Kommunikations-Satelliten aus Deutschland
Redaktion / DLR
astronews.com
29. März 2007
Ein Vierteljahrhundert lang wurden in Deutschland keine
Kommunikations-Satelliten mehr gebaut. Doch das soll sich nun ändern: Die
Europäische Weltraumorganisation ESA vergab gestern einen Großauftrag zum Bau
der Satellitenplattform SmallGeo an ein Bremer Unternehmen. Damit dürften
es künftig auch in Europa wieder einen Anbieter für kleine
Nachrichten-Satelliten geben.
Ein Kommunikations-Satellit aus Deutschland: SmallGeo. Bild:
ESA / P. Carril
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Seit 25 Jahren wurden in Deutschland keine Kommunikations-Satelliten mehr
gebaut. Nun ändert sich die Situation grundlegend. Mit einem Großauftrag von 115
Millionen Euro an den Bremer Satellitenbauer OHB für den Satellitenbus
SmallGeo wird eine deutsche mittelständige Firma Systemführer im Bereich der
kleinen Nachrichten-Satelliten. Die Hälfte des Geldes für den Auftrag, den die
Europäische Weltraumorganisation ESA vergibt, stammt aus Deutschland.
Transponder und Verstärker sollen von der Firma TESAT-Spacecom in
Backnang bei Stuttgart gebaut werden.
"Über diese Rückkehr in den internationalen Reigen der Systemhersteller für
Kommunikations-Satelliten sind wir sehr stolz", erklärte Walter Döllinger,
Programmdirektor Raumfahrt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)
in Berlin. "Wir haben uns in Europa erfolgreich dafür stark gemacht, dass der
deutsche Satellitenbau diesen fetten Auftrag erhält. So fließt das Geld der
deutschen Steuerzahler über die europäische Weltraumagentur ESA wieder zurück
nach Deutschland. Dies macht uns international konkurrenzfähig, und in
Deutschland lösen wir Innovationen aus und schaffen neue Arbeitsplätze",
erklärte er.
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat das Bremer Unternehmen OHB-System
als Hauptauftragnehmer ausgewählt, um gemeinsam mit europäischen Partnern eine
neue Satellitenlinie zu entwickeln. Der Zuschlag für das norddeutsche
Unternehmen etabliert einen neuen Anbieter auf dem europäischen Satellitenmarkt.
Damit kann Europa nach langer Abstinenz wieder kleine Nachrichten-Satelliten der
Gewichtsklasse um drei Tonnen auf dem Weltmarkt anbieten. Von den beiden großen
Satelliten-Systemherstellern (Alcatel/Thales und EADS Astrium) werden
Nachrichten-Satelliten in der Bandbreite von 3kW bis 18kW angeboten.
Mit der gestrigen Unterzeichnung des Kooperationsabkommens zwischen dem
Hauptauftragnehmer OHB und den ebenfalls am Bau beteiligten Kooperationspartnern
Swedish Space Corporation (Schweden), Oerlikon Space AG (Schweiz)
und Luxspace Sarl (Luxemburg) fällt der Startschuss für den Bau des
ersten Satelliten. 2010 soll er bereits die Erde umkreisen. Zu den
Besonderheiten von SmallGeo zählen der modulare Aufbau, die innovative
Technik, der Leistungsbereich um 3kW und 300 Kilogramm Nutzlast, die Lebensdauer
von 15 Jahren und die Lieferzeit von weniger als 18 Monaten ab Bestellung. Der
SmallGeo-Satellit soll von einem kommerziellen Betreiber eingesetzt
werden. Derzeit laufen erfolgversprechende Gespräche mit allen namhaften
Satellitenbetreibern.
Kleine Satelliten haben den Vorteil, dass sie weniger Kapital als Großsatelliten
binden. Zudem verringern sie das Gesamtrisiko bei einem Ausfall. Sie lassen sich
schnell und flexibel einsetzen. Marktstudien schätzen die Nachfrage nach
geostationären Kleinsatelliten auf bis zu acht pro Jahr. Dieser Markt wird
bisher nicht von europäischen Produkten bedient. Satelliten der betreffenden
Leistungsklasse werden außer in der kommerziellen Satellitenkommunikation für
die Übertragung von Daten oder Fernsehprogrammen auch für strategische Ziele und
hoheitliche Aufgaben eingesetzt.
Der von der ESA vergebene Auftrag gehört zu dem europäischen Programm ARTES-11 (Advanced
Research in Telecommunication Systems), einem Programm innerhalb des
Telekommunikationsprogramms der ESA. ARTES 11 besteht aus den Subelementen für
die Entwicklung der Plattform SmallGeo und der eigentlichen Mission. An
dem Programm beteiligen sich acht europäische Staaten: Dänemark, Deutschland,
Finnland, Luxemburg, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien. Der deutsche
Anteil beträgt rund 50 Prozent. Das Gesamtvolumen für die Entwicklung des
Satellitenbus liegt bei etwa 115 Millionen Euro.
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