Lavakanäle auf dem Mars
Redaktion / DLR
astronews.com
29. Mai 2006
Neue Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der
ESA-Sonde Mars Express zeigen einen Teil des Vulkans Pavonis Mons. Die
auf den Aufnahmen sichtbaren Lavakanäle sind Zeugnis der vulkanischen
Vergangenheit des Roten Planeten.
Der Schildvulkan Pavonis Mons. Norden ist
rechts. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Pavonis Mons, der mittlere der drei Tharsis-Schildvulkane, erhebt sich bei einem
Durchmesser von mehr als 300 Kilometern etwa zwölf Kilometer über seine
Umgebung. Die auf dem Foto sichtbaren Oberflächenstrukturen liegen an der
Südwestflanke des Vulkans. Wissenschaftler glauben, dass es sich bei den heute
sichtbaren Strukturen um Lavakanäle handelt, in denen während der
Vulkanausbrüche unter einer erstarrten Oberfläche das glutflüssige Gestein den
Hang hinab floss.
Strömte die Lava anfangs von ihrer Austrittsstelle direkt über die Oberfläche
des Vulkans, kühlte sich die Oberseite der Lava bald ab und erstarrte zu festem
Gestein. Unter diesem vor rascher Abkühlung isolierenden "Deckel" konnte
weitere, aus dem Förderschlot austretende, heiße und relativ dünnflüssige Lava
noch längere Zeit fließen. Nachdem jedoch die Förderung von Lava am oberen Ende
einer solchen Röhre zum Erliegen kam, leerten sich die Fließkanäle. Im Laufe der
Zeit stürzten die Decken der Tunnel ein und legten die heute sichtbaren
Strukturen frei.
Aus den Dimensionen der Hohlformen lässt sich schließen, dass in den Lavakanälen
vermutlich große Mengen an geschmolzenem Gestein geflossen sein mussten. Der
längste, auf den direkten Draufsichten erkennbare Lavakanal erstreckt sich im
Nordwesten des Bildausschnittes über 59 Kilometer und variiert in der Breite von
1,9 Kilometer nahe seiner Quelle bis zu weniger als 280 Meter am unteren Ende.
Weiterhin sind so genannte, im Englischen als "Pit Chains" bezeichnete
Strukturen sichtbar: Diese "Grubenketten" sind linear aneinander gereihte,
kreisförmige Hohlformen, welche als Einsturztrichter interpretiert werden
können. Im Südwesten scheinen die offen liegenden Kanäle teilweise durch
nachfolgende Lavaströme überprägt worden zu sein. Im Nordwesten, oberhalb der
Austrittsstellen der Lavakanäle, ist entlang der Vulkanflanke eine klare
Trennung zwischen einem helleren, höher gelegenen Oberflächenmaterial und dem
sich südlich anschließenden tiefer gelegenen, dunkleren Material zu erkennen,
das mit dem Beginn der Lavagräben wiederum in eine hellere Oberfläche übergeht.
Durch die Erforschung der Marsvulkane mit den hochauflösenden 3-D-Bilddaten des
HRSC-Experiments auf Mars Express können die Wissenschaftler neue
Informationen über diesen faszinierenden Planeten gewinnen. So kann man
beispielsweise aufgrund der nur gemäßigt steilen, mit wenigen Grad Hangneigung
ansteigenden Flanken und das insgesamt abgeflachte, domartige Erscheinungsbild
des Vulkans in Form eines flachgewölbten Schildes eine Entstehung von Pavonis
Mons durch relativ dünnflüssige (niedrig viskose) Gesteinsschmelzen schließen.
Die Bilddaten wurden im Orbit 902 aufgenommen und zeigen hiervon einen
Ausschnitt bei etwa 0,6 Grad südlicher Breite und 246,4 Grad östlicher Länge.
Die Auflösung beträgt ungefähr 14,3 Meter pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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