Sonnenkorona erfolgreich vorhergesagt
von Rainer Kayser
3. Juli 2006
Koronale Massenauswürfe von der Sonne können auf der Erde
nicht nur für faszinierende Polarlichter, sondern auch für erhebliche Probleme
sorgen. Wünschenswert wäre daher eine möglichst genaue Vorhersage des so
genannten Weltraumwetters. Ein erster Schritt ist jetzt getan: Forschern gelang
es, Form und Aktivität der Sonnenkorona vorherzusagen.
Die Sonne während der totalen Sonnenfinsternis am 29. März
(kombinierte Aufnahme von Beobachtungen von der Erde und von
SOHO). Bild: The Williams College Eclipse Expedition with
support from NSF / NASA /National Geographic
Vorhersage des Sonnenkorona-Modells. Bild: SAIC / NASA /NSF
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Amerikanischen Forschern ist es erstmalig gelungen, die Form und Aktivität der
Sonnenkorona über eine Woche im Voraus vorherzusagen. Die Wissenschaftler
präsentierten ihre Computersimulationen in der vergangenen Woche auf einer
Fachtagung der Sonnenforscher in den USA. Die erfolgreiche Simulation der
Sonnenkorona legt die Grundlage für eine künftige Vorhersage von Sonnenstürmen,
die Astronauten im All, sowie Telekommunikations- und Stromversorgungsnetze auf
der Erde gefährden können.
"Mit solchen Modellen können wir künftig vorhersagen, ob koronale
Massenauswürfe die Erde treffen - und was sie dann anrichten", erläutert Zoran
Mikic von Science Applications International Corporation die Hoffnung der
Forscher. Doch zugleich warnt er vor übertriebenen Hoffnungen: Es werde noch
über zehn Jahre dauern, bis sich individuelle Sonnenstürme mit ausreichender
Genauigkeit prognostizieren lassen.
Die Sonnenkorona ist die mehrere Millionen Grad heiße äußere Gashülle der
Sonne. Das heiße Gas ist mit magnetischen Feldern verwoben, die aus dem
Sonneninneren nach außen dringen. Schnelle Veränderungen dieser Magnetfelder
können zu koronalen Massenauswürfen, also dem Ausstoß großer Gasmengen, führen.
Die Modellierung der Sonnenkorona durch Mikic und seine Kollegen basiert auf
Messungen der magnetischen Aktivität der Sonnenoberfläche, die der
europäisch-amerikanische Satellit Soho liefert. Die Simulation des
Energietransports von der Oberfläche der Sonne in die Korona benötigt selbst auf
den von den Forschern verwendeten Supercomputer der NASA und der National
Science Foundation mit insgesamt 700 Prozessoren noch vier Tage Rechenzeit.
Die Bewährung des Modells kam bei der totalen Sonnenfinsternis am 29. März.
Während der Totalität ist die helle Scheibe der Sonne durch den Mond bedeckt und
die Korona ist auch von der Erde aus sichtbar. Die Form der Korona während
dieser Finsternis zeigte eine hervorragende Übereinstimmung mit den bereits 13
Tage zuvor von Mikic und seinen Kollegen abgegebenen Prognosen. Da die
physikalischen Vorgänge in der Korona von den Sonnenforschern noch nicht
vollständig verstanden werden, setzt Mikic auf eine Weiterentwicklung der
Theorien, um die Vorhersagen weiter zu verbessern. Weitere Verbesserungen könnten
noch genauere Messungen der magnetischen Aktivität auf der Sonne durch das
Solar Dynamics Observatory bringen, das die Nasa übernächstes Jahr ins All
schießen will.
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