Seen aus flüssigem Methan
von Stefan
Deiters
astronews.com
4. Januar 2007
Den Verdacht gab es schon länger, doch dank der
detaillierten Auswertung von Radardaten der amerikanische Raumsonde Cassini,
glauben amerikanische Wissenschaftler nun fest daran, dass es auf dem Saturnmond
Titan Seen aus flüssigem Methan gibt. Die Forscher berichten über ihre
Ergebnisse in der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.
Eingefärbtes
Radarbild der Titanoberfläche. Die Farben wurden
entsprechend der Intensität der Radarreflexion gewählt und
entsprechen nicht dem, was das menschliche Auge sehen würde. Bild: NASA
/JPL / USGS [vergrößerte Gesamtansicht] |
Die Daten, die den neuen Erkenntnissen zu Grunde liegen, stammen von einem
Vorüberflug Cassinis vom 22. Juli 2006. Danach handelt es sich bei den
dunklen Flecken auf den Radarbildern der Titan-Oberfläche tatsächlich um Seen.
Die Wissenschaftler entdeckten über 75 dieser Seen, die einen Durchmesser von
drei bis zu über 70 Kilometern haben. "Was man auf Titan sieht, ähnelt sehr den
Seen auf der Erde. So gibt es Zuläufe, die die Seen speisen, genauso wie Flüsse
auf der Erde in Seen münden. Die ganze Form, der Küstenbereich and andere
geologische Aspekte sehen sehr vertraut aus", beschreibt Dr. Ellen Stofan von
Proxemy Research in Washington die Entdeckung.
Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Die Seen auf Titan sind
nicht mit Wasser gefüllt, sondern vermutlich mit flüssigem Methan. Auch scheinen
einige der entdeckten Seen ausgetrocknet zu sein, andere sind nur teilweise,
wieder andere voll gefüllt. Die Forscher vermuten daher, dass Seen in dieser
Region des Saturntrabanten eventuell nur temporäre Phänomene sind.
15 der entdeckten Seen sind offenbar vollständig mit Flüssigkeit gefüllt und
zeigen keinerlei Spuren von Erosion. Sie ähneln irdischen Seen in
Einschlagkratern oder erloschenen Vulkanen. Allerdings glauben die
Wissenschaftler nicht, dass es sich auch bei den Titan-Seen um gefüllte
Einschlagkrater handelt, halten jedoch einen vulkanischen Ursprung für möglich.
Die Seen in der nördlichen Hemisphäre des Titan liefern auch den bislang
besten Beweis für einen aktiven "hydrologischen" Kreislauf, der allerdings nicht
auf Wasser, sondern vermutlich auf Methan beruht. Die Seen füllen sich
beispielsweise im Titan-Winter durch Methan-Regenfälle und werden ständig
größer. Im Sommer dagegen schrumpfen die Seen oder trocknen sogar aus.
"Damit ist Titan der erste Körper im Sonnensystem außer der Erde mit einem
aktiven Flüssigkeitskreislauf", so Stofan. "Auf der Erde haben wir den
hydrologischen Kreislauf, für Titan müssen wir uns am besten einen neuen
Begriff, etwa methanologischen Kreislauf, ausdenken. Es ist der erste Ort im
Sonnensystem, den wir gefunden haben, auf dem es auch Regen, Erosion und Seen
gibt und vermutlich auch jahreszeitliche Schwankungen. Auf Mars gab es all dies
vermutlich vor sehr langer Zeit, aber auf Titan passiert das in diesem Moment
und das macht die Entdeckung wissenschaftlich so faszinierend."
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