DLR legt detaillierte Karten vom Mars vor
Redaktion / DLR
astronews.com
13. Februar 2007
Eine bemannte Mission zum Mars wird noch über 20 Jahre auf
sich warten lassen, doch die ersten detaillierten Karten unseres Nachbarplaneten
legte das DLR nun schon einmal vor. Basierend auf den Daten der High Resolution Stereo Camera (HRSC) an Bord der Raumsonde
Mars Express zeigen die Kartenblätter die Region Iani Chaos. Soll der
gesamte Planet so dargestellt werden, wären über 10.000 Blätter nötig.
Topographische Bildkarte des Südteils der Region Iani Chaos auf
dem Mars im Maßstab 1:200.000. Die Bilddaten wurden von der High
Resolution Stereo Camera (HRSC) auf der ESA-Mission Mars Express
aufgenommen. Die Karte ist Teil des Standardkartenwerks "Topographic
Image Map Mars 1:200.000". Karte: Technische Universität
Berlin (2005). Bilddaten: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum). [Großansicht] |
Eines der wichtigsten Ziele der ESA-Mission Mars Express ist es, die
Oberfläche unseres Nachbarplaneten vollständig in hoher Auflösung, in Farbe und
in "3-D" abzubilden. Zu diesem Zweck tastet die vom Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) betriebene High Resolution Stereo Camera (HRSC) seit
mehr als drei Jahren die Marsoberfläche ab. Aus den auf diese Weise gewonnenen
Daten lassen sich so genannte "digitale Geländemodelle" erstellen, die als
Grundlage für detaillierte Marskarten dienen, in denen auch die
Höheninformation, also die Topographie, enthalten ist. Bei einer Bildauflösung
von bis zu zehn Metern pro Bildpunkt lassen die Landkarten vom Mars kleinste
Details im Gelände erkennen, wie die jetzt vom DLR vorgestellten Blattschnitte
der zerklüfteten Iani Chaos-Region zeigen.
Iani Chaos ist ein extrem zerklüftetes, von der Erosion geprägtes Gebiet im
Marshochland mit einer Länge von 330 Kilometern und einer Breite von 430
Kilometern, etwa bei 3 Grad südlicher Breite und 340 Grad östlicher Länge
gelegen. Einzelne Felsblöcke und Hügel bilden eine zerklüftete
Oberflächenstruktur in "chaotischer" Anordnung. Diese Terrassen und "Inselberge"
sind Überbleibsel der vormals existierenden Oberfläche des alten Marshochlands,
die in sich zusammengestürzt ist, nachdem sich im Untergrund Hohlräume gebildet
hatten. Wahrscheinlich wurde Eis in diesen Hohlräumen durch vulkanische Wärme
zum Abtauen gebracht und ergoss sich dann über die Ausflusskanäle der Ares
Valles in das nördliche Tiefland. Auf Grund der Hinweise, dass diese Landschaft
durch Wasser geformt wurde, ist sie von besonderem geologischem Interesse (astronews.com
berichtete).
Erzeugt werden diese Karten vom am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) angesiedelten HRSC-Experiment-Team und dem HRSC-Wissenschaftsteam. Die
jetzt vorgestellten Kartenblätter wurden an der Technischen Universität Berlin
von Professor Jörg Albertz und seinem Mitarbeiter Stephan Gehrke, beide vom
Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der TUB, in Kooperation mit dem
DLR-Institut für Planetenforschung erzeugt. Sie beruhen auf digitalen
Geländemodellen, die vom HRSC-Experiment-Team am DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof unter der Leitung von Professor Ralf
Jaumann systematisch erzeugt werden. Die wissenschaftliche Leitung des
HRSC-Experiments auf Mars Express liegt beim Principal Investigator
Professor Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin.
Die Karten zeigen die Iani Chaos-Region nahe dem Marsäquator in verschiedenen
Maßstäben. Iani Chaos ist ein wild zerklüftetes Gebiet, dessen markante
Landschaft anhand der Höhenlinien in den Karten gut nachvollzogen werden kann.
Die Verarbeitung der HRSC-Bilddaten ermöglicht die Erzeugung von exzellenten
farbigen 3-D-Daten, die sehr gut für die Ableitung qualitativ hochwertiger
Kartenprodukte geeignet sind. Als Standardkartenwerk des HRSC-Experiments auf
der Mission Mars Express geplant war die "Topographische Bildkarte Mars
1:200 000", auf der ein Zentimeter auf der Karte zwei Kilometern in der
Wirklichkeit entspricht. Die Höhenangaben beziehen sich auf ein hypothetisches
Null-Niveau, da der Mars im Gegensatz zur Erde keine Meeresfläche als Nullmarke
hat.
Dieses Standardwerk würde, wenn es denn realisiert wird, nicht nur die
eigentlichen Geländeinformationen, sondern auch die Namen von Kratern, Bergen,
Tälern und anderen Geländeinformationen enthalten. Bisher wurden davon im Rahmen
der deutschen HRSC-Experiment-Förderung einige Beispielblätter erstellt. Eine
Umsetzung des gesamten, extrem umfangreichen Kartenwerkes könnte jedoch nur im
Rahmen einer zurzeit diskutierten, umfassenderen Anstrengung für ein planetares
Kartierprogramm auf europäischer Ebene erfolgen. Sollte dieses Kartenwerk
zustande kommen, würde die Mars-Oberfläche in 10.372 einzelnen Kartenblättern in
flächentreuen Kartenprojektionen abgedeckt.
|