel
weiteren Feld der gesamten Exploration."
Dabei werden Wissenschaft und Technologie die Motoren sein, mit deren Hilfe
einzelne Nationen mehr und mehr ihren Platz und ihre Bedeutung im globalen
Wettbewerb positionieren können. Die Zahl der an der Exploration des Alls
beteiligten Raumfahrtagenturen wächst entsprechend stetig.
Nächstes und erstes Ziel der von den 14 Raumfahrtagenturen angestrebten
Himmelskörper ist der Mond, dem höchste wissenschaftliche Signifikanz zugemessen
wird. Der Erdbegleiter wird ebenso als Basis für Studien über die Erde wie über
das Gesamtuniversum angesehen; gleichzeitig können Mondmissionen dem Menschen
und seiner Technologie für die Erforschung und Entwicklung von Missionen über
ihn hinaus genutzt werden. Die "Partnerschaft" von Mensch und Robotik gilt dabei
als essentiell.
Diese Ziele werden von den Partnern immer unter dem Aspekt gesehen, dass eine
globale Explorations-Strategie signifikante soziale, intellektuelle und
wirtschaftliche Nutzanwendung für den Menschen und die Erde mit sich bringen
muss. "Wer unwirtliche Regionen in den Fernen des Alls zu verstehen lernt, lernt
auch die Erde zu verstehen, wer dafür Hochtechnologien entwickelt und einsetzt,
wird sie auch für eine sich nachhaltig und schonend entwickelnde Gesellschaft
einsetzten", sagte der Vorstandsvorsitzende des DLR. Dabei wies er zudem darauf
hin, dass die Exploration des Alls ebenfalls herausragende unternehmerische
Möglichkeiten bietet.
Diese neue Ära in der Raumfahrt werde internationale Partnerschaften durch
Teilhabe und die Verfolgung friedlicher Ziele stärken und insbesondere junge
Menschen inspirieren. "Unsere Form der Globalisierung ist konkurrenzlos", so
Wörner, "und genau darin liegt ihr größter Vorteil."
An der Entwicklung der "Global Exploration Strategy" sind aktuell folgende
Raumfahrtagenturen und -einrichtungen beteiligt: ASI (Italien), BNSC
(Großbritannien), CNES (Frankreich), CNSA (China), CSA (Canada), CSIRO
(Australien), DLR (Deutschland), ESA (European Space Agency), ISRO (Indien),
JAXA (Japan), KARI (Korea), NASA (Vereinigte Staaten von Amerika), NSAU
(Ukraine), Roscosmos (Russland).
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