Schutzschilde für Raumschiffe bald Realität?
von Stefan
Deiters
astronews.com
20. April 2007
Schilde hoch - nach diesem Befehl sind die Besatzungen an
Bord von Schiffen aus dem StarTrek-Universum vor den meisten Gefahren des
Weltalls geschützt. Eine solche Schutzschild-Technologie wäre auch für
ausgedehnte Missionen zum Mond und zum Mars äußerst praktisch, dachten sich
Wissenschaftler des britischen Rutherford Appleton Laboratory. Jetzt
wollen sie im Labor versuchen, einen solchen Schutzschild zu entwickeln.
Eine künstliche Magnetosphäre könnte Astronauten
vor kosmischer Strahlung schützen -das glauben zumindest
britische Wissenschaftler. Bild: Royal Astronomical
Society |
Fast alle Weltraumagenturen haben in den vergangenen Jahren angekündigt, dass
sie in den kommenden beiden Jahrzehnten die Erforschung des Mondes intensivieren
und teilweise auch Menschen zum Erdtrabanten schicken wollen. Eine Rückkehr zum
Mond soll gleichzeitig auch der erste Schritt für ein noch weitaus größeres
Projekt sein: eine bemannte Mission zum roten Planeten Mars.
Doch je länger Missionen dauern, desto größer ist auch das potentielle Risiko
für die beteiligten Astronauten. Dabei denken Raumfahrtexperten nicht einmal so
sehr an mögliche Unfälle und Katastrophen, sondern an die ganz normale
Strahlenbelastung, die im freien Weltall schnell gesundheitsschädliche Höhen
erreichen kann.
Während der Mondmissionen vor über 30 Jahren waren die Astronauten maximal zehn
Tage im All und hatten zudem das Glück, dass sie sich nicht während einer gewaltigen
solaren Eruption im All befanden, durch die ihr Raumschiff mit tödlicher
Strahlung durchflutet worden wäre. Andernfalls hätten die Helden von damals ihre
Mission kaum lange überlebt und die Geschichte der Raumfahrt sähe etwas anders
aus.
Auf der Internationalen Raumstation gibt es für Zeiten mit besonders hoher
Strahlenbelastung einen Bereich, der über extra dicke Wände verfügt. Diese
Option besteht für längere Missionen in die Weiten des Alls allerdings nicht, da
solche dicken Wände die Raumschiffe einfach zu schwer machen würden. Zudem hat
man herausgefunden, dass auch ständige Strahlung mit geringer Intensität
langfristig der Gesundheit der Astronauten schaden kann.
Auf der Erde schützt uns unsere dicke Atmosphäre und das Erdmagnetfeld, das weit
ins All hinausreicht und die gefährlichsten Partikel von der Sonne ablenkt. Und
genau hier wollen die Forscher des britischen Rutherford Appleton Laboratory
ansetzen, wie Dr. Ruth Bamford am Mittwoch auf dem National Astronomy Meeting
der Royal Astronomical Society berichtete. Die Wissenschaftler
planen, in ihrem Laboratorium eine kleine Magnetosphäre zu generieren, um so
herauszufinden, ob ein solches Schutzschild auch eingesetzt werden könnte, um
Mond- und Marsmissionen zu schützen.
Das ist allerdings leichter gedacht als ausgeführt. Damit das alles auch an Bord
eines Raumschiffes funktioniert, müssen die Wissenschaftler die neusten
Technologien aus den unterschiedlichsten Bereichen verwenden: So könnte das
Magnetfeld durch einen supraleitenden Ring an Bord des Raumschiffs erzeugt
werden. Außerdem sollen Techniken zur Eingrenzung von Magnetfeldern Anwendung
finden, die für nukleare Fusionsexperimente entwickelt wurden.
Ob die Vorstellung eines magnetischen Schutzschildes an Bord von Raumkapseln
realistisch ist, werden die zukünftigen Arbeiten von Bamford und ihren Kollegen
zeigen. Noch ist also nicht klar, ob der Kommandant der ersten bemannten
Marsmission wirklich einmal den bekannten Befehl geben kann: "Schilde hoch."
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