28 neuen Exoplaneten in einem Jahr
von Stefan Deiters astronews.com
30. Mai 2007
Zwei Teams von Astronomen dominieren seit Jahren die Suche
nach extrasolaren Planeten: die Planetenjäger um Michel Mayor vom Observatorium
in Genf und die Gruppe um Geoff Marcy und Paul Butler in den USA. Letztere haben
innerhalb eines Jahres die Liste der bekannten Exoplaneten um 28 Planeten auf
236 Welten erweitert. Die Astronomen berichteten über ihre Entdeckungen am
Montag auf der Tagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in
Honolulu.
28 extrasolare Planeten, darunter auch
Mehrfachsysteme, entdeckte das Team um Geoff
Marcy innerhalb eines Jahres. Bild: NASA,
ESA und G. Bacon (STScI) |
Das Team um Geoff Marcy von der University of California
in Berkeley und der San Francisco State University und Paul Butler von
der Carnegie Institution of Washington hat bei den Entdeckungen mit dem
Anglo-Australian Planet Search-Team um Chris Tinney von der
australischen University of South Wales zusammengearbeitet. Außer den
28 Planeten entdeckte das Team innerhalb eines Jahres noch sieben Braune Zwerge
- also Sterne, die zu klein sind, um selbst nukleare Fusionsprozesse zu zünden -
und zwei Objekte, bei denen es sich entweder um riesige Gasplaneten oder um
kleine Braune Zwerge handeln könnte.
Alle Entdeckungen gelangen den Astronomen mit Hilfe der
Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der man aus dem Wackeln, das ein umlaufender
Planet bei seiner Sonne verursacht, auf den Planeten selbst zu schließen
versucht. Das Team, so erläuterte Jason T. Wright, der als Wissenschaftler in
Berkeley arbeitet, sei mit der Zeit immer besser geworden, dieses Wackeln der
Sterne auch zu entdecken, so dass inzwischen immer masseärmere Planeten oder auch
Planeten mit größeren Umlaufbahnen entdeckt werden könnten, die weniger
Störungen verursachen.
"Wir haben zwölf Prozent zur Gesamtzahl der bekannten Exoplaneten allein im letzten
Jahr beigetragen", so Wright, "und darauf sind wir sehr stolz. Durch die
Entdeckungen gibt es nun einige Planetensysteme mehr, so dass man deren
Eigenschaften besser untersuchen kann." Die Mitglieder des Teams haben über die
Entdeckungen in Beiträgen in verschiedenen Fachzeitschriften berichtet, das
Gesamtresultat der Arbeit eines Jahres aber erstmals auf der Konferenz zusammenfassend
vorgestellt.
Unter den entdeckten Planeten befinden sich mindestens vier neue
Systeme mit mehr als einem Planeten sowie drei Systeme, in denen es neben
einem Planeten vielleicht auch einen Braunen Zwerg gibt. Nach Angaben von Wright
haben mindestens 30 Prozent der Sterne, um die ein Planet gefunden wurde, mehr
als einen Planeten. Weil aber kleinere Planeten und Planeten, die in einem
größeren Abstand um ihre Sonne kreisen schwieriger zu entdecken sind, sollte der
Anteil der Sonnen mit mehr als einem Planeten in den nächsten Jahren noch weiter
steigen. "Würden wir unser Sonnensystem aus großer Entfernung betrachten,
könnten wir mit unserer Technik gerade einmal den Jupiter nachweisen", so
Wright.
Drei der 28 Exoplaneten umkreisen Sterne, die mit der 1,6 bis 1,9-fachen
Masse der Sonne deutlich massereicher sind als unser Zentralgestirn. Planeten
um solche massereichen Sonnen, sogenannte A- und F-Sterne, sind das
Spezialgebiet von John Asher Johnson. Planeten um diese Sterne sind schwer zu
entdecken, weil die Sonnen schnell rotieren und auch pulsierende Atmosphären
haben, die das verräterische "Wackeln" eines Planeten leicht überdecken
können.
So hat sich Johnson bei der Suche auf eine besondere Phase im Leben dieser
massereicheren Sterne konzentriert, die beginnt, nachdem der Wasserstoffvorrat
der Sterne nahezu verbraucht ist. Die Sonnen sind dann so "ruhig", dass eine
Entdeckung von Planeten möglich wird.
Zusammen mit den neu entdeckten Planeten hat Johnson nun eine Liste von
neun Planeten um diese massereicheren Sonnen zur Verfügung, so dass sich erste
Schlussfolgerungen ziehen lassen: Planeten um massereichere Sterne scheinen
danach weiter von ihrer Sonne entfernt zu sein. "Nur einer der neun Planeten umkreist seinen Zentralstern in einem
Abstand, der geringer ist als eine Astronomischen Einheit (also die mittlere
Entfernung der Erde von der Sonne) ", erläutert Johnson. "Keiner ist näher als
0,8 Astronomische Einheiten, was sich deutlich von der Verteilung um
sonnenähnliche Sterne unterscheidet."
Auch die Wahrscheinlichkeit einen Jupiter-ähnlichen Planeten zu besitzen,
scheint für massereiche Sterne größer zu sein: Die Wahrscheinlichkeit eines
solchen Planeten in einem Abstand von bis zu zwei Astronomischen Einheiten ist
für Sterne mit einer Masse zwischen 1,3 und zwei Sonnenmassen 8,7 Prozent, für
Sterne mit einer Masse zwischen 0,7 und 1,3 Sonnenmassen lediglich vier Prozent
und nur 1,2 Prozent für M-Zwerge mit einer Masse von weniger als 0,7
Sonnenmassen.
Ob dieser Trend sich auch nach weiteren Funden von Planeten um massereichere
Sterne bestätiget oder sich als Resultat der geringen Anzahl von bislang
bekannten Planeten um diese Sternentypen erweist, bleibt abzuwarten. Das Team aus
Kalifornien hat jedenfalls schon 450 massereichere Sterne auf der
Beobachtungsliste, um hier Klarheit zu schaffen.
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Ferne Welten - die astronews.com-Berichterstattung über die Suche nach
fernen Planeten
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